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2. Bundesliga | Analyse der Auf- und Absteiger: Schafft Schalke 04 den direkten Wiederaufstieg?

27. Juli 2023 | Spotlight | BY Magdalena Schwaiger

Spotlight | Es geht endlich wieder los: die 2. Bundesliga steht in den Startlöchern. Direkt zum Auftaktspiel treffen zwei alte Hasen des deutschen Fußballs aufeinander – der Hamburger SV startet zu Hause gegen den FC Schalke 04. Die Knappen mussten trotz einer starken Rückrunde den direkten Wiederabstieg in die zweite Liga akzeptieren. Die Berliner Hertha ist zum sechsten Mal in der Vereinsgeschichte abgestiegen. Überraschungsteam der Saison könnte der SV Elversberg werden.

Elversberg als Überraschungsmannschaft?

Bleiben wir direkt bei den Elversbergern. Die Erfolgsgeschichte ist beinahe beispiellos. In der Saison 2021/22 gelang dem SVE der Aufstieg in die Dritte Liga, nachdem man zwei Spielzeiten hintereinander auf Platz Zwei landete. In der vergangenen Saison machte Horst Steffen (46), der schon seit 2018 im Verein ist, mit seiner Mannschaft dann den Durchmarsch in Liga Zwei perfekt.



Die Elversberger standen seit dem elften Spieltag in der dritten Liga durchgehend auf dem ersten Tabellenplatz. Die Herbstmeisterschaft wurde mit 44 Punkten eingetütet – eine so hohe Punktzahl gab es in der 3. Liga noch nie. Jetzt also der Aufstieg in die zweite Bundesliga – doch was bedeutet das für die 13.000-Einwohner-Gemeinde? Zunächst einmal muss das Stadion umgebaut werden, da die Ursapharm-Arena nicht für die 2. Bundesliga ausgerüstet ist.

Zusätzlich generiert der SVE mehr Einnahmen, da die Fernsehgelder für die zweithöchste deutsche Spielklasse deutlich höher sind als in Liga Drei. Der SV Elversberg ist durch den Aufstieg das erste Mal seit 17 Jahren wieder in der 2. Bundesliga vertreten, die Mannschaft soll zunächst nur punktuell verstärkt werden.

SV Elversberg

(Photo by Andreas Schlichter/Getty Images for DFB)

Leistungsträger wie Maurice Neubauer (27), Manuel Feil (28) und Luca Schnellbacher (29) stehen ohnehin noch unter Vertrag – Steffen, der Erfolgscoach der Elversberger, verlängerte seinen Vertrag vorzeitig bis zum Jahr 2026. Zu Beginn der neuen Saison wartet auf die Elversberger gleich ein Top-Gegner: Am ersten Spieltag muss die SV zu Hannover 96, denen sich erst wenige Wochen vor Saisonbeginn Marcel Halstenberg (31) anschloss. Der ehemalige deutsche Nationalspieler bringt internationale Klasse zu den Hannoveranern.

In der 2.Bundesliga warten natürlich andere Kaliber auf den SVE als bisher, doch die Erfolgsgeschichte der Mannschaft aus dem Saarland scheint noch nicht zu Ende geschrieben – sie könnten gut und gerne das Überraschungsteam der Saison werden.

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Osnabrück und Wehen sind zurück

Der zweite Aufsteiger aus der zweiten Bundesliga ist der VfL Osnabrück. Die meisten Fußballbegeisterten dürften die Saison des VfL zumindest mit einem Auge im Blick behalten haben, denn Coach der Osnabrücker ist seit August 2022 kein Geringerer als der Bruder von Weltmeister Bastian Schweinsteiger (38), Tobias Schweinsteiger (41). Im März des laufenden Jahres verlängerte er seinen Vertrag dann auch noch vorzeitig – das könnte der Anfang des Märchens rund um den Aufstieg gewesen sein.

Für Platz Zwei hinter dem SV Elversberg lieferten sich der VfL Osnabrück und Wehen Wiesbaden bis zur allerletzten Spielminute ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. In der 96. Minute erzielte Jannes Wulff den erlösenden Siegtreffer – Wiesbaden feierte da schon den sicher geglaubten Aufstieg. Für Tobias Schweinsteiger und seine Mannschaft ist es der siebte Aufstieg in die zweite Liga – kein anderer Verein schaffte so häufig den Sprung in die Zweitklassigkeit.

Der Kader der Osnabrücker bekommt für die neue Saison auch Verstärkung aus der ersten Bundesliga. Lars Kehl (21) wechselte vom SC Freiburg, Florian Bähr (20) von der TSG 1899 Hoffenheim und Lennart Grill (24) kommt vom Neu-Champions League-Teilnehmer Union Berlin. Durch den Aufstieg mussten die Osnabrücker jedoch auch einige Top-Kräfte abgeben, die das Interesse dauerhafterer Teilnehmer der zweiten Liga geweckt hatten. Ba-Muaka Simakala (26) etwa wechselte zu Holstein Kiel. Für Omar Traore (25) führt der Weg sogar in die 1. Bundesliga, der 25-Jährige läuft ab der kommenden Saison für den Aufsteiger aus Heidenheim auf.

Durch die starke Saison in der Dritten Liga ist der VfL Osnabrück ein ernst zu nehmender Gegner für die anderen Vereine und kann gut und gerne für eine Überraschung sorgen. Der Klassenerhalt am Ende der Saison sollte für die Mannschaft von Schweinsteiger am Ende aber auf jeden Fall drin sein.

