2. Bundesliga | Doppelter Glatzel! Ein rasanter HSV schlägt Hannover und träumt vom Aufstieg

7. Mai 2022 | Bundesliga | BY Florian Weber

Der Traum vom Aufstieg lebt! Der Hamburger SV schlägt im ausverkauften Volksparkstadion Hannover 96 mit 2:1 und rückt damit auf den zweiten Tabellenplatz vor. Zumindest die Qualifikation für die Relegationsspiele liegt am letzten Spieltag nur am Ergebnis des HSV. Der Aufstieg liegt in den Händen der Hamburger.

Die heiße Phase in der 2. Bundesliga ist schon lange angebrochen. Am vorletzten Spieltag traf der Hamburger SV im heimischen Volksparkstadion vor 57.000 Zuschauern auf Hannover 96. Erstmals in dieser Saison war das Stadion restlos ausverkauft. Nicht ohne Grund, denn nach der Niederlage der Darmstädter in Düsseldorf waren die Vorzeichen für den HSV hoffnungsvoll. Den Aufstieg hatten sie wieder in der eigenen Hand. Die Wichtigkeit des Spiels gegen Hannover also grenzenlos.

Hamburg geht in einem rasanten Ab und Auf in Führung

Mit einigen Sekunden Verzögerung ging es in Hamburg los. Unter den Heimfans waren einige Pyromanen und vernebelten das Volksparkstadion. Als die Kugel dann rollte, presste die von Tim Walter gecoachten Hamburger früh. Der Spaß am Fußball, wie der Trainer stets zu sagen pflegt, sollte den Gästen genommen werden. Mit Ball zeigte sich ebenfalls ein bekanntes Bild. Die drei HSV-Angreifer positionierten sich so hoch und breit wie möglich und versuchten damit, die Viererkette der Gäste zu binden. Im Spielaufbau versuchten sie damit Überzahl zu kreieren und den Ball mit kurzen und teilweise riskanten Pässen in die Angriffszone zu tragen. Mit flexiblen Positionswechseln in der eigenen Viererkette verursachten sie im Pressing der Gäste immer wieder Zuordnungsprobleme.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Die erste große Chance hatten aber die Hannoveraner. Nach einer Flanke von rechts jagte Hendrik Weydandt den Ball per Volley aus kurzer Distanz gegen die Latte. Die Verteidigung der Hamburger war völlig unsortiert. (4.)



Abgesehen von dieser Chance war er HSV in den ersten Minuten die dominierende Mannschaft. Wenn sie die erste Welle des Pressings von Hannover mit geduldigen Passkombinationen durchbrechen konnten, schalteten sie einige Gänge nach oben und spielten zielstrebig und vertikal in die Spitze. Immer wieder kamen sie damit hinter die gegnerische Abwehr. Die Zuspiele dorthin waren in der Anfangsphase allerdings ein wenig ungenau. Zwingende Torchancen somit noch Mangelware.

Und so kam es in einem unaufmerksamen Moment wieder zu einer Riesenchance für Hannover. Nach einem Ballverlust des HSV im Spielaufbau wurde Hendrik Weydandt hinter die Verteidigung geschickt und war frei durch. Der Angreifer hatte die Führung auf dem Fuß, scheiterte aber an Heuer Fernandes, der stark abtauchte und parierte. (12.)

Ein zweiter Schreckmoment für alle HSV-Anhänger, der im Gegenzug zu Euphorie umschlug. Bakery Jatta spielte auf der rechten Seite einen Doppelpass mit dem aufgerückten Moritz Heyer und flankte flach nach innen. In der Mitte lauerte der Hamburger Torgarant Robert Glatzel und drückte die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie und den HSV auf den zwischenzeitlich zweiten Tabellenplatz. (13.)

Wenige Minuten später griff Hamburg gegen die aufgerückten Hannoveraner erneut dynamisch an. Ludovit Reis fand mit einem sehenswerten Diagonalpass Bakery Jatta, der rechts im Strafraum relativ frei zum Flanken kam. Im hohem Bogen segelte der Ball auf den zweiten Pfosten. Und wieder war es Robert Glatzel, der den Ball aus wenigen Zentimetern mit dem Bauch über die Linie bugsierte. Ligatreffer Nummer 21 für den Stürmer und Freudentaumel in Hamburg. (20.)

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Dieser Freudentaumel wurde aber durch ein Traumtor gemindert. Und zwar nur zwei Minuten nach dem 2:0. Sebastian Kerk ließ Jonas Meffert mit einer geschickten, kleinen Bewegung aussteigen und schlenzte den Ball aus etwas mehr als 16 Metern unhaltbar in das linke obere Eck. Das Spiel raste, die Zuschauer waren in einer Verwirrung auf Freude und Staunen. (22.)

Bis zu Halbzeitpause beruhigte sich das Spiel etwas. Die Kräfteverhältnisse änderten sich aber. Hannover drängte den HSV in die Defensive und dominierte den Ball in weiten Phasen der restlichen ersten Hälfte. Die mutige Spielweise der Gäste führt allerdings nicht zu einem Torerfolg.

Wenig Spektakel, viel Kontrolle: Der HSV souverän

Die erste Großchance der zweiten Hälfte hatte der HSV. Einen langen Ball leitete Robert Glatzel sehenswert mit der Hacke auf Ludovit Reis, der ein starken Spiel machte, weiter. Dessen Direktabnahme aus rund 13 Metern rauschte haarscharf über die Latte. (56.)

Die Angriffsmuster des HSV glichen sich häufig. Die weitausgerückten Hannoveraner werden mit blitzschnellen Kombinationen überrumpelt , die oft in einem diagonalen Seitenwechsel auf Bakery Jatta enden. Dieser schlug den Ball dann in den Strafraum, der mit vielen Spielern besetzten war, oder versuchte es alleine. Beispielhaft dafür der Angriff aus der 66. Spielminute, als er Gaël Ondoua umkurvte und den Ball aus spitzem Winkel in die Arme von Ron-Robert Zieler schoss.

Die Hamburger spielten im zweiten Durchgang weniger riskant als in Hälfte eins. Hannover war die Bissigkeit zudem ein wenig abhanden gekommen. Die Ballbesitzphasen der Heimmannschaft waren somit deutlich länger. Trotzdem kamen sie immer wieder zu Torchancen, die sie aber nicht nutzen. Erst setzte Robert Glatzel einen Schuss aus 15 Metern knapp links am Tor vorbei. Wenig später verpasste der eingewechselte Mikkel Kaufmann die Chance auf die Vorentscheidung.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Den Sieg gab der HSV trotzdem nicht mehr her. Damit hat der Klub den Aufstieg nun vor den letzten Spieltag in der eigenen Hand. Eine Ausgangslage, die vor drei Wochen noch undenkbar gewesen wäre. Das Gastspiel bei Hansa Rostock wird somit zum Schicksalsspiel.

 


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