Spotlight

Bundesliga | Terzics Joker stechen, Nagelsmanns Joker weniger – Die Einzelkritik zum Remis zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern

8. Oktober 2022 | Spotlight | BY Victor Catalina

Spotlight | 2:2 trennten sich Borussia Dortmund und der FC Bayern im Topspiel des 9. Bundesliga-Spieltags. Die Akteure in der Einzelkritik.

2:2! Modeste lässt das Spiel kippen!

Eine gute halbe Stunde lang tat sich vor den Toren nahezu gar nichts. Dann eröffnete Leon Goretzka per gekonntem Distanzschuss die Partie. Als Leroy Sané in Minute 53 nachlegte, schien das Spiel so gut wie entschieden. Allerdings rettete Dortmund noch den Punkt, weil Anthony Modeste das hatte, was man im Angelsächsischen legacy game nennt, vielleicht sein Durchbruchsspiel in Schwarzgelb: Eine Viertelstunde vor Schluss setzte sich der Franzose gekonnt gegen Dayot Upamecano durch und bediente Youssoufa Moukoko zum 1:2. In Minute 82 ließ er aus kürzester Distanz den Ausgleich liegen. Das machte er mit der finalen Aktion der Partie wieder gut: Nico Schlotterbeck hielt einen Ball auf der Grundlinie gerade noch im Spiel. Seine perfekte Flanke landete am zweiten Pfosten bei Modeste, der freistehend den Endstand besorgte. Die Einzelkritik zum Spiel.

Mehr News und Stories rund um die Bundesliga

Borussia Dortmund: Ein Spiel namens Modeste

Alexander Meyer: Bei den beiden Treffern war für ihn nichts zu holen, auch wenn er bei Leroy Sanés Abschluss zum 2:2 etwas unglücklich aussah. Verhinderte dann allerdings aus Nahdistanz gegen Jamal Musiala das 0:3 und war somit entscheidend an der Dortmunder Aufholjagd beteiligt. Nicht zuletzt dadurch, dass er in den Schlussminuten auch vorne Unruhe stiftete. Note: 2,5.

Niklas Süle: Rechts wie innen solide, ließ sich gegen Sadio Mané nicht viel zu Schulden kommen. Bei der Geschwindigkeit von Alphonso Davies zog er naturgemäß einige Male den Kürzeren, blockte dann aber im Zentrum die Hereingaben, sodass die Aktionen verpufften. Note: 3,0

Mats Hummels (bis 46′): Brachte seine gesamte Erfahrung ein und stellte damit – unter den Augen von Hansi Flick – seine Formstärke unter Beweis. Mit ihm auf dem Platz taten sich die Münchener äußerst schwer, zu kohärenten Aktionen im Angriff zu kommen. Musste zur Pause angeschlagen raus. Und schon ergaben sich mehr Chancen. Note: 2,0.

Nico Schlotterbeck: Obwohl er über weite Teile des Spiels resolut verteidigte, hatte der Neuzugang aus Freiburg seine auffälligsten Aktionen in der Offensive. Leitete den Anschlusstreffer mit einem starken Zuspiel in die Spitze ein. Mit der letzten Aktion des Spiels rettete er einen eigentlich schon verlorenen Ball von der Grundlinie – und brachte die perfekte Flanke auf Anthony Modeste. So geht Unterschiedsspieler. Note: 2,0.

Raphaël Guerreiro: Testete Manuel Neuer nach einer guten halben Stunde mit einem wuchtigen Distanzschuss, allerdings ohne Erfolg. Ansonsten offensiv weitestgehend harmlos, ließ sich defensiv aber auch nicht allzu viel zu Schulden kommen. Note: 3,0.

Emre Can: Sah gegen das Münchener Mittelfeld – auch vor der Hereinnahme Joshua Kimmichs – meistens die Rücklichter. Versuchte, durch Fouls Zeichen zu setzen. Wirklich behaupten konnte er sich allerdings nur selten. Note: 4,0.

Jude Bellingham: Seine Aktion an Alphonso Davies spaltete nach Spielschluss die Gemüter. Hatte Glück, dafür nicht vom Platz gestellt zu werden. Ansonsten wie immer der auffälligste im Dortmunder Mittelfeld. War auch entscheidend am Ausgleich beteiligt, als er auf dem linken Flügel die Kugel behauptete. Note: 2,0.

Bundesliga Borussia Dortmund FC Bayern

Photo by Alex Grimm/Getty Images

Salih Özcan (bis 54′): Genau wie Emre Can weitestgehend wirkungslos und wurde zumeist von den Münchenern locker überspielt. Als Karim Adeyemi für ihn kam, entwickelte das Dortmunder Spiel wesentlich mehr Drive. Note: 4,0.

Julian Brandt: Hatte einige gute Ideen. Was ihm fehlte, war der allerletzte Punch in seinen Aktionen. Mit Alphonso Davies auf dem Platz kam er kaum zu richtigen Szenen. In der zweiten Hälfte auffälliger, aber ohne den letzten Akzent. Note: 3,5.

