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90 Minuten mit Harry Kane: Früher Assist, spätes Tor und sehr viel Arbeit

19. August 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Harry Kane hat in seiner Karriere schon viel erlebt, hat in verschiedensten Stadien und in den größten Wettbewerben gespielt. Das Spiel am Freitagabend in Bremen war aber dennoch eine Premiere. Der Rekordtransfer der Bundesliga absolvierte mit dem FC Bayern sein erstes Spiel in eben jener Liga. Und stand natürlich besonders unter Beobachtung, auch bei uns. 

90 Minuten mit Harry Kane

Vor dem Spiel: Zum ersten Mal betrat Harry Kane rund eine Stunde vor dem Spielbeginn das Weserstadion. Kurzer Platzcheck, einmal die zu diesem Zeitpunkt schon vorhandene Atmosphäre aufsaugen, wieder in die Kabine. Ein Schnelldurchlauf an neuen Eindrücken für den Engländer. Es ging zum Umziehen, dann zum Aufwärmen. Dass der Engländer in der Startelf stehen würde, war allen klar. Zusammen mit Jamal Musiala, Kingsley Coman und Leroy Sané sollte er für Schwung sorgen. Ein paar Läufe, Sprints und Ballberührungen später trabte der 30-Jährige wieder in die Kabine. Der Anpfiff nahte.

Der Anpfiff naht: Der erste Spieltag heißt immer auch, dass es eine Eröffnungszeremonie gibt. Dazu kann jeder stehen, wie er will. Lothar Matthäus brachte kurz vor dem Spiel die Meisterschale auf das Feld, wurde ausgepfiffen. Kane selbst nahm das ganze Prozedere eher achselzuckend zur Kenntnis, als er mit der Mannschaft erneut den Platz betrat. Übrigens ganz hinten, als letzter der elf Akteure.

 



Kane: 3 Minuten, erster Assist

Anstoß: Leroy Sané führt aus, Harry Kane steht einige Meter neben. Der Ball wird wenig überraschend nach hinten gespielt, der Engländer orientiert sich nach vorne.

3. Minute: Ballkontakt Nummer 1! Kingsley Coman zieht von links in die Mitte, bedient den Stürmer, der klatschen lässt. Aber einen Tick zu weit. Abstoß.

4. Minute: Erster Assist für Harry! Wie? Ja! Doppelpass zwischen ihm und Leroy Sané, der alleine in Richtung Tor läuft und cool bleibt, 1:0!

11. Minute: Kane wird gefoult! Also leicht. Der Ball war auch mit dabei. Den Freistoß aus knapp 30 Metern Torentfernung ließ sich der neue Stürmer nicht nehmen, schoss ihn aber in die Mauer.

14. Minute: Es fiel auf, dass der Stürmer schon ganz ordentlich in die Partie eingebunden ist. Nach einer knappen Viertelstunde versuchte er, Jamal Musiala mit einem Steckpass einzusetzen. Der Mittelfeldspieler wurde aber klug abgeblockt.

18. Minute: Jamal Musiala lief auf die Abwehr von Werder zu. Mit Tempo, Kane in Position. Der junge Mittelfelspieler sah seine Chance aber, zog ab und verfehlte das Tor nur knapp. Dafür erntete ein anerkennendes Nicken des Protagonisten.

24. Minute: Freistoß Bayern, der 30-Jährige wurde gesucht, aber knapp nicht gefunden. Weitermachen, aufstehen, Eckball. Der kam sogar in seine Nähe, doch der Druck hinter dem Ball fehlte dem Engländer. Kein Tor.

Kane Bayern

(Photo by FOCKE STRANGMANN/AFP via Getty Images)

30. Minute: Er arbeitete, schwitzte, aber die Automatismen stimmten noch nicht vollends. Woher auch? Ballkontakte: 8.

39. Minute: Da war er wieder! Bayern spielte in den Minuten zuvor sehr kontrolliert, kam aber nicht in den Strafraum. Jetzt schon! Musiala bediente ihn, Kane zog sofort ab, wurde aber geblockt. Kurz danach: Chance Werder, vergeben, Abseits, Kane applaudiert.

