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Stärken, Schwächen, Realisierbarkeit: Die potenziellen neuen Bayern-Defensivspieler im Check

10. Januar 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Der FC Bayern München arbeitet derzeit an der Verpflichtung von mindestens einem Defensivspieler. Christoph Freund, der Sportdirektor des Klubs, ist gegenwärtig sehr umtriebig, Kontakt zu mehreren Kandidaten besteht. Doch wer passt zum FCB? Und wie realistisch sind mögliche Deals? 

FC Bayern auf der Suche nach Verstärkungen

Der FC Bayern will die Defensive verstärken, nachdem dort im Sommer bei der Transferplanung Fehler gemacht wurden. Die Abwehr ist zu dünn besetzt, eigentlich braucht es auch einen klassischen 6er. Das Thema „Holding six“ scheint aber bis zum Sommer verschoben zu werden, zudem sieht es aktuell danach aus. Weil es an Backups mangelt, Noussair Mazraoui verletzt ist und anschließend zum Afrika-Cup nachreist, Josip Stanisic vor der Saison verliehen wurde und auch Min-jae Kim mit Südkorea ein internationales Turnier spielt, bekommt der FCB gerade so noch eine Viererkette zusammen. Passieren darf aktuell nichts.

 



Mindestens ein Spieler muss kommen, zwei wären eine bessere, sicherere Abdeckung. Aktuell ist allerdings unklar, inwiefern das machbar ist. Die Gerüchteküche brodelt, verschiedene Namen und vor allem auch verschiedene Spielertypen werden mit dem Klub in Verbindung gebracht. Doch was zeichnet besagte Spieler aus? Und wie realistisch sind die Transfers? 

Nordi Mukiele: Bayerns Premium-Lösung

Der 26-jährige Franzose steht derzeit noch bei PSG unter Vertrag, ist in der Bundesliga aber bekannt, denn er spielte dort für RB Leipzig. In Paris kam er nie über die Rolle des Backups hinaus, die Konkurrenz ist allerdings auch groß. Nordi Mukiele, so die aktuelle Lage in der Berichterstattung, darf den Klub verlassen, wenn PSG einen Ersatz findet. Diesen scoutet der Branchenprimus aus Frankreich auch aktiv.

Mukiele Bayern

(Photo by Catherine Steenkeste/Getty Images for Qatar Airways)

Aus gutem Grund: Denn der Rechtsfuß ist das Topziel des Rekordmeisters und will den Wechsel vollziehen. Mit der Spielerseite ist der FC Bayern, das berichtet unter anderem Sky, absolut klar. Das grüne Licht des Tabellenführers der Ligue 1 für die Premiumlösung fehlt noch. Der große Vorteil Mukieles ist nämlich die Vielseitigkeit: Er kann ohne nennenswerten Qualitätsverlust auf der rechten Seite sowie im Zentrum verteidigen. Folglich wäre er der einzige Spieler in dieser Auflistung, der mehrere Positionen abdeckt, ohne große Abstriche machen zu müssen.

Sein Aufbauspiel ist weitgehend sauber, das ganz große Risiko meidet er dabei allerdings, was kein negativer Faktor ist, denn selbst wenn Mukiele auf der rechten Seite spielt, tut er das mit einem Alphonso Davies auf der anderen Seite. Im Zweikampf ist der Franzose stabil, bringt auch eine gewisse Kopfballstärke und generell Körpergröße mit. Zudem kenn er die Bundesliga bereits, hätte wohl kaum Eingewöhnungsprobleme. Kein Wunder, dass er die bevorzugte Option ist.

Radu Dragusin: Ein Zweikampfmonster für das Zentrum

In den letzten Tagen kochte das Thema Radu Dragusin mehr und mehr hoch. Der Rumäne in Diensten des FC Genua wurde Anfang Januar intensiv mit Tottenham in Verbindung gebracht. Es sah auch lange so aus als hätten die Spurs, trotz Konkurrenz aus Neapel, sehr gute Chancen, den Deal festzuzurren. Doch dann stieg der FC Bayern in den Poker ein. Zunächst hatte es den Anschein als wäre das Interesse nicht besonders konkret und die Gerüchte eher das typische Medienspiel von Klub und Berater, um mehr Geld auszuhandeln.

