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Bundesliga | Schockt Werder Bremen den BVB wie im Hinspiel? Das Streitgespräch

10. Februar 2023 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Es war der dritte Spieltag der neuen Saison in der Bundesliga, als Werder Bremen unter Trainer Ole Werner erstmals so richtig auf sich aufmerksam machte. Im Signal Iduna Park, in Dortmund. Der BVB führte lange mit 2:0, doch am Ende jubelte der Aufsteiger. 

Bremen: Kann Dortmund noch einmal bezwungen werden?

Der dritte Spieltag der laufenden Saison steht ein wenig sinnbildlich für die Fortschritte, die Werder Bremen unter Trainer Ole Werner (33) bisher machte. Natürlich stimmt nicht alles und ja, es gibt noch Schwachstellen im Kader, aber insgesamt kann man in Bremen mit der Entwicklung unter dem Coach mehr als nur zufrieden sein. Doch zurück zu besagtem Spiel: Bis in die Schlussphase hinein führte Borussia Dortmund komfortabel mit 2:0, ehe drei späte Tore von Werder dafür sorgten, dass am Ende niemand im Trikot der Schwarzgelben lächeln konnte. Dieser Sieg gab dem Team Selbstvertrauen und den Glauben, auch gegen die individuell besseren Teams mithalten zu können.

 



 

Am 20. Spieltag treffen sich beide wieder, diesmal in Bremen. Mit etwas anderen Vorzeichen. Bremen hat sich zuletzt nach einer Durststrecke wieder stabilisieren können, überrascht aber niemanden mehr. Das hat nichts mit der Qualität oder Ausrichtung zu tun, sondern einfach nur damit, dass jeder weiß, wie gefährlich dieses Team sein kann. Und Dortmund wirkt so stabil wie nie zuvor in dieser Saison. Kann sich das Ereignis aus dem Hinspiel also überhaupt wiederholen?

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Bremen kann den BVB auch diesmal ärgern!

Keine Frage, das Hinspiel im Signal Iduna Park war ein Stück Bundesligageschichte. Erstmals erzielte eine Mannschaft drei Treffer nach der 89. Minute und erstmals gewann ein Team noch, obwohl es zu diesem Zeitpunkt bereits 0:2 zurücklag. Über die letzten 13 Saisons in den Top-5-Ligen gab es für die Mannschaften aus dieser Ausgangsposition und zu diesem Zeitpunkt zuvor 18 Remis und 8.511 Niederlagen – aber keinen Sieg. Drei Tore durch drei Einwechselspieler binnen sechs Minuten ist ebenfalls ein neuer Bundesligarekord.

 

Ende des vergangenen und Anfang dieses Jahres genehmigte sich Werder mit den überdeutlichen Niederlagen in München (1:6) sowie Köln (1:7) einen Trip in der Geisterbahn, der für einen Aufsteiger alles andere als ungewöhnlich ist und den man inzwischen überstanden hat. Besonders der 2:1-Heimsieg über den VfL Wolfsburg, der zuvor sechs Bundesligaspiele in Folge gewann und dabei nur ein Gegentor kassierte, drehte die Stimmung rund um den Klub wieder. Was noch viel wichtiger ist: Bremen konnte vergangenes Wochenende mit dem 2:0 in Stuttgart auf dieser Leistung aufbauen, anstatt in alte Muster zurückzufallen. An Selbstvertrauen dürfte es Ole Werner und den Seinen nicht mangeln.

Bundesliga Werder Bremen Borussia Dortmund

Photo by PATRIK STOLLARZ/AFP via Getty Images

Dazu hat Werder in den vergangenen Jahren einige positive Erfahrungen in Heimspielen mit dem BVB gemacht: 2018/19 holte man ein 0:2 auf. Ein Jahr später gab es den 3:2-Erfolg im Achtelfinale des DFB-Pokals, obwohl man in der Bundesliga tief im Abstiegskampf steckte. Zwar setzte es danach zwei Niederlagen, aber auch die fielen mit 0:2 und 1:2 nicht in einer Art und Weise aus, als dass Werder sich vorwerfen lassen müsste, kielgeholt worden zu sein. Merke: Auch diese stammen aus Spielzeiten, in denen man den Abstieg zuerst nach Auswärtstreffern in der Relegation abwendete und anschließend gar nicht mehr.

Ja, Borussia Dortmund zeigte sich 2023 ergebnistechnisch stabil. Bis auf das 5:1 gegen einen indisponierten SC Freiburg hätten alle anderen Partien auch anders ausgehen können. Der FC Augsburg stand kurz vor dem 4:4, Giovanni Reynas Treffer in Mainz fiel mit der letzten Aktion des Spiels, Leverkusen übte in der Anfangsphase großen Druck aus und der VfL Bochum vor allem in den Minuten nach Wiederanpfiff. Zweimal brach Christopher Antwi-Adjei in dieser Phase durch. Der Elfmeter an Jamie Bynoe-Gittens war strittig, Bochums Ausgleich allerdings verdient.

Das alles wird sich Ole Werner zum Vorbild nehmen und mit der berühmten Magie des Weserstadions die nächste Überraschung gegen Borussia Dortmund einfahren.

Victor Catalina 

Nein, Dortmund ist aktuell zu stabil

Borussia Dortmund spielt aktuell sicher noch nicht die Sterne vom Himmel, aber eines hat sich im Vergleich zur Phase vor der WM-Pause verändert: Der BVB ist stabiler geworden, geht besser mit Stresssituationen um. Mitunter mag das Spiel noch etwas wild und unausgereift wirken, die Phasen sind aber deutlich weniger geworden. Jedes Pflichtspiel nach der Winterpause gewann Dortmund, einige davon sehr knapp, wie unter der Woche in Bochum. Auch dort sah man sich mit einem hartnäckigen, kniffligen Gegner konfrontiert. Auch dort musste man den Rückschlag eines Gegentreffers hinnehmen. Und auch hier kam Dortmund zurück.

Bundesliga Werder Bremen Borussia Dortmund

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Es ist aktuell eine gute Mischung sichtbar. Der BVB hat in den entscheidenden Phasen eines Spiels Ideen, wie er zum Torerfolg kommen kann. Diese Ideen, seien es Flanken, ruhende Bälle, Tempodribblings oder öffnende Pässe, führen auch häufig zum Erfolg. Die Gäste haben außerdem offenbar gelernt, wie man Führungen über die Zeit arbeitet. Vieles hat in der Tat derzeit mit eben jener Arbeit zu tun, worunter fußballerischer Glanz manchmal leidet. Das lässt sich aber gut verkraften, wenn dafür die notwendigen Punkte eingefahren werden.

Entschuldigen muss sich Edin Terzic für die Art und Weise, wie die Punkte aktuell auf dem Konto des BVB landen, sicher nicht. Warum auch? Der BVB hat einen Weg für die restliche Saison eingeschlagen und diesen verfolgt er auch weiter. Natürlich auch in Bremen, gegen einen Gegner, der Bochum in Sachen Aggressivität und Stresslevel gar nicht unähnlich ist, auch wenn sich einige Elemente unterscheiden. Es wird also wieder eng, es wird also wieder Phasen geben, die Dortmund überstehen muss, aber es wird auch diesmal gelingen. Deswegen: Sieg Dortmund, wenn auch knapp.

Manuel Behlert 

Photo by Christof Koepsel/Getty Images


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