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Hofmann brilliert, Hummels desaströs: Die Einzelkritik zum Borussia-Duell

12. November 2022 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Am Freitagabend stand das Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund auf dem Programm. Beide verloren ihre Partie unter der Woche, beide hatten sich viel vorgenommen. Wir bewerten die Spieler in der Einzelkritik!

Gladbach gewinnt turbulentes Borussen-Duell

Es war das Spiel eines Teams mit einem erkennbaren Plan gegen ein völlig planloses Team. Borussia Mönchengladbach, das Team mit einen Plan, zog sich weit zurück, überließ den Gästen aus Dortmund, dem Team ohne Plan, den Ball und nutzte die Schwächen des BVB eiskalt aus. Vor allem die Räume zwischen der Verteidigung und den beiden Sechsern des BVB bespielte das Team von Daniel Farke. Lars Stindl, Jonas Hofmann und Marcus Thuram stachen immer wieder in diese Räume und sezierten von dort aus die löchrigen Dortmunder, die ihrerseits im Ballbesitz statisch, ideenlos und teilweise gar phlegmatisch wirkten.

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Borussia Mönchengladbach: Hofmann überragend, Thuram eiskalt

Jan Olschowsky: War in seinem erst zweiten Bundesligaspiel insgesamt ein sicherer Rückhalt und rettete mehrmals stark, besonders gegen Moukoko (33.) und Malen (43.). Im Spielaufbau jedoch häufig etwas ungenau. Außerdem mit unglücklicher Abwehr vor die Füße von Schlotterbeck beim zwischenzeitlichen 3:2. Note: 3

Joe Scally: In der ersten Halbzeit etwas wacklig und unsicher, hatte besonders gegen Donyell Malen einige Probleme. War defensiv enorm eingebunden, weshalb er kaum offensive Akzente setzen konnte. In den wenigen Offensivmoment zudem etwas ungenau und überhastet. Note: 4

Marvin Friedrich: In der ersten Halbzeit ein Unsicherheitsfaktor. Wirkte mit der Beweglichkeit der Dortmunder Offensivspieler etwas überfordert und agierte ungeschickt in einigen Zweikämpfen. Im weiteren Spielverlauf kam er jedoch besser ins Spiel und war im zweiten Durchgang fehlerlos. Note: 3,5

Nico Elvedi: Im Spielaufbau solide, ohne aber viel ins Risiko zu gehen. In der Defensivarbeit nahezu tadellos und immer wieder mit starkem Stellungsspiel. Note: 3

Ramy Bensebaini: Strahlte große Gefahr bei Standardsituationen aus, erzielte per Kopf das 2:1. Defensiv ließ er kaum etwas über seine Seite zu, konnte sich jedoch selten offensiv einschalten. Vor dem 1:1 verlor er Brandt aus den Augen, der dadurch frei vor Olschowsky auftauchte. Dennoch eine insgesamt solide Leistung. Note: 3

Julian Weigl: Unauffällig aber nahezu fehlerlos. War Dreh- und Angelpunkt im Spielaufbau und strahlte eine enorme Ruhe und Passsicherheit aus. Bereitete in der 77. Minute mit einem starken Zuspiel eine Großchance von Thuram vor. Defensiv sehr fleißig und zuverlässig. Note: 2,5

Manu Koné: Initiierte viele gute Angriffe, indem er immer wieder mit klugen Pässen und Dribblings die Tiefe suchte. Präsentierte sich gewohnt pressingsresistent und gewann viele wichtige Zweikämpfe. Erzielte außerdem direkt nach dem Seitenwechsel per Fernschuss sein erstes Saisontor. Note: 2

Jonas Hofmann: War mit einem Tor und zwei Assists an drei Toren direkt beteiligt. Sorgte mit starken Laufwegen und Zuspielen für viel Gefahr im letzten Drittel und hatte einen großen Anteil daran, dass die auf Konter ausgelegte Herangehensweise der Gladbacher so gut funktionierte. Eine überragende Leistung. Note: 1

