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Bundesliga | Schwächelnde Bayern, formstarke Dortmunder – und ein Titelrennen? Die Brennpunkte des 18. Spieltags

30. Januar 2023 | Trending | BY Victor Catalina

Spotlight | Auch am 18. Spieltag konnte der FC Bayern nicht gewinnen. Dafür zeigte Borussia Dortmund einen souveränen Auftritt in Leverkusen. Darf man nun ein Titelrennen erwarten? Die Brennpunkte. 

1. Bayern braucht den Impuls von außen

Drittes Spiel 2023, drittes 1:1 2023. Auch gegen Eintracht Frankfurt kam der FC Bayern nicht über ein Remis hinaus. Dabei zeichnet sich ein klares Muster ab: Wie in Leipzig übernahm der Rekordmeister Mitte der ersten Hälfte die Kontrolle und ging verdient durch Leroy Sané in Führung. Nach der Pause ließ man Eintracht Frankfurt gewähren. Oliver Glasner erhöhte durch die Einwechslungen von Daichi Kamada sowie Rafael Borré das Risiko und wurde belohnt. Fünf Minuten standen beide auf dem Platz, da zog der Japaner die Münchener Defensive kollektiv auf die rechte Seite, sodass Randal Kolo Muani links ein Eins-gegen-Eins mit Nationalmannschaftskollege Dayot Upamecano bekam. Dieses spielte er mustergültig zum 1:1 aus.

Zwar versuchte Julian Nagelsmann, mit Ryan Gravenberch, Serge Gnabry und Mathys Tel dem Spiel noch mehr Dynamik und Offensive zu geben. Stattdessen präsentierte sich seine Mannschaft ideenlos und ausgelaugt. In den letzten Minuten wäre der Eintracht beinahe noch der Siegtreffer gelungen. Sechs Minuten vor Schluss verweigerte Mario Götze den Abschluss aus spitzem Winkel. In der Nachspielzeit ging ein abgefälschter Versuch Borrés knapp vorbei.

Bundesliga FC Bayern Eintracht Frankfurt

Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images

Lothar Matthäus machte vor der Partie die Weltmeisterschaft für das Formtief des Rekordmeisters verantwortlich, was kein ganz abwegiger Gedanke ist. Am gestrigen Sonntag kam auch Bayerns Achtelfinalgegner Paris Saint-Germain, mit elf Spielern bei der WM vertreten, nicht über ein 1:1 gegen den Tabellenelften aus Reims hinaus. Mit der letzten Aktion des Spiels gelang Folarin Balogun der Ausgleich. Damit stehen die Pariser bei je einem Sieg und Remis sowie zwei Niederlagen aus den letzten vier Ligapartien. Der Vorsprung auf Lens beträgt statt sieben, nur noch drei Zähler.

Im Fall des FC Bayern scheint es, als bräuchte es jemanden, der neue Energie ins Team bringen kann. Jemand, der von der WM-Bubble nicht betroffen ist. Sadio Mané könnte ein solcher Spieler sein. Mané ist ein Spieler, der dauerhaft Druck auf den Ball ausübt, extrem zweikampfstark ist und seine Teamkollegen genau dadurch mitziehen könnte. Es ist kein Zufall, dass sich sowohl der FC Bayern als auch Liverpool ohne ihn extrem schwertun.

Vergangene Woche kehrte der Senegalese bereits auf den Trainingsplatz zurück. Das Champions-League-Achtelfinalhinspiel soll, laut SPORT1-Informationen, ein Rennen gegen die Zeit werden. Sportvorstand Hasan Salihamidžić betonte: „Wir werden bei Sadio vernünftig sein und nichts überstürzen.“

Bis dahin muss es Julian Nagelsmann gelingen, der Mannschaft wieder den Drive und die Energie zu geben, die sie vor der Winterpause hatten. Thomas Müller an die Seite von Jamal Musiala zu stellen, gab dem Spiel, vor allem in der ersten Hälfte, neben Kreativität auch viel Struktur. Mit dem Assist für Leroy Sané sammelte Müller seine 300. Torbeteiligung im 426. Bundesligaspiel ein. Am Mittwoch geht es zum Pokalachtelfinale nach Mainz. In K.O.-Duellen, vor allem der Champions League, wussten die Münchener bisher zu liefern. Eine weitere solche Performance braucht es, um die zweite Saisonhälfte endgültig ans Laufen zu bringen.

