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FC Augsburg: Endlich weg vom Image der grauen Maus?

21. August 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Im Sommer 2011 stieg der FC Augsburg in die Bundesliga auf und ist seitdem Teil der Beletage im deutschen Fußball. Zeitweise reichte es sogar für die Teilnahme an der Europa League. In den letzten Jahren haftete dem FCA aber das Image der biederen, grauen Maus an. 

Kein Wunder, denn die Sterne spielte die Mannschaft unabhängig des Trainers nicht vom Himmel. Lange Bälle, wenig Struktur im Aufbau, kein geordnetes Flachpasspiel: Das waren die Eckpunkte, die auch von Kritikern immer wieder angeführt wurden. Allerdings hielt Augsburg immer die Klasse, oft auch durchaus souverän. Dennoch ist es der Wunsch, an der Art und Weise etwas zu verändern.

FC Augsburg: Eine Saison mit Höhen und Tiefen 

Unter Enrico Maaßen ging der FC Augsburg in die Saison 2023/24. Ambitionen waren durchaus vorhanden, einige wichtige Spieler konnten gehalten werden, Transfers wie die von Tim Breithaupt, Sven Michel, Mergim Berisha, Phillip Tietz oder Kevin Mbabu sorgten für Hoffnung bei den Fuggerstädtern. Aber: Schon im Oktober war es vorbei mit selbiger, denn hier kam es zur Trainerentlassung, weil Augsburg deutlich zu wild, unreif und unkonstant spielte. 



Jess Thorup übernahm und feierte zum Einstand einen 5:2-Sieg in Heidenheim, gefolgt von einem 3:2-Erfolg gegen Wolfsburg. Auch in den vier darauffolgenden Spielen gab es keine Niederlage, Augsburg wähnte sich auf einem deutlich aufsteigenden Ast. Nur, um dann wieder in Muster vergangener Tage zurückzufallen. Weniger Druck gegen den Ball, weniger Ideen mit der Kugel am Fuß. Die Folge: Nur ein Sieg aus neun Spielen. 

Bis zum Saisonende wechselten sich ordentliche und schwache Leistungen ab. Augsburg gewann Ende Februar und Anfang März noch einmal vier Spiele hintereinander, aber auch diese Phase ebbte jäh ab. Zum Saisonende stand Thorup bei einer Bilanz von knapp mehr als 1,3 Punkten als Augsburg-Trainer. Das ist allenfalls durchschnittlich. Die Aufgabe für die neue Saison liegt auf der Hand, der FCA muss an die wenigen guten Wochen anknüpfen und versuchen, die Muster zu erkennen, die für gleich mehrere Negativspiralen gesorgt haben.

Sind die neuen Impulse ausreichend?

Dem Transfersommer der Augsburger wurde eine wichtige Bedeutung beigemessen. Nur ein echter Schlüsselspieler verließ den Klub, dieser Abgang hatte es aber in sich: Ermedin Demirovic wechselte nach Stuttgart. Offensiv wurde nachgelegt, indem Steve Mounié (Brest), Yusuf Kabaday (FC Bayern II) und Samuel Essende (Vizela) verpflichtet wurden. Fraglich, ob einer der Neuzugänge die Demirovic-Lücke einigermaßen ausfüllen kann. 

Augsburg

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Auch in der Abwehr tat sich etwas: Marius Wolf, Dimitrios Giannoulis und Keven Schlotterbeck kamen, im Mittelfeld wurde noch Kristijan Jakic fest verpflichtet. Auf den ersten Blick sieht das nach einem mindestens soliden Transferfenster aus, Restzweifel bleiben aber. Insbesondere, was das Sturmzentrum und die Kreativabteilung anbelangt. 

