
Nach dem 0:0 im Stadtderby gegen Atletico Madrid am Samstag, hat Real Madrid bereits zehn Punkte Rückstand auf Tabellenführer Barcelona. Die Titelverteidigung in der Liga ist in sehr weite Ferne gerückt. Ein unverkennbarer Grund dafür ist die anhaltende Schwächephase der Torjäger Ronaldo und Benzema. In diesem Zusammenhang rückt nun logischerweise auch Trainer Zinedine Zidane in die Kritik.
Krisenstürmer Benzema anstatt Top-Torjärger Asensio
Spätestens jetzt, nach 12 Liga-Spieltagen, ist es nicht mehr wegzudiskutieren: Cristiano Ronaldo und Karim Benzema sind in einer handfesten Krise. Ronaldo steht als amtierender Weltfußballer und Torjäger vom Dienst natürlich besonders im Fokus. Ein Ligator in acht Einsätzen ist für einen Spieler wie ihn absolut erschütternd, vor allem im Angesicht seiner vielen Abschlüsse und Chancen. Doch immerhin in der Champions League trifft er weiter zuverlässig, wie sechs Tore in vier Spielen eindrucksvoll beweisen. Diesen Bonus kann Karim Benzema nicht aufweisen, er traf in der „Königsklasse“ noch gar nicht und kommt, wie Ronaldo, auch nur auf einen Ligatreffer in acht Einsätzen.
Außerdem besteht natürlich eine große Differenz was das jeweilige Standing der beiden angeht. Ronaldo ist nach wie vor der unangefochtene Star der Mannschaft. Niemand stellt in Abrede, dass die Mannschaft ihn in Bestform benötigt, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Daher sind alle bemüht ihm zu helfen, damit er den Bock schnellstmöglich umzustoßen vermag. Niemand zweifelt daran, dass er weiter aufgestellt werden sollte. Bei Benzema sieht das schon anders aus, vor allem, weil mit Marco Asensio der bisher beste Liga-Torschütze Reals abermals an seiner statt auf der Bank Platz nehmen musste. Damit ist ein Großteil der Fans und Experten nicht einverstanden, was Zidane viel Kritik einbringt.
Marco Asensio ist einer der wenigen Lichtblicke Reals in der bisherigen Saison. Ihm gelangen vier Tore und zwei Assists in seinen 12 Ligaspielen, wobei er lange nicht immer durchspielte oder auch nur in der Startelf stand. Gerade in den wirklich wichtigen Spielen, wie gegen Atletico oder in der Champions League gegen Tottenham, bekam er kein Mandat von Trainer Zidane. Der Franzose traut dem Youngster offenbar nicht gänzlich zu, dass er auch in solchen Spielen glänzen könnte. Daher bekommt zumeist Karim Benzema, von dem Zidane eine sehr hohe Meinung hat, den Vorzug.

Benzema – mehr als ein Torjäger
Aller Kritik zum Trotz, lohnt sich ein genauerer Blick auf Benzema. Der Franzose ist kein gewöhnlicher Stürmer und bei weitem mehr als seine Statistik. Seine 124 Tore und 71 Vorlagen in 252 La Liga Spielen sind zwar sehr beachtlich, aber erzählen wenig über seine größten Qualitäten. Benzema ist ein äußerst spielstarker Stürmer, er bewegt sich sehr gut zwischen den Linien des Gegners und schafft nicht zuletzt durch clevere Läufe Räume für seine Mitspieler. Zudem verfügt er über eine ausgezeichnete Technik und ein sehr gutes Auge für die Situation. Er spielt gute Pässe, verteilt den Ball auch gerne nochmal in der letzten Linie und ermöglicht seinen Mitspielern zu brillieren. Gerade an der Seite von Ronaldo und Bale (wenn er mal fit ist), kann er seine Fähigkeiten gut ausspielen, ohne selbst unbedingt in den Vordergrund zu treten. Zuletzt gab er freimütig bekannt, dass Ronaldo „natürlich viel egoistischer“ spielen würde als er, er hätte damit aber auch kein Problem.
Es ist zu bezweifeln, ob andere Mittelstürmer eine solche Rolle überhaupt spielen könnten, da sie vor allem selbst in Erscheinung treten wollen würden. Daher ist Benzema, an Seite eines starken Ronaldos und eines starken Bales, eine Art Optimalbesetzung im Sturm der Königlichen. Aktuell leidet er daher auch nicht zuletzt auch unter der Schwäche Ronaldos und unter der Abwesenheit Bales. Deshalb ist ein Abgesang auf den Franzosen eindeutig zu früh. Immerhin scheint Trainer Zidane um den tatsächlichen Wert seines Schützlings zu wissen – aller Kritik zum Trotz.

Wo die Kritik berechtigt ist
Ein wesentliches Problem bleibt jedoch, dass Real Madrid kaum einen Plan B hat. Marco Asensio ist zwar sehr vielversprechend und weiß durchaus zu überzeugen, doch er ist eigentlich eher ein Außenspieler. Ein zweiter „richtiger“ Stürmer fehlt im Kader. Nominell gibt es ihn, doch Borja Mayoral, der in der vergangenen Saison an Wolfsburg verliehen war, genügt den Ansprüchen schlichtweg nicht, daran gibt es keinen Zweifel.
Vor diesem Hintergrund wiegt der Abgang von Alvaro Morata, der im Sommer zum FC Chelsea wechselte, umso schwerer. Der 25-jährige Spanier ist in London bestens eingeschlagen, in 11 Ligaspielen gelangen ihm bereits acht Tore und vier Assists. Er hätte für Real in dieser Phase eine große Hilfe sein können. Zuletzt kritisierte Ronaldo bereits öffentlich, dass man Morata (sowie James und Pepe) nicht hätte abgeben sollen. Die Rechnung dafür scheint man jetzt zu zahlen, vor allem, da kein Nachfolger für ihn verpflichtet wurde.
An dieser Stelle ist die Kritik an Zidane auch definitiv berechtigt. Er hätte sicherlich die Möglichkeit gehabt einen Nachfolger zu bekommen bzw. vielleicht sogar einen Verbleib zu erzwingen. Darauf hat er offenbar verzichtet, mit bekannten Folgen. Auch ansonsten scheint die Kaderplanung nicht allzu glücklich zu sein, da die „erste Elf“ nun sehr stark beansprucht wird und nicht besonders frisch wirkt. Dem hätte man präventiv begegnen können.

Wackelt Zidanes Stuhl?
Nach den bisher großen Erfolgen unter seiner Leitung und seinem Status im Verein, ist es sehr unwahrscheinlich, nahezu ausgeschlossen, dass man sich schnell von Zidane trennt. Sollte der sportliche Misserfolg jedoch anhalten und durch ein mögliches frühes Ausscheiden in der Champions League weiter verschärfen, könnte es aber sein, dass eine Trennung erfolgt. Das würde aber sicherlich nicht in Form einer schnöden Entlassung geschehen. Eine saubere Trennung zum Saisonende (oder bei einem extremen Verlauf zum Jahreswechsel) wäre eine wahrscheinlichere Variante. Zunächst wird man aber an ihm festhalten und versuchen eine Wende herbeizuführen.
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