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Bundesliga | Youssoufa Moukoko: Kein Deal, keine Gewinner

5. Januar 2023 | Trending | BY Victor Catalina

Spotlight | Laut Medienberichten wird eine Vertragsverlängerung von Youssoufa Moukoko bei Borussia Dortmund immer unwahrscheinlicher. Es wäre eine Situation, aus der keine der beiden Seiten als Gewinner herausgehen würde.

Dortmund lobt, aber positioniert sich nur bedingt

Dieses vorgezogene Weihnachtsgeschenk hätten die Fans von Borussia Dortmund nicht zwingend gebraucht. Zwar dementierte Youssoufa Moukoko am 23. Dezember Berichte auf Instagram deutlich, wonach sein Berater Patrick Williams versuchen wolle, ihn ablösefrei und mit einem nicht unerheblichen Handgeld in die Premier League zu locken. „So eine Lüge über mich werde ich nie akzeptieren.“ Weiter schrieb er: „Mein voller Fokus liegt auf der Rückrunde und es geht um den Verein Borussia Dortmund.“ Wer das Geschäft Fußball versteht, weiß, dass genau dieser Satz in Vertragsverhandlungen meistens nichts Gutes bedeutet.

 



 

Aufs Stichwort vermeldete Sky, dass eine Verlängerung Moukokos beim BVB immer unwahrscheinlicher werde. Der Chelsea FC, um den frisch aus Leipzig gekommenen technischen Direktor Christopher Vivell soll ein erstes Angebot unterbreitet haben. Fabrizio Romano fügt hinzu, unter den BVB-Verantwortlichen würde man inzwischen von einem Wechsel im Sommer ausgehen.

Für den Verein selbst ist es eine herbe Niederlage, nach Erling Haaland im Sommer wohl den nächsten (in dem Fall potenziellen) Topstürmer ziehen lassen zu müssen, diesmal sogar einen deutschen Nationalspieler und jemanden, der eine Identifikationsfigur hätte werden können. Wiederholt betonte Moukoko, wie wohl er sich im Verein fühlt, wie sehr im die Fans am Herzen liegen. Sein spätes Siegtor im Revierderby und der darauffolgende Jubel, den er sogar als Profilbild bei Instagram hat, dürften sein Standing nicht geschmälert haben.

Den Ausschlag soll am Ende wohl der finanzielle Aspekt gegeben haben. Drei Millionen Euro an Gehalt, die mit Boni auf sechs Millionen hätten anwachsen können, sei das Angebot des BVB gewesen – zu wenig für die Moukoko-Seite. Einerseits könnte man natürlich sein Alter als Argument anführen und dass er noch in der Entwicklung steckt.

Bundesliga Borussia Dortmund Moukoko

Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images

Schaut man jedoch auf die Dortmunder Gehaltstabelle, fällt auf, dass Moukoko mit den drei Millionen im Bereich zwischen Thomas Meunier (€3,11 Mio./Jahr) und Marius Wolf (€3,30 Mio./Jahr) wäre. Momentan führt er allerdings den Verein in der Bundesliga nach Toren (6), Assists (3), Scorern (9), im xG-Wert (4,44), der Torfrequenz (128 min./Tor) sowie den Schüssen aufs Tor pro Spiel (1,1) an. Mit der Entwicklung, die Moukoko in der Lage ist, zu nehmen, wäre in diesem Fall eine größere Investition durchaus gerechtfertigt gewesen. Der FC Bayern beispielsweise machte im Fall von Jamal Musiala, dessen Vertrag übrigens erst 2026 ausläuft, frühzeitig klar, dass er die Zukunft des Vereins sei. Eine weitere Verlängerung sei für dieses Jahr anberaumt. Im Vereinsmagazin „51“ sang Sportvorstand Hasan Salihamidžić zudem das Hohelied auf ein Talent in einem ähnlichen Entwicklungsstadium wie Moukoko: Mathys Tel. Der Franzose sei „das beste Talent in Europa auf dieser Position“ und verfüge über das „Potenzial und den Riecher, um ein Großer zu werden.“

Derweil klangen die Töne aus Dortmund eher zögerlich: „Ich bin aktuell Youssoufas Trainer. Ich bin weder sein Berater, noch sein Sportdirektor. Ich führe diese Gespräche mit ihm nicht. Er hat in den letzten Wochen richtig viele gute und wichtige Schritte nach vorne gemacht. Er signalisiert uns, dass er sich sehr wohl fühlt, im Verein, in der Mannschaft, in der Gruppe. Deshalb sind wir sehr zuversichtlich, dass der Weg für ihn bei uns weitergeht“, so Edin Terzic auf der Pressekonferenz vor der 0:2-Niederlage in Wolfsburg. Der kleine, aber feine Unterschied, zwischen Zuversicht und der klaren Absage an die Konkurrenz.

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Die Vergangenheit als Warnung: Warum Moukoko den BVB nicht verlassen sollte

Sollte Moukoko wechseln, wäre es auch für ihn ein Rückschritt. Bei seinem neuen Verein würde er nicht dasselbe Standing und die Zuneigung der Fans genießen, die er in Dortmund hat. Über Fehler oder schwächere Auftritte würde nicht mehr ohne weiteres hinweggesehen werden. Auch die (jüngere) Vergangenheit zeigt, dass nur die wenigsten, die den BVB in einem jungen Alter verließen, bei ihrem neuen Klub vollends glücklich wurden: Ousmane Dembélé, Jadon Sancho, Christian Pulisic, Mario Götze, Shinji Kagawa oder auch Nuri Şahin hatten allesamt mit Problemen zu kämpfen. Die einzigen, bei denen ein Wechsel größtenteils oder voll aufging, waren Tomáš Rosický und jüngst Erling Haaland. Allerdings entschied sich auch dieser nach dem Pokalsieg 2021 für einen Verbleib, obwohl ein Wechsel theoretisch durchaus machbar gewesen wäre. Selbiges gilt auch für Jude Bellingham.

Bundesliga Borussia Dortmund Kehl

Photo by Matthias Hangst/Getty Images

Nicht zuletzt stellt sich auch die Frage, wie Borussia Dortmund Moukoko ersetzen würde. Sebastién Haller meldete sich dieser Tage nach überstandenem Hodentumor zürück. Allerdings ist er ein anderer Stürmertyp als Moukoko, zehn Jahre älter und man weiß nicht, wie lange er brauchen wird, um zu seinem Topniveau zurückzufinden. Karim Adeyemi konnte bislang im Output noch nicht restlos überzeugen. In der Bundesliga steht er ohne Saisontor da. Donyell Malen tut sich seit jeher schwer und Anthony Modeste war eher als kurzfristige Lösung anberaumt. Einen Ersatz zu scouten und verpflichten, könnte im Zweifelsfall mehr kosten, als die Vertragsverlängerung mit Moukoko.

Mit ihrer aktuellen Herangehensweise haben sich beide Seiten in eine Sackgasse begeben, aus der momentan eine Trennung die einzige Möglichkeit erscheint. Allerdings wäre genau das die Entscheidung, von der keiner der beiden profitieren würde. Es wäre ein Deal ohne Gewinner.

Photo by Stuart Franklin/Getty Images

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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