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FC Bayern: Wichtiger Freund-Kurswechsel für den schleichenden Umbruch?

17. Oktober 2023 | Trending | BY Manuel Behlert

Der FC Bayern München hat Christoph Freund aus mehreren Gründen als Sportdirektor verpflichtet. Einer davon war, die Entwicklung junger Talente, egal ob aus der eigenen Jugend kommend oder extern verpflichtet, enorm voranzutreiben. Die Aufgabe ist groß, im Hintergrund wird aber schon daran gearbeitet.

FC Bayern: Mehr Talente braucht der Rekordmeister

In den vergangenen Jahren haben nur wenige Talente beim FC Bayern den großen Durchbruch geschafft. Alphonso Davies, Jamal Musiala und Mathys Tel sind positive Beispiele. Und sicher ist die Hürde, einen Platz im Kader des Rekordmeisters zu erhalten, eine sehr große, denn die Qualität in der ersten Mannschaft ist immens hoch. Doch auch bei einem Klub wie dem FCB gilt: Wer sehr gut ist, der spielt. Die Förderung der Talente kam in den letzten Jahren, in denen die klare Identität mitunter fehlte, aber zu kurz. Unter dem neuen Sportdirektor Christoph Freund soll das besser werden.  



„Mein Tätigkeitsgebiet beinhaltet Aufgaben rund um das Team, den Staff und den Austausch mit dem Campus. Da müssen wir alle zusammen Strategien entwickeln, wie wir eigene Talente noch gezielter entwickeln können und trotzdem sehr erfolgreich bleiben“, teilte der aus Salzburg gekommene Freund bei seiner Antrittspressekonferenz mit. Und ergänzte: Es ist von Bedeutung, auch wirtschaftlich, Top-Talente zu entwickeln. Wir wollen den einen oder anderen vom Campus hochbringen. Aber wir werden auch immer wieder Top-Spieler zu uns holen. Wichtig ist der Mix aus beiden Themen.“

Freund Bayern Bundesliga

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Wie schon gesagt: Es ist nicht leicht, Jahr für Jahr Talente auf Bayern-Niveau zu hieven. Es verließen den Klub zuletzt aber zu viele junge Spieler, die am Ende eben nicht bei einem aufstrebenden Team landeten, sondern eher einen klaren Schritt zurück machten. Bright Arrey-Mbi spielt in Hannover, Arijon Ibrahimovic bei Frosinone, Joshua Zirkzee in Bologna, Gabriel Vidovic bei Dinamo Zagreb. Das ist alles nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Diese Spieler sorgten nicht für die hohen Einnahmen. Solche, die dann fällig werden, wenn gute Spieler den Klub verlassen, die ein ordentliches, aber eben nicht das Bayern-Niveau haben. 

Die Bedeutung von Talenten für die Bayern-Zukunft

Wichtig ist nun, dass den Worten von Christoph Freund auch Taten folgen. Völlig unabhängig, ob die Zusammenarbeit „nur“ mit Marco Neppe weitergeht oder ob Max Eberl in Zukunft seine Expertise mit einbringt. Wichtig: Alle müssen an einem Strang ziehen. Denn der FC Bayern muss schon einen Umbruch light vorantreiben. Wie bitte? Der Kader ist doch auf vielen Positionen mit Spielern in einem perfekten Alter ausgestattet! Ja, schon. Aber Manuel Neuer ist 37 Jahre alt, Sven Ulreich 35, Thomas Müller und Eric Maxim-Choupo-Moting sind 34. Zudem gibt es einige Spieler, die an der 30 kratzen. Diese erst dann zu ersetzen, wenn sie entweder noch einmal eine neue Herausforderung suchen oder in ihren Leistungen immer unkonstanter werden, ist oft sehr kostspielig. 