Youssoufa Moukoko (bis 89′): Vor der Pause war Dortmunds Youngster bei den Münchener Innenverteidigern bestens aufgehoben. Beim Anschlusstreffer allerdings nahm er den Ball sehenswert mit und versenkte seine erste nennenswerte Chance. Auch Geduld und Effizienz sind Qualitäten. Besonders, wenn man im entscheidenden Moment präsent ist. Note: 2,0.

Donyell Malen (bis 70′): Hatte in der ersten Hälfte einige Aktionen, die aber selten zielführend waren – und eine sehr gute Gelegenheit aufs 1:1, die ihm Manuel Neuer entschärfte. Machte 20 Minuten vor Schluss für Anthony Modeste Platz. Note: 3,5.

Einwechslungen von Borussia Dortmund

Marius Wolf (ab 46′): Ersetzte zur Pause den angeschlagenen Mats Hummels – und hatte gleich nach wenigen Sekunden Dortmunds bis dahin beste Chance. Obwohl sich der Ball eklig nach links wegdrehte, wischte Neuer die Kugel noch über den Querbalken. Blockte nach einer Stunde zudem Kingsley Coman. Eine Szene, die gut und gerne zum 0:3 hätte führen können. Note: 2,5.

Karim Adeyemi (ab 54′): Ersetzte den bis dahin eher wirkungslosen Donyell Malen und bereitete Gegenspieler Josip Stanišić mit seinem Tempo große Probleme. Wie zum Beispiel in Minute 82, als Anthony Modeste seine perfekte Hereingabe nicht zu verwerten wusste. Eine von zwei Einwechslungen, mit denen Edin Terzic das Naturell des Spiels maßgeblich beeinflusste. Note: 2,0.

Anthony Modeste (ab 70′): Er ist die zweite. Genau solche Partien können den Karriereverlauf eines Spielers bei einem neuen Verein ins Positive kippen lassen. Es gab nicht wenige, die ihn, ob seiner Teilnahmslosigkeit am Dortmunder Spiel und der Trefferquote als Fehleinkauf betitelten. Diese strafte er in beeindruckender Art und Weise Lügen. Behauptete sich in Minute 74 stark gegen Dayot Upamecano und suchte dann nicht selbst den Abschluss, sondern hatte die Übersicht für Youssoufa Moukoko. Verlor trotz der vergebenen Großchance in Minute 82 nicht den Glauben, blieb weiter aufmerksam und belohnte sich dennoch. Ein Spiel, das seinen Namen in Dortmund so schnell nicht mehr verstummen lässt: Anthony, Anthony Modeste. Note: 1,5.

Thorgan Hazard (ab 89′): Mit ihm für Moukoko warf Terzic nochmal alles nach vorne. Kam immerhin auf neun Ballkontakte. Eine überschaubare Ausbeute für eine Bewertung. Zu überschaubar. Note: ohne Bewertung.

Edin Terzic: Bis zur Pause machte seine Mannschaft nicht viel falsch, fand sich gegen abgezockte Münchener dennoch in Rückstand. Nach dem 0:2 schien es, als sei die Partie endgültig entschieden. Über weite Strecken seinem Trainerkollegen Julian Nagelsmann unterlegen. Dennoch nutzte er die Tatsache, dass ihm der Fußballgott durch die verletzungsbedingten Wechsel aufseiten des Rekordmeisters noch einen ausgab zu zwei brillanten Wechseln in Karim Adeyemi und vor allem Anthony Modeste. Dadurch bleibt er gegen Nagelsmann auch im fünften Spiel ungeschlagen. Note: 2,5.

Victor Catalina

Mit Ausnahme Kimmich: Die Wechsel beim FC Bayern floppen

Manuel Neuer: War einige Male wichtig zur Stelle, unter anderem stark gegen Modeste in der Schlussphase (82.). Bei den Gegentoren war er machtlos. Note: 2,5

Benjamin Pavard: Eigentlich ein sehr starker Auftritt mit vielen erfolgreichen Tacklings und gewonnenen Zweikämpfen. Eigentlich, weil Pavard beim Gegentor zum 1:2 näher an Moukoko hätte dran sein müssen. Note: 2,5

Dayot Upamecano: Robust in den Zweikämpfen und mit vielen wichtigen Defensivaktionen. Auch mit Ball sehr stark heute. Spielte immer wieder gute Pässe zwischen die Linien oder dribbelte an, leitete so auch das Tor zum 2:0 ein. An ihm lag es nicht, dass am Ende nicht mehr als ein Punkt heraussprang. Note: 1,5

Matthijs de Ligt (bis 62.): Holte sich eine frühe Gelbe Karte ab, war technisch nicht immer ganz sauber. Viel zu Schulden kommen ließ sich der Niederländer ansonsten aber nicht. Musste nach rund einer Stunde verletzt vom Feld. Note: 3,5

