Bundesliga | Bayerns Befreiungsschlag, Leverkusen in Schwierigkeiten, Herthas neugewonnene Mentalität: Die Brennpunkte des 10. Spieltags

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Spotlight | Der 10. Bundesliga-Spieltag steht in den Geschichtsbüchern. Zeit, auf die Brennpunkte des Wochenendes zu schauen. Unter anderem mit dem Super Sunday, einer schweren Mission für Xabi Alonso in Leverkusen sowie neugewonnener Berliner Mentalität.

1. Bayern clever, Dortmund ideenlos: Das Fazit zum Super Sunday

Am Sonntag des 10. Bundesliga-Spieltags, nach der Ouvertüre zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Augsburg (3:2), forderten die Chartstürmer Union Berlin und SC Freiburg das Establishment, Borussia Dortmund und den FC Bayern, heraus. Im allgemeinen Fußballsprech nennt man so etwas einen Super Sunday. Das Duell endete in einem gerechten Unentschieden. Union Berlin zog mit einem 2:0 vorerst an der Tabellenspitze davon, bevor der FC Bayern die Breisgauer mit einem 5:0 nachhause schickte.

 



 

Besonders für die Münchener waren Auftritt und Ergebnis ein Befreiungsschlag. Zwar stehen sie in der Tabelle weiterhin vier Zähler hinter Union, nun auf Platz 2 aber in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Dazu bewies der Rekordmeister, dass er, gerade die Mannschaften aus der Kategorie „Mittelschwergewicht“, gegen die er sich in den vergangenen Wochen schwertat, einen konzentrierten, konsequenten und effizienten Auftritt abliefern kann.

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Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images

Die Münchener ließen Freiburg in den ersten Minuten kommen, um das zu vermeiden, was Borussia Dortmund im vorhergehenden Spiel passiert ist: Mit leerem Ballbesitz auf den Block zuzulaufen und selbst ausgekontert zu werden. Dadurch gelang es dem FC Bayern, die eigene Geschwindigkeit auf den Platz zu bringen und selbst immer wieder gefährlich zwischen die Linien zu kommen. So geschehen vor den ersten beiden Treffern, in Person von zuerst Eric Maxim Choupo-Moting und dann Leroy Sané. Mit der klarer werdenden Führung im Rücken konnten die Münchener zunehmend ihr gewohntes, dominantes Spiel aufziehen. Auch die Maßnahme Julian Nagelsmanns, Choupo-Moting von Beginn an zu bringen, zahlte sich komplett aus. Zweimal setzte er sich im Duell mit Matthias Ginter durch, zweimal entstand daraus ein Treffer. Den dritten legte er Sané sehenswert per Hackentrick auf.

Auch defensiv ließen sich die Münchener eigentlich nichts zu Schulden kommen. Sven Ulreich musste keinen einzigen Schuss auf sein Tor abwehren. Die gefährlichste Szene, als Christian Günter in Minute 26 links durchbrach, klärten Matthijs de Ligt und Alphonso Davies herausragend im Verbund. Ersterer parkte Freiburgs Kapitän resolut zu, während Davies sich zur einzigen Anspielstation, Kevin Schade am zweiten Pfosten, orientierte. So blieb Günter nur der Pass in den Rückraum, den sich Joshua Kimmich problemlos sicherte.

Borussia Dortmund hingegen musste an diesem Super Sunday das dritte sieglose Bundesligaspiel in Folge hinnehmen. Aus den letzten fünf Bundesligapartien steht nur ein Erfolg, das 1:0 im Revierderby. Dadurch rutscht der BVB in der Tabelle auf Platz 8 ab und hat nunmehr sieben Zähler Rückstand auf die Tabellenspitze.

Natürlich war die Art und Weise, wie das 1:0 gefallen ist, aus Dortmunder Sicht unglücklich. Dennoch müssen sie sich vorwerfen lassen, zu spät zwingend geworden zu sein. Erst eine Viertelstunde vor Schluss gab Jude Bellingham den ersten Dortmunder Torschuss der zweiten Hälfte ab. Danach hatten Marco Reus (78′) und Youssoufa Moukoko (79′, 83′) die besten Torchancen für Schwarzgelb. Da diese ungenutzt blieben, konnte Union Berlin den Heimsieg sicher ins Ziel bringen.