Nachspielzeit: Freistoß Werder, der Ball flog in den Bayern-Strafraum, Kane konnte aber klären. Zudem leitete er den Angriff des Rekordmeisters gleich mit ein, an dessen Ende stand ein Eckball. Fleißig war er! Und dann war Pause.

Fazit zur Halbzeit: Kane brauchte nicht lange, um in der Bundesliga anzukommen. Bei seiner Vorlage war sofort zu erkennen, dass er über eine enorme Spielintelligenz verfügt. In Abschlusspositionen kam er hingegen noch nicht, aber die Abläufe untereinander brauchen Zeit.

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Kane macht sein Tor beim Debüt!

51. Minute: Mazraoui trieb den Ball über rechts, sah in der Mitte, dass gleich zwei Spieler gut positioniert sind. Die Flanke war gut, aber Goretzka nahm Kane den Ball vom Fuß. Dieser versprang leicht, Abstoß. Der Engländer nahm es zur Kenntnis.

55. Minute: Der Rekordtransfer weicht auf den Flügel aus, um mehr Bindung zum Spiel zu bekommen. Dort hat er eine Idee, doch seine Flanke findet Musiala knapp nicht.

58. Minute: Der Fleiß war dem Engländer nicht abzusprechen. Dass die Bindung zu diesem frühen Zeitpunkt noch fehlt: logisch. Im Spiel gegen den Ball versuchte er aber immer wieder, Akzente zu setzen.

61. Minute: Beste Kane-Chance bis dahin! Endlich hatte der Stürmer einmal Raum, setzte sich klug in Szene, schloss ab, aber Pavlenka rettete zum Eckball.

65. Minute: Ganz typische Szene für Kane. Einen langen Ball nahm der Engländer am Mittelkreis an, behauptete sich gegen seinen Gegenspieler und ließ die Kugel wieder klatschen. Und weiter!

70. Minute: Bedient von Coman hatte Kane die nächste kleine Chance. Doch er wurde gut bewacht, konnte nicht genügend Druck ausüben, die Kugel rollte neben das Tor.

75. Minute. Und es passiert! Ein gut vorgetragener Angriff über Coman und Davies führte dazu, dass Kane in aussichtsreicher Position bedient wurde. Eine solche Situation war wie gemalt für den Stürmer. Kurzer Blick nach oben, Konzentration, Abschluss in die kurze Ecke, 0:2!

82. Minute: Krampf! Kane geht zu Boden. Ist er das hohe Tempo nicht aus England gewohnt? Wie auch immer. Nach einem kurzen Durchschnaufen stand er wieder, schleppte sich zur Seitenlinie. Und machte erstmal kurz weiter.

84. Minute: Das war es dann. Der erste Arbeitstag von Harry Kane in der Bundesliga endete nach gut 83 Minuten. Der Spieler lief viel, ging weite Wege, holte sich dadurch Bindung zum Spiel. Glücklich war sein Auftritt nicht immer, aber dafür war der Effekt, den er hatte, schon immens. Er klatschte mit Mathys Tel ab, der ihn ersetzte, dann war Trainer Tuchel dran – und es ging auf die Bank zum Ausruhen.

Anschließend: Von der Bank sah Kane, sichtlich erschöpft, noch das 3:0 des Rekordmeisters durch Leroy Sané. Auch das vierte Tor auch Mathys Tel durfte er noch bejubeln. Im Anschluss an die Partie war er im Kreise der Mannschaft angeregt diskutierend unterwegs, klatschte noch mit Teamkollegen und Gegenspielern ab. Es war ein gelungener erster Arbeitstag in der Bundesliga für den Stürmer. Entsprechend zufrieden wirkte er in den Katakomben. 

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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