Bundesliga | Hertha BSC: Wird es für Schwarz bei einer Derbypleite eng? Das Streitgespräch!

Kaum eine Woche verging in der Hinrunde, in der bei Hertha BSC nicht über einen ordentlichen Prozess unter Trainer Sandro Schwarz gesprochen wurde. Das Problem war aber, dass die Punktausbeute nicht mit dem vielen Zwischenlob in Einklang stand.Â
Hertha BSC zwischen Prozess und Wirklichkeit
Die Winterpause in der Bundesliga sollte bei Hertha genutzt werden, um viele Stellschrauben in die richtige Richtung zu drehen. In vielen Spielen zuvor war das Team durchaus griffig, hatte Ideen und entwickelte in der Offensive langsam, aber sicher einen gewissen Rhythmus. Trotzdem stand die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz (44) nur knapp vor der Abstiegszone. Wie jeder weiß, ist und bleibt der Fußball auch ein Sport der Ergebnisse. Mit Gegnern wie Bochum und Wolfsburg zum Abschluss der Hinrunde war bei den Berlinern bereits klar, dass diese Ergebnisse nun eingefahren werden müssen.
Diese beiden Spiele sind nun vorüber. Der Klub aus der Hauptstadt hat daraus nicht einen Punkt holen können, steht bei 1:8 Toren nach den bisher absolvierten 180 Minuten im neuen Jahr. Von einem Prozess ist nichts zu sehen, höchstens im negativen Bereich. Die einfachen Fehler werden wieder gemacht, das Selbstvertrauen im Spiel nach vorne fehlt. Hertha steht auf einem Abstiegsplatz und gehört aktuell auch genau dort hin. Und jetzt? Steht das Derby gegen den FC Union an. Der Stadtrivale steht auf Platz zwei. Das Spiel kann auch für den Trainer von Bedeutung sein. Die Frage ist nämlich: Was passiert bei einer Niederlage, womöglich einer deutlichen?
Schwarz bleibt auch bei Niederlage Hertha-Coach
Der stabile Eindruck, den die Hertha vor der Weltmeisterschaft machte, scheint aktuell wie weggeblasen. Die Niederlagen in den ersten beiden Spielen in diesem Jahr waren deutlich und die Mannschaft präsentierte sich in miserabler Verfassung. Mit dem VfL Bochum und dem VfL Wolfsburg traf die alte Dame jedoch auf zwei Teams, welche in der aktuellen Form schwer zu schlagen sind. Für die Bochumer war es der vierte Heimsieg in Folge. Unter anderem schlug man auch die Eintracht mit 3:0. Der VfL Wolfsburg ist die Mannschaft der Stunde. Nur wenige Tage vor dem 5:0 Sieg gegen die Hertha überrollte die Mannschaft von Niko Kovac selbst den Tabellenzweiten Freiburg mit 6:0. Die schlichten Ergebnisse und die Leistung der Mannschaft sind ein deutliches Warnsignal an das Trainerteam. Die Partie gegen die Bochumer hätte allerdings auch anders ausgehen können, wäre da nicht die fragwürdige Aberkennung des Berliner Führungstreffers gewesen.
Im Verein ist man den Abstiegskampf gewohnt und kämpft nun mittlerweile im vierten Jahr in Folge um den Verbleib in der Bundesliga. Trotz des enormen Investments von Ex-Investor Lars Windhorst gelang es der Hertha nicht, auf Dauer erfolgreich zu sein. Dabei probierte man bei der alten Dame schon viel aus. Zuerst holte man für viel Geld zahlreiche neue Spieler von vermeintlich internationalem Format wie Cunha, Piatek oder Tousart. Dann probierte es der Hauptstadtklub mit jungen, entwicklungsfähigen Spielern wie Serdar und Richter, welche die Bundesliga bereits kannten. Die Fluktuation im Kader ist enorm. Auf der Bank sitzt mit Sandro Schwarz bereits der achte (!) Trainer seit Sommer 2019. Keiner seiner Vorgänger schaffte es, auch nur ein Jahr im Amt zu bleiben. Wenn man einen Blick neben den Platz wirft, gab es dort ebenfalls einige Wechsel im Vorstand und im Management.
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Die Hertha hat alles probiert, nur Kontinuität noch nicht. Im Verein scheint durch die Personalien Fredi Bobic und Kay Bernstein Ruhe einzukehren. Die Verantwortlichen werden auch wissen, dass Kontinuität vielen Vereinen, wie beispielsweise Union Berlin, zum Erfolg geholfen hat. Einen Trainer, der über mehrere Transferperioden blieb und den Kader nach seinem Spielstil zusammenstellen konnte, gab es in der jüngeren Vergangenheit nicht. Selbst bei einer Niederlage im Stadtderby gegen Union wird Sandro Schwarz Trainer bei der Hertha bleiben, da Bobic und Bernstein auf Kontinuität setzen wollen. Der Druck auf den 44-Jährigen wird jedoch nicht geringer.
Das Derby bedeutet Prestige: Schwarz wackelt bei einer Pleite
Natürlich ist Kontinuität wichtig. Aber momentan zeigt Hertha BSC sie in einer Form, die dem Verein nicht gefallen kann. Seit Gründung der Bundesliga 1962 bis ins Jahr 2021 gelang es keinem Berliner Klub, am Saisonende in der Tabelle vor Hertha zu stehen. Nicht Blau-Weiß 90, nicht Tennis Borussia. Gut, Tasmania war nur bedingt ein Gradmesser. 2019 stieg der 1. FC Union in die Bundesliga auf – und degradierte den Rivalen mit erstaunlicher Leichtigkeit binnen zwei Saisons zur klaren Nummer zwei in der Hauptstadt. Ein dauerhafter Platz unter den besten Teams des Landes, Pokalfinale in der eigenen Stadt, sogar Champions League. Alles, wovon man im blau-weißen Teil Berlins träumt, könnte im roten schon bald Realität sein – und das 375 Millionen Euro günstiger. Die letzten vier Derbies gingen allesamt an Union.
Hertha braucht Ergebnisse. Besonders im eigenen Stadion, in dem man vor Jahresfrist noch sang- und klanglos 1:4 unterging. Nicht zuletzt aber, weil der Verein durch die beiden Auftaktniederlagen auf einen Abstiegsplatz abgerutscht ist. Bereits in der Vorsaison hielt Hertha die Klasse gegen den Hamburger SV erst in der Relegation. Ein Vabanquespiel, auf das man sich nicht ein zweites Mal einlassen möchte. Besonders, da sich der VfL Bochum unter Thomas Letsch äußerst stabil präsentiert und Bruno Labbadia mit dem Abstiegskampf in seiner Trainerkarriere durchweg positive Erfahrungen gemacht hat.
Einen Abstieg kann sich Hertha in der momentanen Verfassung ohnehin nicht leisten, da der Kader mit Kevin-Prince Boateng, Jean-Paul Boëtius, Lucas Tousart, Stevan Jovetić oder Dodi Lukébakio noch immer über einige namhafte Spieler verfügt, die im Fall der Fälle für andere Erstligisten interessant werden können. Werder Bremen gelang nicht zuletzt deshalb der Wiederaufstieg, da der Kern des Teams auch in der 2. Bundesliga zusammengeblieben ist.
Dass Sandro Schwarz die Mannschaft weiterbringen kann, hat er vor der Winterpause bewiesen. Er muss es im Derby erneut tun. Ansonsten ist gut vorstellbar, dass jemand anderes die Chance dazu bekommt.
Photo by Maja Hitij/Getty Images
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