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90 Minuten mit Thomas Tuchel: Nachdenklich und explosiv zugleich – Bayern-Coach zeigt zwei Gesichter

2. April 2023 | Spotlight | BY Jannis Sünnemann

Spotlight | Ausgerechnet im Klassiker feierte Thomas Tuchel sein Debüt an der Seitenlinie beim FC Bayern. Es war ein eher gelassener Auftritt des neuen Bayern-Trainers beim 4:2-Sieg gegen Dortmund, aber er zeigte auch die explosive Seite von Tuchel. 

Er war Gesprächsthema Nummer eins vor dem Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund: Thomas Tuchel. Im Fokus der Kameras trat der Bayern-Trainer eher gelassen auf, aber er ließ sich auch seine explosive Seite entlocken.

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Für seine Startelf vertraute Tuchel zunächst nicht auf Jamal Musiala, sondern gab Thomas Müller die Chance auf der Zehner-Position. Über die Flügel starteten Leroy Sane und Kingsley Coman, während Sadio Mane und Joao Cancelo zunächst auf der Bank Platz nehmen mussten.



Doch wie genau verhielt sich Thomas Tuchel bei seinem Trainerdebüt für den deutschen Rekordmeister?  90PLUS hat ihn am Samstagabend beim Spiel gegen den BVB genau unter die Lupe genommen.

Thomas Tuchel im Klassiker

Gut gelaunt erscheint Thomas Tuchel in seiner Coachingzone. Er herzt seinen Coachingstaff vor Anpfiff mit einer Umarmung, ehe er sich zum Handshake mit Edin Terzic trifft.

5. Minute. Tuchel steht zum ersten Mal von seinem Platz auf der Trainerbank auf. Sofort beginnt er taktische Anweisungen in  hektischen Gesten zu verpacken. Das Kaugummikauen darf auch dabei nicht fehlen.

9. Minute. Der BVB startet stärker in die Partie und Tuchel wirkt zunehmend unzufriedener. Das Aufbauspiel seiner Innenverteidiger geht ihm scheinbar nicht schnell genug, da er mit ausgestreckten Armen Richtung Dortmunder Hälfte deutet. Am Liebsten würde sein Team wohl eigenhändig nach vorne schieben.

12. Minute. Der FC Bayern geht durch den Riesen-Patzer von Gregor Kobel in Führung. Der neue Chefcoach der Münchener bleibt total cool und lässt sich keine Freude anmerken. Statt auf das Jubeln konzentriert er sich auf den Dialog zu seinem Team und zeigt den Spielern an, dass sie ruhig und konzentriert weiterspielen sollen. Danach schnappt er sich Choupo-Moting zum Einzelgespräch, während das restliche Team jubelt.

17. Minute. Applaus vom Coach. Tuchel gefällt, was er sieht und klatscht anerkennend über dem Kopf in die Hände. Bayern hatte den Dortmundern den Ball zuvor mit hohem Pressing abgeluchst und Leon Goretzka dadurch zu einem gefährlichen Abschluss verholfen.

18. Minute. Thomas Müller legt das 2:0 nach einer Ecke nach. Wieder bleibt Tuchel total gefasst und nimmt einen Schluck aus der seiner Wasserflasche. Die genaue Entstehung des Treffers guckt er sich entspannt in der Wiederholung auf dem Tablet an der Trainerbank an.

23. Minute. Als Müller nur wenige Minuten auf 3:0 stellt, lässt sich Tuchel zum ersten Mal Freude anmerken. Er springt abrupt von seinem Stuhl auf und schüttelt jubelnd die geballte Faust. Er fokussiert sich jedoch schnell wieder auf taktische Anweisungen und nutzt die kurze Spielunterbrechung für ein Einzelgespräch mit Goretzka.

26. Minute. Ein erster emotionaler Ausbruch vom Bayern-Coach. Plötzlich sprintet von seiner Bank auf ruft „Thomas, Thomas“ und deutet ins wild in das Zentrum des Spielfeldes. Thomas Müller war in seinen Augen scheinbar nicht richtig positioniert.

33. Minute. Auch mit dem Positionsspiel von Alphonso Davies scheint Tuchel nicht ganz einverstanden. Er redet wild auf den Kanadier ein, während der vor seiner Coachingzone verteidigt.

41. Minute. Kingsley Coman vergibt eine gute Chance auf den vierten Treffer und sein Coach zieht eine unzufriedene Miene. Die vergebene Chance wird anschließend in der Wiederholung auf dem Tablet analysiert.

45. Minute. Nach dem Pausenpfiff verschwindet Tuchel direkt und fokussiert verschwindet in den Katakomben der Allianz Arena. Hatte er etwa eine lange Ansprache vorbereitet?

Halbzeit zwei: Tuchel gelassen, aber mit plötzlichen Emotionsausbrüchen

50. Minute. Nach dem perfekten Start in die zweite Hälfte feiert Tuchel das 4:0 durch Coman verhältnismäßig ausgelassnen. Nach ausgelassenem Klatschen ballt er mehrmals die Siegerfaust.

53. Minute. Schreianfall beim Bayern-Coach. Tuchel ist mit einer Aktion seiner Spieler so unzufrieden, dass er lauthals anfängt, die Überdachung der Bayern-Bank anzuschreien. Zur Beruhigung vergräbt sein Gesicht mehrere Sekunden in den Händen.

62. Minute. Nachdem Tuchel lange sehr ruhig auf seinem Platz saß, springt er nach einem Ballverlust plötzlich hektisch auf und beginnt zu schimpfen. Bevor er den Spielfeldrand erreicht hat, ist Bayern aber schon wieder im Ballbesitz, weshalb sich seine Wut in Lob durch Klatschen umkehrt.

72. Minute. Der BVB kommt per Elfmeter zum 4:1. Tuchel lässt sich dabei keine Emotion anmerken und nimmt auf den Gegentreffer einen Schluck aus der Flasche.

82. Minute. Tuchel wirkt nachdenklich und in sich gekehrt. Ein plötzlicher Ballverlust verleitet ihn jedoch dazu, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen.

90. Minute. Dortmund erzielt noch einen Treffer. Tuchel nimmt das gelassen zur Kenntnis und analysiert das Gegentor auf der Bank in der Wiederholung.

Auch nach Abpfiff verfällt die Bayern-Bank nicht in eine Jubeltraube, sondern belässt es beim kurzen routinierten Abklatschen. Tuchel wirkt auch nach Ende des Spiels konzentriert und fokussiert. Denkt er schon darüber nach, wie solche Erfolge auch in der Champions League gelingen können?

(Photo by KERSTIN JOENSSON/AFP via Getty Images)

Jannis Sünnemann


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