Christoph Kramer: Im Spiel gegen den Ball gewohnt fleißig und diszipliniert, offensiv jedoch kaum in gefährlichen Momenten involviert gewesen. In seinen wenigen Ballaktionen agierte er etwas steif und unglücklich, weshalb Daniel Farke ihn zur Halbzeit auswechselte. Note: 4

Lars Stindl: Bewegte sich gerade in der ersten Halbzeit immer wieder clever zwischen den Ketten der Dortmunder und sorgte damit für viel Dynamik in den Gladbacher Angriffen. Arbeitete enorm viel und intensiv, teilweise sogar bis an den eigenen Strafraum. Bereitete außerdem Hofmanns Treffer zum 1:0 vor. Note: 3

Marcus Thuram: War durch viele gute Dribblings und Eins-gegen-Eins-Duelle ein stetiger Unruheherd und erarbeitete sich einige Torchancen. Zeigte ein gutes Timing bei Tiefenläufen, die Gladbach immer wieder Möglichkeiten zum schnellen Umschalten boten. Erzielte außerdem das 3:1. Note: 2

Patrick Herrmann (ab 46.): Kam für Kramer ins Spiel, agierte in seinen wenigen Offensivaktionen etwas glücklos und blieb insgesamt sehr blass. Defensiv arbeitete er aber zuverlässig und zeigte sich giftig in den Zweikämpfen. Note: 4

Ko Itakura (ab 88.): keine Bewertung

Nathan Ngoumou (ab 90.): keine Bewertung

Luca Netz (ab 90.): keine Bewertung

Kilian Thullen 

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Borussia Dortmund: Löchrige Defensive und wenig Ideen

Gregor Kobel: Es war sicherlich nicht der glanzvollste Tag des sonst häufig überragenden BVB-Torhüters. Er vereitelte keine Großchance, machte aber auch keinen Fehler und war bei den vier Gegentreffern völlig chancenlos. Note: 3

Niklas Süle: Startete rechts und rückte nach der Auswechslung von Nico Schlotterbeck in die Innenverteidigung. Im statischen Offensivspiel des BVB setzte er kaum Akzente, in der Defensive wirkte er häufig steif. Fast symptomatisch war die Szene, als Marcus Thuram nicht nur Niklas Süle, sondern auch Mats Hummels mit einem Wackler so sehr vernaschte, dass die beiden BVB-Verteidiger gegeneinander rasselten. Note: 4

Nico Schlotterbeck: Der sonst für mutiges Andribbeln und riskante, linienbrechende Pässe bekannte Innenverteidiger fand kein Mittel, den tiefstehenden Gladbacher Block zu durchbrechen. Was allerdings eher an der uninspirierten, statischen Positionierung der Dortmunder Offensivspieler lag, als an der defensiven Brillanz der Gladbacher. Gegen den Ball wurde er häufig von Mats Hummels allein gelassen und kam dadurch immer wieder zu spät. Nur wenige Gladbacher Offensivaktionen konnte er mit seinen spektakulären Grätschen vereiteln. Note 4

Mats Hummels: Seine bisher schlechteste Saisonleistung. Sowohl vor dem 0:1 als auch vor dem 1:3 rückte er aus der Kette heraus, kam im Mittelfeld zu spät und riss damit ein riesiges Loch in die Dortmunder Viererkette. Zu Mats Hummels‘ Verteidigung: Das ständige Herausrücken wurde sicherlich durch den stets völlig verwaisten Dortmunder Sechserraum bedingt. Sein Tag war trotzdem ein gebrauchter, zu dem passte, dass er den Ball vor dem 2:4 völlig schuldlos, aber unendlich unglücklich abfälschte und damit unhaltbar machte. Im Spielaufbau war er allerdings der mutigste der Dortmunder Verteidiger. Note 5,5