Alphonso Davies (bis 45.): Etwas unpräzise im Passspiel, auch defensiv nicht einwandfrei. Ließ einmal seine linke Seite sträflich frei, vertändelte ein anderes Mal den Ball in einer äußerst ungünstigen Position. Musste in der Halbzeit verletzt ausgewechselt werden. Note: 4,0

Marcel Sabitzer (bis 45.): Holte sich eine unnötige frühe Gelbe Karte ab, beschränkte sich damit ein Stück weit selbst. Im Passspiel oft unsauber, insgesamt etwas zu ungestüm in vielen Situationen. Nicht sein Spiel. Note: 4,5

Bundesliga Borussia Dortmund FC Bayern

Photo by Alex Grimm/Getty Images

Leon Goretzka: Bis auf die Gelbe Karte lässt sich bei ihm ähnliches wie über Sabitzer sagen. Der Unterschied: Offensiv trat Goretzka positiv in Erscheinung. Erzielte mit einem platzierten Distanzschuss das 1:0, legte nach der Pause eine Großchance für Mané auf. Note: 3,0

Leroy Sané: Half defensiv gut mit. Offensiv war Sané heute viel zu unpräzise im Passspiel, ließ so einige Aktionen versanden. Erzielte das 2:0, allerdings auch mit etwas Mithilfe des gegnerischen Torhüters. Note: 3,5

Jamal Musiala: Gut in engen Räumen, trieb immer wieder den Ball nach vorne und brachte Tempo in die Angriffe. Alles wie immer also. Legte zudem das 1:0 für Goretzka auf. Note: 2,5

Sadio Mané (bis 82.): War etwas außen vor. Brachte in einigen Aktionen zwar Tempo in die Angriffe, blieb aber auch häufig am Gegner hängen. Hatte nach der Pause die Chance zum 2:0 per Kopf, die er gut und gerne auch hätte nutzen dürfen. Note: 4,0

Serge Gnabry (bis 45.): War in der Spitze überhaupt nicht eingebunden, hatte ganze 18 Ballkontakte. Das lag aber sicher nicht allein an ihm. Sein Anlaufen gegen den Ball blieb weitestgehend wirkungslos. Note: 4,5

Einwechslungen des FC Bayern

Josip Stanisic (ab 45. für Davies): Machte seinen Job zunächst ordentlich. Mit der Dortmunder Drangphase bekam Stanisic aber enorme Schwierigkeiten. Bekam Adeyemi kaum in den Griff, der ein ums andere mal an ihm vorbeizog. Hätte beim späten Ausgleich viel früher Druck auf Schlotterbeck ausüben müssen, der völlig unbedrängt flanken durfte. Note: 5,0

Kingsley Coman (ab 45. für Gnabry): Offensiv wirkungslos, defensiv mit erheblichen Mängeln. Holte sich zwei späte Gelbe Karten ab und flog damit vom Platz. Insbesondere die zweite Aktion war mehr als vermeidbar. Note: 5,0

Joshua Kimmich (ab 45. für Sabitzer): Brachte direkt Ordnung und Ruhe ins Spiel, wurde auch defensiv gleich mehrere Male wichtig. Vorne setzte er immer wieder seine Mitspieler mit präzisen Bällen in Szene, leitete so die Großchance durch Mané ein. Note: 2,0

Noussair Mazraoui (ab 62. für de Ligt): Fand ordentlich ins Spiel, hatte genau wie sein Pendant auf links aber große Probleme in der Dortmunder Drangphase. Gleich zweimal war er nicht nah genug an Modeste, eine Aktion davon war der späte Ausgleichstreffer. Note: 4,5

Eric-Maxim Choupo-Moting (82. für Mané): keine Bewertung

Michael Bojkov

Deniz Aytekin: Eigentlich ein souveräner Leiter dieses Spiels. Auch seine pädagogische Linie tat der Partie gut. Beging allerdings einen entscheidenden Schnitzer: Wenn er Coman vom Platz stellt, hätte er mindestens gleiches Maß für Jude Bellingham gelten lassen müssen, der Davies zwar unabsichtlich traf, die Verletzung des Gegenspielers bei seiner Aktion trotzdem billigend in Kauf nahm. Besonders, da es sich hier um einen Kopftreffer handelte. Beeinflusste die Partie dadurch maßgeblich. Im Interview nach der Partie konnte man sehen, dass er die Situation selbst nicht wirklich zu erklären wusste. Note: 4,0.

Spielnote: Die ersten 25 Minuten dieser Partie waren äußerst taktisch und leidenschaftlich geprägt. Mit dem Treffer von Goretzka brachen auch offensiv die Dämme. Nach der Pause schien es lange, wie ein normaler Tag im Büro für den Rekordmeister, besonders durch den Treffer Leroy Sanés. Die Dortmunder Aufholjagd gab dem Ganzen noch die entscheidende Würze. Note: 2,5.

Photo by Alex Grimm/Getty Images

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


Ähnliche Artikel