Bundesliga | „Haben so ein bisschen den Schlendrian einziehen lassen“ – Die Stimmen zu Bayerns Sieg in Wolfsburg

5. Februar 2023 | News | BY Victor Catalina

News | 4:2 gewann der FC Bayern am Sonntagabend des 19. Bundesliga-Spieltags in Wolfsburg. Im Anschluss an die Partie sammelte DAZN Reaktionen.

Musialas Traumsolo macht alles klar: Bayern springt an die Spitze

Drei Remis in Folge sowie ein 4:0 im Pokal-Achtelfinale in Mainz. So lautet die Ausbeute des FC Bayern aus dem Jahr 2023. Am Sonntagabend gab es auch den ersten Bundesligaerfolg des Jahres. Nicht zuletzt, dank einer nahezu perfekten Anfangsphase. 9. Minute, Kingsley Coman suchte mit seiner Flanke von links Thomas Müller, fand stattdessen das lange Eck. Gute fünf Minuten später konterte der Rekordmeister. Leroy Sané steckte rechts für João Cancelo durch. Der Neuzugang produzierte die nächste perfekte Flanke. Coman puttete sie schulbuchmäßig mit der Innenseite rechts unten ins Tor. In Minute 18 zog der Franzose einen Freistoß links am Strafraumeck. Den brachte Kimmich ins Zentrum, Thomas Müller köpfte zum 0:3 ein und belohnte sich in seinem Jubliäumsspiel. 427 Bundesligapartien bestritt er bis hierhin für den FC Bayern und zog mit Gerd Müller als Rekordfeldspieler gleich.

Wolfsburg war allerdings gar nicht so unterlegen, wie es der Spielstand glauben lassen wollte. Der VfL presste und attackierte die Münchener früh, hatte einige gute Ballgewinne. Konkret wurde es erst, als Niko Kovač nach einer halben Stunde mit Jakub Kamiński für Maxence Lacroix auf Viererkette umstellte. Minute 44, Paulo Otávio schickte den Polen nach einem Doppelpass links steil in den Strafraum. Aus spitzem Winkel schob Kamiński überlegt ins lange Eck.

 



 

Auch die zweite Hälfte begannen die Gastgeber druckvoll – und waren nach 54 Minuten in Überzahl, als Joshua Kimmich – bereits verwarnt – ein taktisches Foul an Maximilian Arnold beging. Mit einem Mann weniger konnte der FC Bayern die Chancenflut, die sich der VfL zu Beginn der zweiten Hälfte erarbeitete, allerdings stoppen – und selbst den Knockout setzen. 73. Minute, Jamal Musiala bekam den Ball auf rechts, dribbelte sich gegen fünf Mann durch. Im Strafraum kam auch Micky van de Ven nicht mehr in den Zweikampf, sodass der Youngster ins kurze Eck schieben konnte. 10. Saisontor. Mal wieder zeigte Musiala, warum er der beste Spieler des FC Bayern ist – und auch im Alter von 19 Jahren zu den besten Spielern der deutschen Fußballgeschichte gehört.

Wolfsburg kam aber nochmal ins Spiel. 82. Minute, Lukas Nmecha behauptete sich gegen Matthijs de Ligt. Die Kugel prallte zu Mattias Svanberg, der trocken unters Tordach traf. Keine drei Minuten später zeigten die Münchener die nächste defensive Unsicherheit. Auch Yannick Gerhardt hing den Ball unter den Querbalken. Allerdings einigten sich Harm Osmers sowie Felix Zwayer und Mike Pickel in Köln, dass zuvor ein Foul von Ridle Baku an Leon Goretzka vorlag. So blieb es beim 4:2. Der FC Bayern springt wieder an die Spitze. DAZN sprach mit den Protagonisten.