Doch am Dienstag wurde es interessant: Trotz einer bestehenden Einigung zwischen Genua und Tottenham gab der Rekordmeister ein Angebot ab. Und zwar ein finanziell mindestens gleichwertiges mit einer sofortigen Zahlung der geforderten Summe im Bereich von 30 Millionen Euro. Die Prozesse sind dynamisch, der Ausgang ist aktuell offen. Der Spieler selbst entscheidet, das Pendel könnte aufgrund der längeren, intensiven Gespräche noch in Richtung der Spurs ausschlagen.

Der Rumäne ist ein anderer Spieler als Mukiele, nämlich ein wirklicher Zweikampfexperte. Er liebt es, zu verteidigen. Seine Physis ist beeindruckend, sein Verständnis für die gefährlichen Räume ausgeprägt. Und dennoch gibt es das ein oder andere Defizit. Im Antritt laufen ihm die schnellsten Spieler davon, im Spielaufbau ist er allenfalls mittelmäßig. Für die Außenverteidigerposition ist er also umgeeinigt. Er wäre also wohl „nur“ eine Ergänzung zu Mukiele – und das für diese Summe? Bleibt abzuwarten.

Kevin Danso: Ex-Augsburger überzeugt in der Ligue 1

Am Dienstag hieß es plötzlich, dass der FC Bayern noch einen ganz neuen Kandidaten auf der eigenen Shortlist hat: Kevin Danso. Der Ex-Augsburger spielt bei Lens seit geraumer Zeit auf allerhöchstem Niveau, hat nur selten einmal Wackler in seinem Spiel. Allerdings verlängerte er seinen Vertrag bei Lens zuletzt im Sommer langfristig, spielt mit dem Klub in der Rückrunde immerhin in der Europa League. Und genau das ist einer der Knackpunkte, der Österreicher hat selbst keine große Intention, Lens zu verlassen.

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Über die Stärken des 24-Jährigen muss nicht geredet werden: Er ist ein zweikampfstarker Innenverteidiger mit einem guten Stellungs- und Kopfballspiel. Noch dazu ist sein Spielaufbau in den letzten Jahren immer besser geworden, hier hat er gegenüber Dragusin beispielsweise deutliche Vorteile. Für die Außenbahn wäre aber auch er nicht der ideale Spielertyp, zudem fehlt ihm dahingehend die Erfahrung.

Eric Dier: Notnagel für alle Fälle?

Hartnäckig hält sich auch der Name Eric Dier von Tottenham. Der Engländer kennt Harry Kane hervorragend, soll sich schon mit dem FC Bayern ausgetauscht haben. Thomas Tuchel persönlich sprach mit dem Spieler, auch die Klubs befanden sich schon im Austausch. Generell scheint es einfach zu sein: Wenn Bayern will, kommt Dier. Doch bisher gibt es keine finale Entscheidung. Das sorgt automatisch dafür, dass der Schluss nahe liegt, Dier sei eher eine Notnagel-Option, falls andere Lösungen nicht machbar sind.

Beim genauen Blick auf die Parameter wird auch klar, warum. Der Defensivspieler hat in dieser Saison keine 200 Minuten Spielpraxis gesammelt, zuletzt saß er sogar auf der Bank als alle anderen Innenverteidiger der Spurs fehlten. Vom Glanz vergangener Tage ist beim 29-Jährigen nämlich nicht viel übrig. Klar, physisch ist er noch immer eine Wucht, in einigen defensiven Aspekten auch absolut brauchbar, doch darüber hinaus wird es dünn.

Fußballerisch hat Dier Probleme, ein guter Spielaufbau ist ihm nicht zu attestieren. Für etwaige Aufbau-Aufgaben auf der „6“ ist er nicht geeignet. Noch dazu unterliefen ihm in den letzten Monaten immer wieder Stellungsfehler, die zu Chancen führten. Und: Er ist langsam, vor allem im Antritt. Eine hohe Endgeschwindigkeit hatte er vor Jahren noch, diese ist aber ebenfalls gesunken. Wie angedeutet: Es kann sich nur um einen Lückenfüller handeln.

(Photo by Simone Arveda/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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