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Bundesliga-Vorschau Teil 1: FC Bayern, 1. FC Köln, Heidenheim

13. August 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Am Freitag, den 18. August 2023 startet die neue Saison in der Bundesliga. Eröffnet wird diese vom amtierenden Meister, dem FC Bayern München, der zum Auftakt auswärts bei Werder Bremen antreten muss. Im ersten Teil unserer Saisonvorschau geht es unter anderem um den Meister aus München. 

FC Bayern: Positive Veränderungen im Sommer

Dass der FC Bayern München als Meister in die neue Saison geht, hat mit vielen Faktoren zu tun. Knapp war es, die Entscheidung fiel erst kurz vor dem Ende der Spielzeit 2022/23. Thomas Tuchel (49), der im Verlauf der Rückrunde das Amt als Cheftrainer übernahm, hatte schwer zu kämpfen. Mit der Formschwäche des Teams, mit der fehlenden Homogenität im Kader und mit einer Leere, mental wie physisch. „Nur“ ein Titel sprang heraus, obwohl drei möglich waren als der 49-Jährige vorgestellt wurde. 2023/24 soll alles anders werden.



In der Vorbereitung wurde der Grundstein dafür gelegt. Tuchel arbeitete akribisch, entwickelte eine Spielidee. Kontrolle in allen Phasen des Platzes ist dabei das A und O. Bayern will ballbesitzorientierter spielen, aber die Kontrolle über den Ball vor allen Dingen in den Bereichen des Spielfeldes ausüben, in denen man dem Gegner wehtun kann. 4:3 gegen Liverpool, 4:2 gegen Monaco, eine knappe Niederlage gegen Manchester City: Gute Ansätze in der Vorbereitung waren definitiv zu erkennen.

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Zudem standen schon früh zwei Neuverpflichtungen fest. Raphael Guerreiro (29) kam ablösefrei vom BVB, Konrad Laimer (26) wechselte ebenfalls mit auslaufendem Vertrag von RB Leipzig nach München. Als Ersatz für Lucas Hernandez (27, PSG) wechselte Min-jae Kim (26) vom italienischen Meister Neapel zum FCB. Für eine identische Summe. Der Königstransfer wurde indes erst kurz vor dem Supercup (0:3) fixiert, Harry Kane (30) kam für über 100 Millionen Euro von Tottenham und soll den wohl größten Problempunkt, nämlich die mangelnde Effizienz im letzten Drittel, beheben.

Nicht nur Aufbruchstimmung in München

Die Kane-Verpflichtung sorgte für eine gewisse Euphorie beim FC Bayern. Kein Wunder, der Engländer ist einer der besten Angreifer der Welt und hat noch einige gute Jahre im Tank. Doch es herrscht rund um den Klub nicht nur Aufbruchstimmung. Die Baustelle auf der „6“ wurde noch nicht behoben. Zwar hat der FC Bayern viele gute zentrale Mittelfeldspieler im Kader, aber die Symbiose aus defensiver Stabilität und gleichzeitig fußballerischer Klasse, die für den Aufbau elementar ist, fehlt. Dabei ist die Position im Mittelfeldzentrum noch immer eine der Königspositionen im Mittelfeld. Eine Lösung, von Tuchel vehement gefordert, ist aktuell nicht in Sicht. Der Supercup gegen Leipzig zeigte deutlich auf, dass es hier fehlt.

Tuchel Bayern Bundesliga

(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Zudem tat sich im Verlauf der Vorbereitung noch eine weitere Baustelle auf. Die Rückkehr von Manuel Neuer (37) ist noch immer ungewiss. Es herrschen sogar Zweifel, ob er überhaupt noch einmal auf sein gewohntes Niveau kommen kann. Zwei Torhüter wurden abgegeben, noch keiner verpflichtet. Vor dem Saisonstart ist es aktuell sogar realistisch, dass Sven Ulreich (35) in Bremen zwischen den Pfosten steht. Kepa Arrizabalaga (27) galt als Kandidat, wechselt aber wohl zu Real Madrid. Eine Toplösung ist aufgrund der Neuer-Ungewissheit auch nicht in Sicht. Das kann zu einem Problem werden, zumindest kurzfristig.

Ein Torhüter dürfte in den letzten Wochen der Transferphase noch nach München wechseln. Alles andere, auch ein Ersatz für den abwanderungswilligen Benjamin Pavard (27), wäre ein Bonus. Für Tuchel und das Team geht es jetzt darum, schnell aus den Ansätzen Automatismen zu machen und die Balance auf dem Feld noch deutlich zu verbessern. Eine höhere Effizienz, weniger Gegentore und mehr Flexibilität wären die Grundzutaten für eine sehr erfolgreiche Saison.

1.FC Köln: Kontrolliertes Chaos 2.0?

