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Jude Bellingham: Dortmunds Regisseur wird ein Königlicher – und hinterlässt gewaltige Fußstapfen

12. Juni 2023 | Spotlight | BY Lea Selin Thomas

Spotlight | Nach drei Jahren verabschiedet sich Jude Bellingham vom BVB. Bei den Westfalen entwickelte sich der Engländer zu einem der besten Mittelfeldspieler der Welt  – nicht umsonst folgte jüngst die Bekanntgabe seines Wechsels zu Real Madrid. Für Dortmund bedeutet dies neben einem satten Geldregen auch einen herben Verlust, denn die Lücke, die Bellingham im Team der Schwarz-Gelben hinterlässt, wird nur schwer zu füllen sein. 

Als Talent geholt, als Weltklasse-Spieler verkauft: Bellinghams unglaubliche Entwicklung im BVB-Trikot

Im Sommer 2020 überwies Borussia Dortmund rund 30 Millionen Euro an Birmingham City, um den damals siebzehn Jahre alten Bellingham zu verpflichten. Zu diesem Zeitpunkt galt er bereits als großes Talent, allerdings konnte damals keiner vorausahnen, dass er drei Jahre später für über 100 Millionen Euro zu Real Madrid wechseln würde – als einer der besten, komplettesten Mittelfeldspieler der Welt.

Während seiner Zeit beim BVB entwickelte sich Bellingham vom talentierten Youngster zu einem gestandenen Profi mit überragenden Fähigkeiten. Dazu gehören unter anderem seine hohe Kampf- und Laufkraft, seine enorme Zweikampfstärke und die Tatsache, dass er über einen scheinbar unstillbaren Ehrgeiz verfügt. In den letzten drei Jahren bildete der aus Stourbridge stammende Engländer das Herzstück des Dortmunder Mittelfelds, wenn nicht gar das der gesamten Mannschaft.

Trotz seines jungen Alters bringt Bellingham eine unglaubliche Reife mit – nicht umsonst führte er die Schwarz-Gelben zuletzt in Abwesenheit von Marco Reus (34) und Mats Hummels (34) immer häufiger als Kapitän aufs Feld. Sein bereits angesprochener Ehrgeiz sorgte zwar dafür, dass ihm gelegentlich die Sicherungen durchbrannten und er sich zu theatralisch über scheinbare Fehlentscheidungen aufregte, doch angesichts seines unermüdlichen Einsatzes verzieh man ihm dieses Verhalten in Dortmund gerne. Noch dazu, weil Spieler in diesem Alter noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung sind, weder sportlich, noch persönlich.

Insgesamt absolvierte Bellingham in drei Jahren 132 Spiele für die Borussia, erzielte dabei wettbewerbsübergreifend 24 Tore und steuerte zudem 25 Vorlagen bei. In seinem ersten Jahr als Dortmunder gewann er den DFB-Pokal, 2022/23 wurde er zum Spieler der Saison gewählt. Der größtmögliche Erfolg blieb ihm letztendlich verwehrt – von der Bank aus musste er seinen Kollegen dabei zusehen, wie sie im Duell gegen Mainz 05 den Meistertitel aus der Hand gaben. Bellingham reagierte darauf mit Tränen, die möglicherweise auch in Zusammenhang mit seinem nahenden Abschied standen.

 



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Für 103 Millionen Euro: Real Madrid schnappt sich Dortmunds Herzstück

Mit Bellingham verliert der BVB nicht nur seinen wertvollsten Spieler, sondern auch einen Leader, eine Identifikationsfigur und einen Publikumsliebling. Zwar spült der Transfer des Engländers zu Real Madrid ordentlich Geld in die Kasse, die klaffende Lücke, die er innerhalb der Mannschaft hinterlässt, dürfte dennoch extrem schwer zu füllen sein. Ein Mittelfeldspieler, der über dieselben herausragenden Qualitäten wie Bellingham verfügt, findet sich so schnell kein zweites Mal. Die Idee des BVB scheint zu sein, mit den Einnahmen gleich mehrere Baustellen zu beheben, den Kader vor allem in der Breite robuster zu machen.

Für den Rechtsfuß beginnt nun ein neues Kapitel in der spanischen Hauptstadt. Künftig wird er an der Seite von Weltklasse-Spielern wie Luka Modrić (36), Toni Kroos (33) und Federico Valverde (24) auflaufen, muss sich dabei erst einmal beweisen. Mit anderen Worten: Fortan wird er nicht mehr das Gesicht und der unangefochtene Star der Mannschaft sein, sondern nur noch einer von vielen erfahrenen, hochveranlagten Profis, die allesamt um einen Platz in der Startelf konkurrieren.

Bellingham wird sich diesem Umstand anpassen müssen, ebenso wie sein Verhalten auf dem Platz. Seine oftmals impulsiven Reaktionen – häufiges Abwinken, unnötige Diskussionen mit Schiedsrichtern und Teamkollegen, negative Körpersprache – sind einer der seltenen Hinweise darauf, dass er eben doch erst neunzehn Jahre alt ist. Damit steht er immer noch am Anfang seiner Entwicklung, die er ab der kommenden Saison im Trikot von Real Madrid fortsetzen wird.

Allgemein besteht wohl kaum Zweifel daran, dass Bellingham alles Nötige mitbringt, um sich im Starensemble der Königlichen zu etablieren. Wie lange er dafür brauchen wird, bleibt derzeit noch abzuwarten. Klar ist aber, dass sich Dortmunds Transferstrategie wieder einmal bewährt hat: Aus dem siebzehnjährigen Talent Jude Bellingham ist ein Mittelfeldstratege auf allerhöchstem Niveau geworden, den man drei Jahre nach seiner Verpflichtung für eine dreistellige Millionensumme weiterverkaufen konnte. Trotz des herben Verlusts hat der BVB also alles richtig gemacht.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Lea Selin Thomas

Lebt die Rivalität zwischen den Mailänder Klubs und trägt die rot-schwarzen Farben. Bedauert sehr, dass sie die sportliche Blütezeit der Rossoneri um ein paar Jahre verpasst hat.


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