Klar, Ruben Vargas ist ein Topspieler in der Offensive, aber einen wirklich spielmachenden Akteur, der seine Qualitäten bereits auf höchstem Level nachgewiesen hat, gibt es im Kader nicht. Lukas Petkov, Mert Kömür oder Fredrik Jensen sind eher Spieler für die Breite. Dabei wäre ein Kreativspieler essenziell, um den angedachten Imagewechsel auch wirklich zu vollziehen.

Diese Aufgaben hat Trainer Jess Thorup

Der Kader ist eine nicht unwichtige Komponente, zweifelsohne benötigt es aber auch Impulse seitens des Cheftrainers. Jess Thorup ist gefragt, auf ihn kommen in der neuen Saison besondere Herausforderungen zu. Es muss Veränderungen geben, daran besteht kein Zweifel. Zwar wurden in der letzten Saison 50 Tore geschossen, damit stand Augsburg sogar im soliden Mittelfeld der Liga und auch bei den Torschüssen befanden sich die Fuggerstädter in diesem Bereich. Aber: Nur drei Mannschaften hatten weniger Ballbesitz als der FCA, die Passquote lag nur bei rund 80 %, was nur vier Teams unterboten haben. 

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Es ging also bedeutend mehr um intensive Läufe, viele Sprints und eine hohe Intensität als um fußballerische Elemente. Bis zu einem gewissen Punkt mag das förderlich sein, denn Abstiegskampf lebt nun einmal auch vom Wort „Kampf“, aber sich lediglich darauf zu fokussieren setzt einem Team auch selbst Grenzen. Eine Weiterentwicklung der fußballerischen Komponente ist deswegen wichtig, um noch flexibler zu werden, sich besser aus dem Pressing zu befreien, hektische Spielphasen auch einmal beenden zu können, indem man den Ball ein wenig laufen lässt.

Zwei Fragen, die sich dabei stellen: Ist Thorup der richtige Trainer, um das anzugehen? Und ist der Kader aktuell in der Lage, so eine Stiländerung umzusetzen? Dass Augsburg besseren Fußball spielen will, kündigten die Klubverantwortlichen ja selbst an. Das ist kein Vorschlag, sondern die Idee. Deswegen müssen die Gedanken in diese Richtung gehen.

Es kommt eine schwere Saison auf Augsburg zu

Blicken wir auf den Ist-Zustand der Thorup-Elf vor dem 1. Spieltag. Die Vorbereitung? War eine typische Vorbereitung eben. Hohe Belastung, einige Veränderungen. Sieg gegen Leicester, Pleite gegen Marseille, alles nicht aussagekräftig. Das Pokalspiel? Anfangs zäh, später besser, Spiel gedreht, 4:1 gewonnen. Fußballerisch kein Leckerbissen, aber das muss kein Indikator für die Saison sein. Oder doch? 

Die ersten Eindrücke, die die Augsburger hinterlassen, deuten nicht auf eine komplette Stilveränderung hin. Anpassungen, leichte Entwicklungen in die richtige Richtung mag es geben, aber den großen Wow-Effekt nicht. Der FC Augsburg befindet sich auch nicht in einer Lage, in der man sagen könnte, dass nur noch ein Puzzleteil fehlt, damit sich die Dinge zusammenführen. Den Beweis, dass Augsburg das Zeug dazu hat, attraktiver und innovativer zu spielen, muss die Mannschaft erst noch erbringen.

Und selbst dann heißt das noch lange nicht, dass das über eine gesamte Saison hinweg funktionieren wird. Der Klub hat noch einen weiten Weg vor sich, die ersten Wochen der Saison können zeigen, wo die Reise hingeht. Vielleicht versucht Thorup, einen moderneren Ansatz einzubinden und merkt nach einigen Spielen, dass das nicht funktioniert. Dann bleibt Augsburg noch immer die Rückkehr zum alten Konzept: Hohe Intensität, wenig Ballbesitz, wenig Passgenauigkeit. Kein schöner Fußball, aber eben einer, der in den letzten Jahren auch immer zum Klassenerhalt geführt hat.

(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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