Niclas Füllkrug hat den SV Werder Bremen kurz vor Ende des Transferfensters in Richtung Borussia Dortmund verlassen. Mit seinem neuen Arbeitgeber kann er sich erstmals auf internationaler Bühne beweisen. Sowohl für die Bremer als auch für den Angreifer bieten sich neue Chancen.
Füllkrug und Werder: Eine saubere Trennung voller Respekt
In Bremen wurde in diesem Sommer häufig über die Personalie Niclas Füllkrug (30) geredet. Bleibt der Nationalspieler an der Weser oder verlässt er den vierfachen deutschen Meister, um im Alter von 30 Jahren noch einmal einen großen Schritt in seiner Karriere zu wagen? Zuletzt sah es eher danach aus, dass er in Bremen bleiben und seinen Vertrag verlängern würde, da Angebote Mangelware waren. Doch kurz vor Ende der Transferphase hat Vizemeister Borussia Dortmund noch einmal zugeschlagen und den Angreifer von Werder Bremen verpflichtet. Damit verlieren die Bremer, die nach zwei Spieltagen mit null Punkten am Ende der Bundesliga-Tabelle stehen, den Torschützenkönig der vergangenen Saison.
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Die Ablösesumme für Füllkrug soll 13 Millionen Euro plus weitere zwei Millionen Euro an Boni betragen. Geld, welches man an der Weser gut gebrauchen kann. Das Verhältnis zwischen Werder Bremen und dem 30-Jährigen galt und gilt ohnehin als ein besonderes. Während der Transferphase wurde er oft auf einen potenziellen Wechsel angesprochen und spielte mit offenen Karten. Er machte keinen Hehl daraus, dass ihn das richtige Angebot reizen könnte, allerdings betonte er ebenfalls, dass Werder Bremen ein besonderer Verein für ihn wäre. Auch die Verantwortlichen des Klubs kommentierte die Gerüchte mit Offenheit. Clemens Fritz erwiderte immer wieder, dass man sich ein wirtschaftlich lukratives Angebot anhören würde.
Während sich andere Spieler aus ihren Verträgen streiken, verlief die Trennung von Werder und Füllkrug mit Stil und voller Respekt. Ein vorbildlicher Verlauf der beteiligten Parteien, der besonders den Bremern eine neue Chance bietet.

Werder kann sich neu aufstellen – jünger, breiter, schneller
Der Verlust von Füllkrug verursacht in Bremen sowohl auf sportlicher als auch auf menschlicher Ebene eine große Lücke, welche sich nicht so einfach schließen lässt. Sowohl in der Kabine als auch im Umfeld des Vereins wurde der Angreifer enorm geschätzt. Allerdings mussten die Bremer auch reagieren, wenn ein gutes Angebot kommt. Malt man sich das Szenario aus, dass der Stürmer der deutschen Nationalmannschaft nur eine dürftige Saison spielt, kassieren die Bremer im kommenden Sommer eine deutlich geringere Ablösesumme. Schließlich geht er dann mit 31 Jahren in sein letztes Vertragsjahr an der Weser. So birgt die Höhe der Ablösesumme eine Chance für die finanziell notorisch angeschlagenen Bremer.
Rund zehn Millionen Euro an Transferüberschuss musste die Bremer in diesem Sommer erzielen. Viel Geld wurde nicht ausgegeben, viele Spieler kamen ablösefrei nach Bremen. Zudem hat Werder diesen Transferüberschuss, unter anderem durch den Deal mit Leeds United für einen Wechsel von Ilia Gruev, auch ohne einen Transfer von Füllkrug erzielt. Rein theoretisch bedeutet dies, dass man die Millionen direkt wieder investieren könnte, was natürlich nicht geschehen wird. Dadurch ergibt sich aber dennoch die Chance, den Kader jünger, breiter und schneller aufzustellen. Außerdem kann man sich von seinem Topstar emanzipieren, ob man nun will oder nicht.
Zum einen muss der Kader verjüngt und Spieler, die das Potenzial für einen höheren Wiederverkaufswert haben, müssen geholt werden. Diese Chance besteht durch den Geldregen des Füllkrug-Transfers. Mit Linksverteidiger Olivier Deman (23) haben die Bremer noch eine Planstelle geschlossen. Zudem muss der Kader breiter werden, denn besonders die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, dass Ausfälle an der Weser nur schwer verdaut werden können. Letztendlich fehlt den Bremern in ihrem Spiel eine ganz wichtige Komponente: das Tempo. Auch in diesem Bereich kann man mit dem neuen Geld nachlegen. Das Problem ist lediglich der Zeitpunkt des Transfers.

Füllkrug als Konkurrenz für Haller? EM-Teilnahme in Gefahr?
Und wie sieht es bei Füllkrug aus? Bei der Weltmeisterschaft hat er sich im Trikot der deutschen Nationalmannschaft erstmals auf großer Bühne zeigen können und mit Bravour seine Klasse bewiesen. Diese Chance bietet sich beim BVB nun Woche für Woche, sofern er an Konkurrent Sebastian Haller (29) vorbeikommt. Sein Gehalt soll sich verdreifachen und er kann demnächst erstmals in der Champions League auflaufen. Eine Chance, die der 30-Jährige wahrnehmen musste. Natürlich birgt dieser Wechsel, ein Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land, auch Risiken. Denn wenn er nicht spielt, könnte er seinen sichergeglaubten Platz im Team von Hansi Flick verlieren.
Dennoch muss er diesen Schritt gehen, alleine um es sich selbst zu beweisen, dass er als deutscher Nationalspieler es auch bei den Topclubs der Bundesliga schaffen kann. Ob er es sportlich schafft, sich in die Startaufstellung von Edin Terzić zu spielen, wird sich zeigen. Binnen weniger als zwei Jahren hat es Füllkrug geschafft, sich von einem Auswechselspieler in der 2. Bundesliga zu einem Stürmer eines Champions-League-Teilnehmers zu machen. Diese Chance hat er sich verdient!
(Photo by Maja Hitij/Getty Images)


