Reicht die Guirassy-Rückkehr, um die VfB-„Krise“ gegen den BVB zu beenden? Das Streitgespräch
10. November 2023 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion
Serhou Guirassy ist einer der Spieler der Saison in der Bundesliga. Der Angreifer des VfB Stuttgart kehrt am Wochenende im Spiel gegen den BVB zurück in den Kader, nachdem er zuletzt aufgrund einer Blessur zusehen musste. Die Rückkehr ist eine sehr gute Nachricht für die Schwaben.
VfB Stuttgart gegen den BVB mit Guirassy zurück in die Spur?
Spielt er oder spielt er nicht? Der VfB Stuttgart wartet auf die Rückkehr von Serhou Guirassy (27). Rund drei Wochen nach einer Oberschenkelverletzung steht das Comeback bevor. Zuvor erzielte der Stürmer in acht Ligaeinsätzen 14 Tore. VfB-Coach Sebastian Hoeneß (41) wollte sich auf der Pressekonferenz vor dem Spiel nicht in die Karten gucken lassen. „Wie gesagt, er hat bis jetzt nur Teiltraining gemacht. Es geht eher um die Frage, ob er dabei ist oder nicht“, bremste er die Erwartungen.
Ohne seine Effizienz mussten die Stuttgarter zuletzt in der Liga zwei ärgerliche Pleiten zuhause gegen die TSG Hoffenheim (2:3) und beim Aufsteiger in Heidenheim (0:2) hinnehmen. Ein Faktor dabei: Chancenwucher. Gelingt jetzt mit der vermeintlichen Rückkehr des Topstürmers ein Sieg gegen den Tabellennachbarn aus Dortmund?
Mehr News und Storys rund um die Bundesliga
Guirassy trifft, der VfB verliert nicht
Das Spiel des VfB Stuttgart ist nicht nur, aber in weiten Teilen auf einen klassischen Neuner zugeschnitten. Das zeigte sich zuletzt deutlich, da sich die Art und Weise, wie die Hoeneß-Elf Fußball spielte, mit Deniz Undav statt Guirassy auf der „9“, nicht maßgeblich veränderte. Die Resultate wurden aber schwächer. Eine Niederlage gegen Hoffenheim, ein knapper Sieg gegen Union, die Pleite in Heidenheim: Stuttgart fuhr eher durchschnittliche Ergebnisse ein. Es ist aktuell müßig, darüber zu diskutieren, wie diese Spiele mit Guirassy im Angriff ausgegangen wären. Nun steht die nächste Aufgabe, ein Heimspiel gegen den BVB, an. Mit dem Stürmer, der vielleicht 45, vielleicht 60 Minuten auflaufen kann.
Und das wird den Schwaben enorm helfen. Denn die Pause von zwei Ligaspielen wird den Angreifer aus Guinea nicht besonders aus dem Rhythmus gebracht haben. Die Mannschaft hat die Automatismen ihres Offensivspiels ohnehin beibehalten und jetzt steht wieder dieser 27-Jährige im Sturmzentrum, der eine Phase seiner Karriere erreicht hat, in der er nicht viel nachdenkt, die Dinge dadurch aber auch nicht verkompliziert und auch noch intuitiv richtig macht.
Unabhängig davon, wie viele Minuten er gegen den BVB spielen kann: Möglichkeiten wird er bekommen. Weil der VfB in dieser Saison den Anspruch hat, das Spiel in Phasen zu dominieren und konstruktiv nach vorne zu spielen. Und weil Guirassy mit seiner Physis der ideale Spielerytp ist, um sich gegen Spieler eine Kalibers Niklas Süle oder Nico Schlotterbeck durchzusetzen. Chancen nutzte er in dieser Saison reichlich, deswegen wird er auch gegen Dortmund treffen. Und dem VfB zu einem Punktgewinn verhelfen.
Guirassy-Rückkehr reicht nicht, um den BVB zu schlagen
Was der VfB Stuttgart zuletzt gegen die TSG Hoffenheim und in Heidenheim an Chancen liegen ließ, war schon sehr beachtlich. Die Rückkehr von Serhou Guirassy wird der Offensive der Schwaben gut tun, auch wenn es erstmal nur zu einem Kurzeinsatz reichen sollte. Der 27-Jährige hat die Klasse und vor allem aktuell auch den Lauf, um in wenigen Minuten ein entscheidender Faktor zu sein.
Das Problem für den VfB: Er alleine wird nicht reichen, um die „Krise“ (die definitiv keine ist) zu stoppen. Stuttgart spielt attraktiven, durchdachten Offensivfußball. Dadurch wird die Elf von Sebastian Hoeneß am Samstag zum Opfer des eigenen Erfolgs. Der BVB wird – erst recht nicht nach der Heimklatsche gegen den FC Bayern – sich deshalb von seiner ekligsten Seite zeigen und den Fokus auf eine stabile Defensive legen. Die Chancen, dass Edin Terzic sich auf einen offenen Schlagabtausch einlassen wird, sind extrem niedrig.
Dortmund kommt es grundsätzlich gelegen, wenn ein Gegner versucht, das Spiel zu machen und dabei Räume anbietet. Stuttgart wird sich dem BVB etwas anpassen, aber nicht die eigene Spielphilosophie verraten. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir Tore sehen werden“, meinte Hoeneß vor auf der Pressekonferenz am Donnerstag. Terzic wird dies mit seinem „Mehr Erfolg, weniger sexy“-Ansatz verhindern wollen.
Der BVB befindet sich wieder in eben jener Wiedergutmachungsschleife, die er eigentlich längst hinter sich lassen wollte und muss jetzt in der Bundesliga liefern. Die Newcastle-Leistung war ein Indiz dafür, dass die Schwarzgelben eher eine Bayern-Phobie haben als dass sie einen richtigen Einbruch erleben. Daran wird auch Guirassy nichts ändern. Es wird ein ekliges Spiel, in dem der spielerisch nicht gerade souveräne Ballspielverein seinen Gegner auf das eigene Niveau runterziehen und nerven wird. Der VfB-Star und seine Offensivkollegen werden kaltgestellt, die kleinen Lücken in der Defensive ausgenutzt. So muss die Überraschungsmannschaft der Saison die dritte Ligapleite in Folge hinnehmen.