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„Angefühlt hat sich’s nicht nach dem Ergebnis“ – VfL-Frust über Niederlage und viertes Gegentor

2,71:0.68. So liest sich der xG dieser Partie. Oder wie Maximilian Arnold sagte: „Angefühlt hat sich’s nicht nach dem Ergebnis. Es ist sehr, sehr schwer, das gerade so richtig in Worte zu fassen. Wir haben gezeigt bekommen, wie man Tore schießt. Eiskalt ausgenutzt. In der Summe steht’s 4:1. Man betreibt einen Riesenaufwand und man hat so viele Möglichkeiten und einmal wieder gepennt und dann kriegen wir wieder das vierte Tor. Dann wird es natürlich extrem schwer. Aber wenn man allein die Moral dieser Mannschaft sieht, da ziehe ich absolut meinen Hut.“

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Photo by Stuart Franklin/Getty Images

Besonders an dem Treffer Jamal Musialas, so überragend er gewesen sein mag, störte sich auch Wolfsburgs neuer Geschäftsführer und Schmadtke-Nachfolger Marcel Schäfer: „Das, was mich heute am meisten geärgert hat, muss ich ganz ehrlich zugeben, weil ich glaube, dass wir wissen, dass wir spielerisch mit Bayern München nicht mithalten können. Dass das einfach eine außergewöhnliche Spitzenmannschaft ist. Aber wir müssen über unsere Körperlichkeit kommen, über das Bewusstsein, über die Physis. Und dann darf so ein viertes Tor niemals passieren. Ich glaube, wir hatten mehrfach die Möglichkeit, Musiala selber zu stoppen oder auch mit einem taktischen Foul zu hindern. Ich glaube, es waren sieben oder acht Spieler von uns, wo er nur durchmarschiert ist, was uns so in der Form nicht passieren darf. Aber selbst nach dem vierten Tor hat die Mannschaft nicht aufgesteckt, hat weiter nach vorne gespielt, mutig nach vorne gespielt. Aber leider haben wir heute einfach nicht so eiskalt und effizient zugeschlagen wie Bayern München.“

„Sehe nicht, dass ich ihn am Trikot gezogen habe“ – Diskussionen um Kimmichs Platzverweis

Für den FC Bayern gab es eine andere Schlüsselszene, die in Minute 54, als Joshua Kimmich im Mittelfeld Maximilian Arnold – foulte? „Ich finde allerdings, die zweite (gelbe Karte, Anm. d. Red.), der Maxi (Arnold) weiß natürlich, dass ich schon Gelb habe und ihm hinterherlaufe. Er entschleunigt so ein bisschen, nimmt Tempo raus, will natürlich, dass ich auflaufe. Ich selber sehe jetzt nicht, dass ich ihn am Trikot gezogen habe oder am Arm gezogen habe. Wenn ich ihn ziehen würde, würde der Arm eher runtergehen.“

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Photo by Maja Hitij/Getty Images

Was sagt der Angeklagte selbst? „Um Gottes Willen! Ich habe jetzt niemanden bewusst, wo ich sage, der hat eine gelbe Karte. Ich schau jetzt nur noch den an, damit er Gelb-Rot bekommt. Das ist absolut nicht meine Art. Das ist völliger Schwachsinn. Ich bin jetzt nicht der Schnellste. Mir geht irgendwann das Tempo aus. Deswegen brauche ich jeden Kontakt“, so Arnold. Das Kreuzen sei dann aber bewusst gewesen. „Absolut. Ich muss mir schon einen Vorteil schaffen und ich habe ein paar Meter vor, wenn Jo mich nicht gefoult hätte. Der Schiedsrichter hat so entschieden. Es gibt wesentlich Schlimmeres auf der Welt.“

Aussage gegen Aussage. Wesentlich einfacher war die Reaktion von Julian Nagelsmann zu deuten, der größtenteils zufrieden war. „Wir waren sehr effizient in der ersten Halbzeit. Wenn wir so konzentriert weiterspielen, wie bis zum 3:0, dann ist das Ergebnis sehr, sehr hoch und sehr klar. Wir haben so ein bisschen den Schlendrian einziehen lassen nach dem 3:0, haben Wolfsburg so stark gemacht. In der zweiten Halbzeit war es am Anfang ähnlich, mit der gelb-roten Karte. Dann ging’s eher um andere Tugenden. Die haben wir gut an den Tag gelegt. Dann haben wir einen ganz anderen Spielstil gehabt, wie wir ihn sonst haben, mussten ein bisschen anders verteidigen als sonst. Ungewohnte Bilder. Aber generell ist es wichtig, gegen die Widerstände zu kämpfen. Das haben wir gemacht.“

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Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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