So profitiert der FC Bayern vom besten Alphonso Davies seit langer Zeit
4. November 2024 | Bundesliga | BY Manuel Behlert
In der vergangenen Saison wurde Alphonso Davies nicht nur Experten, sondern zeitweise auch von vielen Bayernfans kritisch gesehen. Und das aus gutem Grund. Der Kanadier, einst Senkrechtstarter beim Rekordmeister, spielte extrem unkonstant, machte zu viele Fehler.
Ihm fehlte die Sicherheit im Spiel, das Selbstverständnis. Manchmal wirkte es, als sei er nicht konzentriert, nicht richtig bei der Sache. Ballannahmen versprangen, eigentlich einfache Pässe misslangen und falsche Entscheidungen in allen Dritteln des Spielfeldes wurden getroffen. Aktuell sieht die Sache aber wieder anders aus.
Davies auf dem Weg zurück zur Bestform
Schaut man sich die bisherigen Spiele von Alphonso Davies in der Saison 2024/25 an, dann wird man schnell feststellen: So groß sind die Defizite nicht, im Gegenteil. Der Kanadier liefert bisher beständig, abgesehen von minimalen Wackeln, aber das meistens in den Spielen, in denen auch andere Teile der Abwehr wackelten. Bayern spielte zuletzt dreimal nacheinander zu Null, zweimal davon auswärts. Und das, obwohl die Defensive ein hohes Risiko geht, hoch steht, den Gegner dazu einlädt, lange Bälle hinter die Kette zu spielen. Doch zurück zu Davies: Der Kanadier stand bisher in fast 1000 Pflichtspielminuten auf dem Feld, befindet sich auf dem Weg zurück zur Bestform.
Es passt noch nicht alles, aber seine Bewegungen sind besser, die Entscheidungen trifft er stimmiger. Er denkt mit, spielt vorausschauend und kann seine Geschwindigkeit immer wieder in Szene setzen. Aktuell weiß man bei Davies, was man bekommt. Der Spieler, der gerade kürzlich seinen 24. Geburtstag feiern konnte, scheint von Vincent Kompany und dem Trainerteam wieder stabilisiert worden zu sein. Das ist aber sicher nicht der einzige Faktor, auch der Linksfuß selbst wird an sich gearbeitet haben. Und außerdem: Einem Profi, der immer noch Anfang 20 ist respektive während seiner „Krise“ war, muss man irgendwie auch ein paar Monate zugestehen, in denen es nicht so gut läuft.
So profitiert Bayern derzeit vom Kanadier
Für den FC Bayern ist die Nachricht vom Formanstieg Davies‘ eine gute Nachricht. Und das hat mehrere Gründe. Einerseits aufgrund der Personalsituation. Denn Josip Stanisic und Sacha Boey, zwei Kandidaten für die Außenverteidigerpositionen, fielen zuletzt lange aus. Konrad Laimer, der diese Position mit abdeckt, ist aber auch noch für das Mittelfeld eingeplant. Adam Aznou ist blutjung, Raphael Guerreiro wurde zuletzt rechts gebraucht. Ein funktionierender Davies ist eine sehr gute Alternative, weil die Personallage aufgrund der Verletzungen aktuell auf dieser einen Position angespannt ist.
Bayern profitiert aber natürlich nicht alleine von der Verfügbarkeit. Der Spielertyp Davies ist, wenn er zumindest mal seine Normalform erreicht, enorm wichtig für das Spiel des Rekordmeisters. Einerseits, weil er die Breite auf der linken Seite fast immer hält. Gerade, wenn Guerreiro rechts spielt, kippt dieser oft in das Zentrum. Zwar fällt Joshua Kimmich dann oft ein Stück nach rechts ab, aber nicht klassisch bis an die Außenlinie. Die Breite von Davies ist wichtig und ermöglicht es dem linken Flügelspieler oftmals, selbst mehr in das Zentrum zu ziehen, aber es kann auch wichtig sein, um Überzahlsituationen direkt auf der Seite zu generieren oder Lösungen zu bieten, wenn der Offensivspieler gedoppelt wird.
Der nächste Punkt liegt auf der Hand und klingt beim Kanadier immer etwas banal: Das Tempo. Sowohl im Antritt als auch in der Endgeschwindigkeit gibt es nicht viele Spieler, die seine Pace mitgehen können. Das bringt viele Vorteile mit sich, nach Ballverlusten ist er schnell hinter dem Ball, im eigenen Umschaltspiel nach vorne kann er mithelfen, die Konter zu initiieren. Und sehr wichtig ist auch, dass er die Konter des Gegners kontrolliert. Denn das hochriskante Kompany-System sorgt dafür, dass die Gegner oft hinter die Kette spielen, wodurch es Laufduelle en masse gibt. Und auch wenn die Innenverteidiger nicht langsam sind: Davies zu haben, der viele Sprintduelle gewinnt, ist ein zusätzlicher Luxus.
Verlängert Davies doch noch?
Eine Frage ist im Davies-Kontext noch ungeklärt. Nämlich die nach der Zukunft. Der FC Bayern würde wohl gerne mit ihm verlängern, ein Angebot mit 13 Millionen € Jahresgehalt liegt auf dem Tisch. Die Davies-Seite flirtet derweil mit Real Madrid, wünscht sich etwas mehr Grundgehalt. Das passt aber nicht zur Marschroute bei Bayern, denn die Gehaltskosten sollen ein wenig gesenkt werden. Heißt: Aktuell ist vieles unklar. Der Kanadier selbst sorgt mit seinen Leistungen dafür, dass der Rekordmeister vielleicht noch einmal über den ein oder anderen Bonusaspekt nachdenkt. Im Vergleich zur Situation Ende vergangener Saison ist die Tür für eine Verlängerung in jedem Fall weiter offen.
(Photo by Pedro Salado/Getty Images)
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.