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2. 0:3 und 1:5! Neuer Trainer, aber alte Probleme für Leverkusen

In einer wesentlich dickeren Krise als Borussia Dortmund steckt Bayer Leverkusen. Nach den 0:4- und 0:2-Niederlagen in München, respektive Porto wurde aus Gerardo Seoane Xabi Alonso. Zwar gab es vor Wochenfrist einen für einen Weltstar passenden Einstand, mit dem 4:0 über Schalke. Die vergangenen beiden Partien zeigten aber einmal mehr, was für ein fragiles Gebilde die Mannschaft momentan ist.

Gegen den FC Porto vergab Leverkusen einmal mehr vom Punkt und verursachte stattdessen zwei Elfmeter, genauso wie auch in Frankfurt. Bedenklich war allerdings mehr, wie taktisch naiv Bayer agierte. Das 1:1 hatte keine drei Minuten Bestand. Im Anschluss kassierte man drei Gegentore nach Schema F: Ein simpler Ball auf die rechte Seite reichte, um Leverkusens Defensive auszuhebeln. Den ersten eroberte sich Jesper Lindstrøm noch selbst und erzielte per herausragendem Chip das 3:1. Der zweite, für Randal Kolo Muani endete im Elfmeter zum 4:1. Vor dem dritten klaffte zwischen Jonathan Tah und Odilon Kossounou eine Lücke, so groß wie der Frankfurter Römer, die Mario Götze, Rafael Santos Borré und Lucas Alario schulbuchmäßig ausnutzten.

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Damit scheint, als wäre das 4:0 gegen Schalke mehr ein positiver Ausreißer, denn eine wirkliche Trendwende gewesen. Durch den 4:1-Sieg des VfB Stuttgart über den VfL Bochum rutscht Leverkusen auf den Relegationsplatz ab und muss sich, sollte sich nicht schnell etwas ändern, zunehmend mit dem Thema Abstiegskampf vertraut machen. Die nächsten Gegner heißen VfL Wolfsburg (H), Atlético Madrid (A), RB Leipzig (A), Club Brügge (H) und Union Berlin (H). Als Aufbaugegner ist keiner davon bekannt. Es ist die erste Trainerstation für Xabi Alonso in einer europäischen Topliga, dazu gleich eine extrem anspruchsvolle. Man darf gespannt sein, wie er die kommenden Wochen angeht.

3. Berliner Mentalitätsmonster: Hertha sucht zwar noch den Befreiungsschlag, lernt aber die Basics

RB Leipzig ging seinerseits das Topspiel gegen Hertha BSC so an, wie man es erwarten durfte. 3:0 stand es nach Treffern von Emil Forsberg (25′), David Raum (30′) und Willi Orbán (45′) zur Pause – genauso wie in der vergangenen Saison. Im Vergleich dazu, als die Herthaner mit einem 0:6 nachhause geschickt wurden, nahmen sie sich für die zweite Halbzeit diesmal etwas vor. Sandro Schwarz brachte Wilfried Kanga zur Pause und stellte auf Doppelspitze um. Der Plan ging auf. Hertha zeigte sich wesentlich präsenter und durchschlagskräftiger in der zweiten Halbzeit und verkürzte durch einen Elfmeter Dodi Lukébakios sowie Stevan Jovetić binnen 139 Sekunden auf 2:3 und hatte auch danach gute Chancen auf den Ausgleich.

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Marco Rose bescheinigte Hertha nach der Partie eine gute Entwicklung, was sicherlich zu einem Teil auch damit zu tun hatte, dass sein Kumpel Sandro Schwarz dafür zuständig ist. Aber auch aus komplett neutraler Sicht bekommt man, eigentlich erstmals seit der Windhorst-Übernahme das Gefühl, dass eine Mannschaft auf dem Platz steht und nicht mehr nur elf Individualisten. Ergebnisse, wie die 2:2-Remis gegen Leverkusen und Freiburg sowie das 1:1 gegen Hoffenheim. Der große Befreiungsschlag, das „Aha-Ergebnis“ war zwar noch nicht dabei. Dennoch hielt Sandro Schwarz richtigerweise fest: „Die Stabilität, die wir auf den Platz bekommen, Aggressivität, Vorwärtsverteidigen. Das ist schon großer Sport. Ich bleibe dabei, das wird der Weg sein und das ist der Weg und die Zuschauer honorieren das. Deswegen, dranbleiben, immer weiter gierig bleiben und das wird dann auch mit drei Punkten belohnt werden.“ Im Heimspiel gegen den FC Schalke 04 dürfen sie den nächsten Versuch starten.

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Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.

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