Raphael Guerreiro: Über weite Strecken unsichtbar. Sowohl mit als auch ohne Ball lief das Spiel an ihm vorbei. Keine magischen Momente in engen Räumen, keine pressingbrechenden Lupfer. Note 4

Emre Can: Mit dem Ball fiel er nur durch zwei Dinge auf: Durch seine Ellbogen, die stets im Gesicht der Gladbacher waren, und durch seine unnötig vielen Ballkontakte, mit denen er das Spiel der Dortmunder immer wieder verschleppte. Noch schlimmer war es gegen den Ball. Der Sechserraum war verwaist und eine Konterabsicherung war nicht existent. Hauptgrund dafür: Emre Can. Note: 5

Jude Bellingham: Auch ihn trifft eine Mitschuld an der ungeheuerlichen Konterabsicherung des BVB. Er orientierte sich gegen den Ball in vielen Aktionen zu stark nach vorne. Im Spiel mit Ball schaltete er sich häufig ins Kombinationsspiel ein, war an den wenigen gefährlichen Dortmunder Offensivaktionen beteiligt und bereitete das 1:1 mit einem wunderbaren Chipball aus dem Halbfeld genial vor. Note: 3,5

Julian Brandt: Nicht so stark wie in den letzten Wochen, aber einer der Wenigen, die Ideen in das dröge Dortmunder Spiel brachten. Vor allem in der ersten Halbzeit blitzte seine Genialität immer wieder auf. Unter anderem bei seiner technisch hochkomplexen Ballannahme vor dem 1:1. In der zweiten Halbzeit tauchte er zunehmend ab. Note: 3

Donyell Malen: Stets bemüht, aber ohne Ertrag oder sinnvolle Ideen. Seit Donyell Malen das BVB-Trikot trägt, versprüht er einen latenten André-Schürrle-Vibe. Auch heute. Nur war Schürrle zumindest vor dem Tor eiskalt. Malen hingegen entwickelt sich zum chronischen Chancentod, wie in der 43. Spielminute, als er Gladbach-Torhüter Jan Olschowsky einen Meter vor dem Tor anschoss. Note: 4,5

Gio Reyna: War auffällig ideenlos und spielte ohne großes Risiko. Zudem lief das Spiel in weiten Teilen an ihm vorbei. Und als er dann in der 33. Spielminute den Treffer auf dem Fuß hatte, scheiterte er kläglich. Note: 4

Youssoufa Moukoko: Stiftete Unruhe, versuchte sich in das Kombinationsspiel einzuschalten und war der einzige Dortmunder, der zumindest in Ansätzen Torgefahr ausstrahlte. Zudem luchste er den Gladbachern in der ersten Halbzeit immer mal wieder Bälle ab und arbeitete fleißig gegen den Ball. Note: 3,5

Thorgan Hazard (ab 46.): Zeigte nach seiner Einwechslung in der Offensive eindrucksvoll, wieso er in den letzten Wochen ausschließlich als Linksverteidiger eingesetzt wurde. Fehlpässe, Ballverluste und keine einzige gefährlich Situation lieferte der Belgier. Note: 5

Salih Özcan (ab 59.): Wurde eingewechselt, als der BVB schon mit zwei Toren zurücklag und konnte mit seinen ewigen Querpässen und von Sicherheitsdenken triefenden Positionierungen nicht zum Offensivspiel der Dortmunder beitragen. Ohne Fehler, aber auch ohne Sinnvolles. Note: 4

Anthony Modeste (ab 59.): Rutschte gleich in seiner ersten Szene auf dem Ball aus und besser kann man den Auftritt von Anthony Modeste eigentlich nicht beschreiben. Wie immer wirkte er wie ein völliger Fremdkörper im Spiel des BVB. Note: 4,5

Karim Adeyemi (ab 71.): keine Bewertung

Antonios Papadopoulos (ab 78.): keine Bewertung

Florian Weber 

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)


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