50+1 und die DFL: Mal wieder gegen die Fans

Spotlight | Die DFL hat sich zu den Anmerkungen des Kartellamtes in Bezug auf 50+1 geäußert. Wieder einmal schlägt man sich auf die falsche Seite.
DFL-Statement zu 50+1: Mal wieder gegen die Fans
Die 50+1-Regel soll dafür sorgen, dass kein Investor die Stimmenmehrheit bei einem deutschen Fußballverein oder in dessen ausgegliederter Profiabteilung halten kann. Eine Regel, die auch das Kartellamt in einer Einschätzung als gut begründete, regulatorische Auflage sieht. Doch in den Statuten der DFL ist auch eine Ausnahme für diese Auflage festgehalten. Und von dieser machen mit Bayer 04 Leverkusen, VfL Wolfsburg und der TSG Hoffenheim drei Bundesligavereine Gebrauch. Eine Situation, die laut Kartellamt den Gedanken von 50+1 konterkariert und in letzter Konsequenz eine Wettbewerbsverzerrung hervorruft. Nun hat sich die DFL zu dieser Einschätzung geäußert und widerspricht ihr vehement. Die Ausnahmeregel sei keinesfalls eine Wettbewerbsverzerrung. Man beabsichtigt also nicht, die 50+1-Regel durch eine Abschaffung der Ausnahmen zu stärken.
Damit stellt sich die DFL nicht nur gegen das Kartellamt, dessen Einschätzung man zuvor explizit erbeten hatte, sondern auch wieder einmal gegen die Meinung der Fußballfans in Deutschland. Laut einer Umfrage des 90PLUS-Partners FanQ, in der über 2.000 Fußballfans rund um die 50+1-Regel und die Ausnahmeregelung befragt wurden, zeichnet sich ein deutliches Bild. 73.3 % der Befragten sehen eine Wettbewerbsverzerrung als gegeben. Zudem wünschen sich über 80 % der Fans nicht nur einen Erhalt der 50+1-Regel in Deutschland, sondern sogar ähnliche Auflagen für andere, internationale Top-Ligen. Das sich die DFL dieser Realität verweigert, wird nicht jeden überraschen. Und doch ist das gerade in diesen Zeiten brandgefährlich. Denn im Falle eines Festhaltens an der Ausnahmeregel durch die DFL steht die 50+1-Regel selber unter Beschuss.
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Die Zerreißprobe für 50+1 geht jetzt erst richtig los
Schon seit Jahren gibt es immer wieder Stimmen von Funktionären, die eine Abschaffung von 50+1 in Deutschland fordern. Diese Stimmen werden nicht nur vehementer, sondern auch prominenter. Gerade erst hatten sich mit Karl-Heinz Rummenigge (66) und Uli Hoeneß (69) zwei große Namen der Fußballwelt für eine Abschaffung der 50+1-Regel ausgesprochen. Immer wieder wird hier die vermeintliche Schwäche der Bundesliga im internationalen Vergleich angesprochen. Man könne nur im großen Rattenrennen mithalten, wenn man an die ganz großen Geldtöpfe der privaten Investoren herankäme. Dass gerade langjährige Funktionäre des FC Bayern nicht daran glauben, dass man auch als deutscher Verein international mithalten kann, verwundert dabei, immerhin sind die Münchner auch in diesem Jahr wieder einer der Favoriten auf den Champions-League-Titel.
Diskussionen solcher Art gibt es inzwischen schon seit einigen Jahren. Verwundern darf allerdings ihre Aufrechterhaltung im gesamtgesellschaftlichen Kontext. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und ihre Facetten immer mehr an Bedeutung gewinnen und soziale Orientierung, Partizipation sowie Good Governance Allgemeingültigkeit entfalten, wirkt eine Forderung zur Aufgabe der 50+1-Regel aus der Zeit gefallen. Und gänzlich vermisst wird eine Diskussion, welche positiven Effekte eigentlich ein entschlossenes Festhalten an der 50+1-Regel mit Aufhebung der Ausnahmeregel auslösen könnte. So sehen die Fans etwa einen internationalen Imagegewinn für die Bundesliga (77,5%), wenn man sich für eine konsequente Umsetzung der 50+1 Regel, also ohne Ausnahmen, entscheidet. 77,1% sehen einen Imagegewinn für die betreffenden Clubs, wenn sie der 50+1-Regel ohne Ausnahme beitreten und 73,7% einen Imagegewinn für ihre Investoren, wenn sie den Fans ihrer Clubs eine 50+1 Mitbestimmung ermöglichen. Geteilt wird diese Einschätzung auch von den Fan-Verbänden. So bringt etwa Helen Breit von Unsere Kurve zum Ausdruck „Gleiche Regeln für alle. Die Ausnahmeregelungen müssen schleunigst abgeschafft werden.“ und weiter „Davon würden nicht nur der Fußball und seine Fans profitieren, sondern im Speziellen auch die betroffenen Vereine.“
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Photo by Friso Gentsch/Pool via Getty Images
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