 



Schnelle Rehabilitation bei der Hertha?

Ha-Ho-He, Hertha BSC oder doch eher Herrje, Hertha BSC? Nach einer wirklich langen Leidenszeit, in der die Herthaner immer wieder am Abstieg kratzen, ist es seit wenigen Wochen amtlich: Der „Big City Club“ spielt nicht, wie so oft von den Oberen gefordert und angepriesen, in der Champions League, nein – ein Neuanfang in der zweiten Liga steht bevor. Hertha BSC muss zum siebten Mal als Absteiger den Weg in die 2. Bundesliga antreten, nachdem sie im Jahr zuvor den Abstieg durch die Relegations-Siege gegen den Hamburger SV nur knapp verhindert hatte.

Selbst Pal Dardai (47), eine wahre Hertha-Legende, konnte den Gang in die zweite Liga nicht mehr verhindern, nachdem er erst im April das Traineramt von Sandro Schwarz übernommen hatte. Der Neuanfang in der zweiten Bundesliga könnte aber auch ein Geschenk für den Hauptstadtclub sein, um sich über realistische Ziele klar zu werden und eine vernünftige Kaderplanung zu betreiben. Hertha bestätigte Anfang Juni, dass Dardai auch nach dem Abstieg Trainer der Herthaner bleibt.

Hertha BSC Absteiger

(Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)

Mit Jessic Ngankam (22) verlor die Hertha einen der wichtigsten Spieler an Eintracht Frankfurt. Doch dass sich die Berliner mit vielen Abgängen beschäftigen müssen, ist nach dem Abstieg klar. Der Wechsel von Lucas Tousart (26) zum Stadtrivalen Union Berlin trifft die Hertha natürlich besonders hart, auch Maximilian Mittelstädt (26) wechselt in die erste Bundesliga zum VfB Stuttgart.

Hertha hat aber auch ordentlich auf dem ablösefreien Markt zugeschlagen, um die Ausfälle zu kompensieren. Mit Fabian Reese (25) kommt ein erfahrener Zweitliga-Spieler von Holstein Kiel, Marius Gersbeck (28) verstärkt den Konkurrenzkampf auf der Torhüter-Position und mit Toni Leistner (32) kehrt ein ehemaliger HSV-Kicker zurück in die zweite Bundesliga.

Der letzte Abstieg der Herthaner war in der Saison 2011/12 – ob die Berliner überhaupt noch wissen, wie Zweite Liga funktioniert? Die ersten Spiele werden die Wegweiser dafür sein, am ersten Spieltag erwartet die Berliner mit Fortuna Düsseldorf direkt ein ernstzunehmender Gegner. Ob es am Ende für den direkten Wiederaufstieg reicht, bleibt abzuwarten. Das Rennen um den Relegationsplatz scheint wahrscheinlicher, auch allein aufgrund der Tatsache, dass bei der Hertha ein gewaltiger Umbruch stattfindet.

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Schalke und der zweite Anlauf im Unterhaus

Nie mehr zweite Liga – S04: Hat dann nicht so gut funktioniert. Der FC Schalke 04 muss ein Jahr nach dem direkten Wiederaufstieg schon wieder als Absteiger den Gang in die 2. Bundesliga antreten. Die Hinrunde der Schalker in der Aufstiegssaison war zum Vergessen – die Rückrunde dagegen schon deutlich besser. Unter dem neuen Coach Thomas Reis (49) holte man 22 Punkte, doch die reichten am Ende nicht für den Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse und somit stand Schalke als zweiter Absteiger nach Hertha fest.

Die Frage, die sich viele Schalker Fans nach dem Abstieg stellten, ist, wie der Kader für die kommende Saison von den Vereins-Bossen zusammengestellt wird. Bei einem Abstieg gilt es immer zu bedenken, dass viele Spieler gar keine gültigen Verträge für eine andere Liga besitzen oder sich karrieretechnisch nicht verschlechtern wollen. So ging es Schalke jetzt mit Marius Bülter (30), der mit elf Toren in 35 Parteien immerhin dafür sorgte, dass Schalke bis zum letzten Spieltag hoffen durfte. In der kommenden Saison wird der Offensivmann für die TSG Hoffenheim auflaufen.

Daneben verlässt Amine Harit (26, zu Olympique Marseille) die Königsblauen endgültig, während sich Rodrigo Zalazar (23) dem SC Braga anschließt. Damit muss Schalke einige Stammkräfte ersetzen und bastelt schon fleißig am Kader für die anstehende Zweitliga-Saison. Paul Seguin (28) kommt von Union Berlin, Lino Tempelmann (24) vom SC Freiburg. Auch Ron Schallenberg (24) vom SC Paderborn dürfte vielen ein Begriff sein.

Trainer Reis hat bei den Knappen noch einen Vertrag bis 2024 und erfüllt diesen auch in der zweiten Bundesliga. Am ersten Spieltag wartet auf die 04er direkt ein Spitzenduell: Die Knappen sind zu Gast beim Hamburger SV, der bereits sein sechstes Zweitliga-Jahr in Folge antritt. Prognose: Am Ende wird der FC Schalke 04 wieder ganz oben stehen und den zweiten direkten Wiederaufstieg nach 2021/22 in die Bundesliga packen.

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Magdalena Schwaiger

Interessiert an allem, was der Fußball zu bieten hat. Begeisterung für sportpolitische Themen und den FC Bayern - auch wenn da seit Jahren eine Menge Kritik mitschwingt.


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