Als Steffen Baumgart (51) den 1. FC Köln übernommen hat, verlieh er dem Klub eine ganz neue Identität. Die Domstädter haben keinen spektakulären Kader, können nicht mit großen Transfers glänzen, weil es die finanzielle Situation nicht zulässt, also müssen andere Parameter hervorgehoben werden. Der Cheftrainer entwickelte eine Spielphilosophie, die den Effzeh an einem sehr guten Tag zu einem maximal unangenehmen Gegner machen, egal welche Mannschaft sich an den Kölnern abarbeiten muss. Von einem kontrollierten Chaos kann die Rede sein. Hohes Pressing, situatives, konsequentes Anlaufen mit hohem Risiko, nach Ballgewinn möglichst direkter Weg zum Tor: Diese Elemente sollen auch in der neuen Saison wieder eine Rolle spielen. Neben dem Kollektiv, natürlich.

Der Transfersommer der Kölner war bisher kein Spektakel, trotzdem konnte der ein oder andere Spieler zum Aufgebot hinzugefügt werden, der dem Team weiterhilft. Zunächst lohnt sich aber der Blick auf die Abgangsseite, denn der Verlust von Ellyes Skhiri (28), der sich Eintracht Frankfurt anschloss, ist extrem bitter. In der vergangenen Saison war Skhiri einer der besten, wenn nicht gar der beste defensive Mittelfeldspieler der Liga. Für diese Position verpflichteten die Kölner Jacob Christensen (22) von Nordsjaelland, er muss aber erst einmal integriert werden. Zudem kamen Rasmus Carstensen (22, Leihe, Genk), Luca Waldschmidt (27, Leihe, Wolfsburg), Leart Paqarada (28, St. Pauli) und Philipp Pentke (30, Hoffenheim) zum Baumgart-Team, Julian Chabot (25) wurde fest verpflichtet. 

Baumgart Köln Bayen

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Der elfte Platz in der Vorsaison war für den 1. FC Köln ein zufriedenstellendes Endresultat. Auch 2023/24 ist die Zielsetzung wieder, sich möglichst zeitnah von den Abstiegsrängen zu entfernen und im gesicherten Mittelfeld zu landen. Zuzutrauen ist das dem Team in jedem Fall, die Struktur im Kader passt weiterhin zum Baumgart-Fußball, auch wenn das Besondere fehlt. Zeit, um dem Kader noch einen frischen Impuls zu geben, ist auf jeden Fall. Einen hochkarätigen Transfer werden die Kölner aber nicht tätigen können. Somit wird es vor allem darauf ankommen, dass sich die Schlüsselspieler um Dejan Ljubicic (25) oder Florian Kainz (30) nicht verletzen und die Defensive auf ihrem bestmögliche Niveau performt.

Heidenheim: Es soll nicht bei der Premierensaison bleiben

Der 1. FC Heidenheim spielt in der neuen Saison zum ersten Mal in der Bundesliga. Das Team von Trainer Frank Schmidt (49) belohnte sich für eine sehr gute Saison in der 2. Liga. Der Aufstieg war dabei denkbar knapp, kam erst am letzten Spieltag mit einem späten 3:2-Sieg in Regensburg zustande. Der Klub setzt auf Kontinuität, Trainer Schmidt hat das Amt schon seit 2007 inne und bringt trotzdem immer wieder neue Ideen ein. Besagte Kontinuität, eine stetig wachsende Infrastruktur und ein gutes Scouting sind die Säulen, die elementar für den Aufstieg waren. 

Ja, Heidenheim gehört zu den individuell schwächsten Teams in der Bundesliga und ist einer der Kandidaten für den Abstieg. Doch das weiß beim FCH jeder – und es stört niemanden. Die Rolle des Underdogs liegt dem Team und umso größer ist die Freude wie auch die Überraschung, wenn Heidenheim mit seiner intensiven Spielweise dann doch Punkt um Punkt einsammelt. Dass der typische Heidenheim-Fußball in der Bundesliga funktionieren kann, steht außer Frage. Die hohe Intensität, wechselnde Pressingwellen, schnelles Umschalten und gleichzeitig ein solider, im Idealfall flacher Aufbau sind gute Grundvoraussetzungen. 

Heidenheim Bundesliga Bayern

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Für Heidenheim war es wichtig, im Transfersommer die ohnehin schon ordentliche Basis im Kader zu behalten, aber auch frische Impulse hinzuzufügen. Kein Schlüsselspieler hat den Klub verlassen, dafür wurden kluge Ergänzungen hinzugefügt. Eren Dinkci (21) kam per Leihe aus Bremen, Nikola Dovedan (28, Austria), Benedikt Gimber (26, Regensburg) und Omar Traore (25, Osnabrück) kamen ablösefrei, Tim Siersleben (23) wurde von Wolfsburg fest verpflichtet und Offensivspieler Marvin Pieringer (23) kam von Schalke 04. 

Nein, Heidenheim ist kein großer Name, kein Traditionsklub mit einem großen Stadion und zigtausend Fans, die durch die Republik reisen. Die Mannschaft hat sich aber aufgrund einer sehr guten Saison und sportlicher Kontinuität für die Bundesliga qualifiziert. Das Team kann der Liga insbesondere fußballerisch etwas geben, denn wer Frank Schmidt kennt und den Weg des FCH verfolgt hat, weiß, dass der Aufsteiger auch in Dortmund, München oder Leipzig aktiv und intensiv auftreten wird. Um damit aber auch genügend Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln, müssen die Kleinigkeiten stimmen und Fehler auf ein Minimum reduziert werden. Denn das verzeiht die Bundesliga nicht. 

(Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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