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2:2 im Topspiel beim FC Bayern: Das neue, andere Leverkusen

16. September 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Es war ein interessantes Topspiel zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen, das am Ende keinen Sieger hervorbrachte. Erkenntnisse gab es aber sehr wohl – für beide Mannschaften und den Rest der Liga. 

Leverkusen beim FC Bayern: Aller Anfang ist schwer

Mit Spannung wurde das Topspiel der Bundesliga am Freitagabend erwartet. Leverkusen war zu Gast beim FC Bayern, beide hatten bisher die ideale Ausbeute von neun Punkten erreicht. Vor allem die Werkself spielte phasenweise schon wie aus einem Guss und wirkte sehr reif in ihrer Spielanlage, natürlich auch begünstigt durch Xabi Alonso, seinen klaren Plan und eine Transferperiode, die sehr strukturiert ablief. In den ersten Minuten sahen sich aber diejenigen bestätigt, die auf viele Auftritte der Werkself in München hinwiesen. Denn in den Momenten, in denen Bayer eine gute Möglichkeit hatte, ein Zeichen zu setzen, versagten nicht selten die Nerven.



Früh ging der FC Bayern in Führung, ausgerechnet Harry Kane wurde am langen Pfosten komplett vergessen. Bayern war giftig, schnell im Kopf und in den Beinen, provozierte Fehler. Wäre der haarsträubende Ballverlust von Edmond Tapsoba ausgenutzt worden, hätte man möglicherweise anders über die Partie gesprochen. Doch Bayern ließ in der Anfangsphase, mit der Führung im Rücken, einiges liegen. Die Dominanz war erdrückend, aber es stand eben nur 1:0. Und dann wachte Bayer 04 Leverkusen langsam auf.

Bayer Leverkusen: Keine Zweifel an der eigenen Qualität

Es gab mehrere Zeichen, rund um die 20. Minute, die klar signalisierten, dass Leverkusen jetzt wach ist. Zweikampferfolge rund um den Mittelkreis, erste Nadelstiche und ein Victor Boniface, der mit seiner unvergleichlichen Physis für Unruhe in der Defensive des Rekordmeisters sorgte. Ein Freistoß von Alejandro Grimaldo, der absolut sehenswert im oberen Eck einschlug, brachte den Ausgleich. Und leitete die beste Phase der Leverkusener ein. Dass es zwischen der 20. und 40. Minute nur einmal im Tor des FC Bayern klingelte, musste sich Bayer durchaus vorwerfen. 

Bayer Leverkusen

(Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Genau in dieser Phase war zu sehen, welchen enormen Schritt Leverkusen unter Alonso, aber auch dank erfahrener Neuzugänge wie Grimaldo, Xhaka oder Hofmann gemacht hat. Die Werkself befreite sich aus dem Pressing des FC Bayern, stellte den Spielaufbau des Rekordmeisters konsequent zu, war giftig in den Zweikämpfen und entwickelte ein Selbstverständnis auf dem Rasen, wie es eine Leverkusener Mannschaft in der Allianz Arena selten geschafft hat. Dieser Punkt ist entscheidend, denn selbst Ballverluste, die seltenen technischen Fehler oder größere Chancen der Hausherren rüttelten zu keiner Zeit an der Art und Weise, wie Bayer dieses Spiel bestreiten wollte. 

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Leverkusen: Aktuell der größte Konkurrent des FC Bayern

Die Werkself baute durchgehend flach auf, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, war immer hellwach. Dass es Phasen gab, die an den FC Bayern gingen, ist nahezu normal gegen einen solchen guten Gegner. Insbesondere nach der Pause verstand es Leverkusen gut, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen, aber immer wieder Nadelstiche zu setzen. Xhakas Pässe zwischen die Linien, die Dynamik von Wirtz, das Anschieben von Frimpong und die Wucht von Boniface sorgten dafür, dass Bayern oft Probleme in der eigenen Abwehr bekam. Dass das 2:2 am Ende ein wenig glücklich war, lag an dem Last-Minute-Treffer und dessen zumindest fragwürdiger Entstehung.

Doch auch ohne dieses Tor und die Diskussion danach wäre zu konstatieren gewesen, dass Leverkusen der aktuell größte Konkurrent des FC Bayern und vor allem das Team ist, das Borussia Dortmund nach eigenem Selbstverständnis gerne wäre. Zweifelsohne ist das aktuell aber auch nur eine Momentaufnahme. Leverkusen muss zeigen, dass es reif genug ist, diese Leistungen zu konservieren und gegebenenfalls sogar noch zu verbessern. Das Spiel in der Allianz Arena zeigte aber, dass die Chance dazu vorhanden ist. Denn es ist ein anderes Bayer als in den letzten Jahren. Ein sehr viel besseres.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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