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2. Borussia Dortmund: Konsequent auf und außerhalb des Platzes

Etwas weiter – und formstärker – als der FC Bayern zeigt sich im Moment Borussia Dortmund. Aus den ersten drei Partien 2023 gab es drei Siege, zuletzt ein 2:0 in Leverkusen. Dabei erwischte die Mannschaft von Edin Terzic keinen optimalen Beginn. Leverkusen spielte in den Anfangsminuten dominant und mutig und hatte durch Nadiem Amiri (5′) sowie Moussa Diaby (16′) zwei gute Torchancen.

Anders, als in vielen vorherigen Auswärtspartien dieser Saison ließ sich der BVB diesmal jedoch nicht den Schneid abkaufen, blieb ruhig und wurde mit zunehmender Spieldauer selbst präsenter. Karim Adeyemis erster Bundesligatreffer fiel nach 33 Minuten absolut verdient. Keine zehn Minuten nach Wiederanpfiff zwang Marius Wolf mit einem scharfen Zuspiel Edmond Tapsoba ins Eigentor. Damit schien der Leverkusener Wille gebrochen. Bei den Chancen, die sich die Gastgeber noch erarbeiten konnten, war Gregor Kobel jeweils zur Stelle.

Bundesliga Bayer Leverkusen Borussia Dortmund

Photo by Lars Baron/Getty Images

Genau diese Effizienz und Konsequenz hatte man von Schwarzgelb jahrelang vermisst und hinderte den Verein daran, ernsthaft um den Titel mitzuspielen. Aber nicht nur auf, sondern auch außerhalb des Platzes. Julian Ryerson erwies sich bis hierhin als absoluter Volltreffer und traf in Mainz zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Mit Julien Duranville gelang zudem die Verpflichtung eines Toptalents. Vincent Kompany attestierte ihm sogar Ballon d’Or-Potential. Auf der anderen Seite steht Thorgan Hazard, der zuletzt eher durchwachsen performte, vor einem Wechsel zur PSV Eindhoven. Auch bezüglich Raphaël Guerreiro oder Thomas Meunier gibt es bereits Abgangsgerüchte. Der BVB merkt, dass das Minimalziel Champions-League-Qualifikation durch Teams wie RB Leipzig, Eintracht Frankfurt, Union Berlin oder den SC Freiburg nicht mehr so gesichert ist, wie es noch vor einigen Jahren der Fall war und beginnt, die eigenen Fähigkeiten vollumfänglich auszuschöpfen.

3. Enge Tabelle – aber auch ein Titelrennen?

Also, dann doch Titelrennen, nachdem zur Winterpause bereits vieles geklärt zu sein schien? Zumindest vorerst und auf dem Papier. Den Rest werden die kommenden Wochen zeigen. Der VfB Stuttgart musste in Leipzig mit Naouirou Ahamada, Silas, Borna Sosa sowie Tiago Tomás auf vier Schlüsselspieler verzichten und war allenfalls minimal schwächer.

Bundesliga FC Bayern Eintracht Frankfurt

Photo by Adam Pretty/Getty Images

Dazu wird RB an den nächsten Spieltagen, neben Christopher Nkunku, auch Dani Olmo mit Muskelfaserriss fehlen. Inwieweit Eintracht Frankfurt eine Siegesserie hinlegen kann, die sich mit dem vollen Potential des FC Bayern misst, ist offen. Union Berlin und dem SC Freiburg fehlt schlicht die Erfahrung im Titelkampf.

Borussia Dortmund, so souverän der Auftritt in Leverkusen war, hatte großes Glück, aus den beiden vorherigen Partien die volle Punktzahl zu holen. Giovanni Reynas Siegtreffer gegen Augsburg war aus der Kategorie Sonntagsschuss. Wenig später ließ Ermedin Demirović die Großchance auf das 4:4 liegen. In Mainz hatte sich ein BVB-Erfolg lange Zeit nicht abgezeichnet. Der FSV hatte in der Schlussphase einige gute Kontergelegenheiten. Beispielhaft dafür Anton Stach in Minute 87. Jedes Team, das sich mit dem FC Bayern misst, muss im Vergleich zu den ersten drei Spielen noch einige Level höher performen, weil es der Rekordmeister, früher oder später, auf jeden Fall tun wird.

Photo by Lars Baron/Getty Images

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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