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Ja, es ist ein Ansatz, Spieler für viel Geld zu verpflichten, einige Jahre bevor die Topstars abtreten. Real Madrid hat diese Strategie in Perfektion umgesetzt und für Luka Modric und Toni Kroos, die noch aktiv sind, schon mehr als nur vielversprechenden Ersatz gefunden. Aurelien Tchouameni, Eduardo Camavinga & co. waren allesamt teuer, aber jeden Cent wert. Das erfordert aber ein perfektes Scouting, denn die Spieler müssen die DNA des Klubs sofort aufsaugen und funktionieren. Viele Fehlschläge sind nicht erlaubt, die finanziellen Risiken steigen von Transfer zu Transfer. Der risikoarme Weg ist es, Talente zu verpflichten, die selbst dann, wenn sie nicht komplett durchstarten, noch ordentliche Ablösesummen einbringen.

Kurz gesagt: Wechselt ein hochdotierter Spieler, muss schon ein Talent bereit stehen, das den nächsten Schritt machen kann. Im Fall von Mathys Tel scheint das derzeit schon hervorragend zu gelingen. Er sammelt Jokereinsatz um Jokereinsatz und Scorerpunkt um Scorerpunkt. Ohne den großen Druck, mit einem extremen Commitment zum Klub. Er ist quasi der Prototyp des Spielers, den Bayern regelmäßig verpflichten will. Nur noch etwas früher, um eben keine so hohe Ablösesumme zahlen zu müssen. Und im Endeffekt ist die Rechnung ja einfach, die Trefferquote bei früh verpflichteten Talenten muss nicht ganz so groß sein, das Risiko ist geringer. Und: Spieler, die mit 15, 16 oder 17 Jahren zu einem Klub wie dem FC Bayern wechseln, können auch anderweitig „geparkt“ werden, um Spielpraxis zu sammeln.

Tel Bayern Bundesliga

(Photo by SERGEI GAPON/AFP via Getty Images)

FC Bayern: Freund arbeitet an der Zukunft

Christoph Freund wird es nicht schaffen können, im Winter sofort einen immensen Kurswechsel herbeizuführen. Aber er kann systematisch an einem Kurswechsel arbeiten und diesen vorantreiben. Die ersten Wochen seiner Amtszeit in München sorgten dafür, dass er den Klub, die Strukturen und die Mitarbeiter kennen lernen konnte. Jetzt wird es allmählich darum gehen, die nächsten Schritte auf dem Transfermarkt vorzubereiten, das Scouting zu optimieren. Neben dem dringenden Bedarf in der Abwehr und auf der „6“, zwei Positionen, die im Winter verstärkt werden müssen, sollte zeitnah auch eine Strategie vorhanden sein, wie der angesprochene, schleichende Umbruch eingeleitet werden kann.

Im offensiven Bereich gibt es dahingehend auch schon die ersten Gerüchte, die zeigen, dass der Rekordmeister sich mit Spielern beschäftigt und spannende Talente im Visier hat. Ein Spieler, den der FC Bayern seit geraumer Zeit im Blick hat, ist Nestory Irankunda. Der 17-Jährige spielt bei Adelaide United, laboriert aktuell an einer Verletzung. Zum 18. Geburtstag im neuen Jahr wollte der Rekordmeister, das berichteten in den letzten Wochen und Monaten mehrere Medien, den Spieler unter Vertrag nehmen. Zuletzt war es dahingehend ruhig, aber Bayern hat den Rechtsfuß im Blick und will ihm ein entsprechendes Projekt präsentieren. 

Und noch ein junger Spieler hat es dem FC Bayern angetan: Assan Ouedraogo vom FC Schalke 04. Auch er ist 17 Jahre alt, hat in dieser Saison schon neunmal in der 2. Bundesliga gespielt. Angeblich verfügt er über eine Ausstiegsklausel, die ihm einen Wechsel für eine geringe zweistellige Millionensumme ermöglichen soll. Er soll, die der Plan des FCB laut Medienberichten, nach München wechseln und von dort aus weiter verliehen werden. Sollten die beiden Spieler verpflichtet werden können, dürfte das aber nur der Anfang sein. Der Kurswechsel beim Rekordmeister wird nun allmählich eingeleitet. Wie erfolgreich dieser ist, wird davon abhängig sein, wie sehr alle Verantwortlichen an einem Strang ziehen und wie hoch die Trefferquote am Ende wirklich ist. 

(Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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