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Bundesliga | Verspielt der FC Bayern die Meisterschaft? Das Streitgespräch

24. Februar 2023 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Der FC Bayern wirkt in dieser Saison nicht wie eine Maschine, die vor allem dann, wenn es enger wird, eiskalt zuschlägt. Es ist nicht das Team, das kurz mit den Muskeln zuckt und plötzlich wieder acht Punkte Vorsprung hat. Bayern ist gut, aber Bayern ist schlagbar. Und das kann Auswirkungen auf die restliche Saison haben. 

Punktgleich mit Borussia Dortmund und dem FC Union steht der Rekordmeister an der Spitze der Tabelle. Natürlich hat Bayern das beste Torverhältnis der Liga, weil es einige Kantersiege zu bejubeln gab. Nach der WM-Pause verzeichnete die Elf von Trainer Julian Nagelsmann (35) aber auch schon drei Remis und eine Niederlage, der Vorsprung schmolz zusammen.

 



 

FC Bayern: Ziehen sich die Probleme durch die Restsaison?

Schon in der Hinrunde durchlief der FC Bayern eine Phase, in der es zunächst an der Effizienz fehlte, später auch an einigen essenziellen fußballerischen Elementen. Spiele wie in Augsburg (0:1) oder zuhause gegen Stuttgart (2:2) deckten Schwächen auf, die den Gegnern das Gefühl gaben, gegen den schier übermächtigen Gegner doch etwas versuchen zu können. Dieses Gefühl herrscht in der Bundesliga zurzeit auch. Frankfurts schnelles Umschalten, Kölns Mut und Wucht und Leipzigs Klasse stoppten die Bayern direkt nach der Winterpause.

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Und einiges läuft derzeit nicht nach Plan. Defensiv bereitet die Abstimmung teilweise Sorge, offensiv ist vieles zu statisch, darüber hinaus fehlt der klassische Torjäger, der auch dann, wenn er schlecht eingebunden ist, seine Tore erzielt. Das hört sich angesichts von 43 Punkten und Platz eins sehr negativ an, hat aber mit den Ansprüchen, die nunmal die höchstmöglichen sind, zu tun. Am Wochenende reist nun ein stabiler FC Union, der voller Selbstvertrauen ist und keinen Druck hat, nach München. Die Frage ist: Verspielt Bayern in dieser Saison womöglich doch die Meisterschaft? 

Die Konkurrenz ist bereit, um die internen Probleme der Bayern zu nutzen

Für den Titel des FC Bayern gibt es in dieser Saison natürlich genügend Gründe. Der beste Kader der Liga, das Sieger-Gen und die Erfahrung auf dem höchsten Level sprechen für den elften Titel in Serie des Rekordmeisters. In diesem Jahr besteht jedoch die Möglichkeit, dass die Schale ein neues Zuhause bekommt.

Aktuell scheint es so zu sein, als wenn die Konkurrenz Schritt mit den scheinbaren unschlagbaren Bayern halten könnte. Überraschungsmannschaft Union Berlin und Borussia Dortmund stehen punktgleich mit den Münchenern auf den Verfolgerplätzen. Im Hintergrund befinden sich noch eine starke Eintracht und die formstarken Leipziger, die unter Rose deutlich verbessert auftreten und durch ein Aufholjagd noch aktiv ins Titelrennen eingreifen können. Die Leistungsdichte in der Liga ist so hoch wie lange nicht und vor allem Borussia Dortmund macht einen stabilen Eindruck, da die Mannschaft von Edin Terzic 2023 bisher alle Spiele gewinnen konnte. Sollten die Bayern weiterhin federn lassen, dann ist die Konkurrenz in diesem Jahr da.

Bundesliga FC Bayern Union Berlin

Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images

Zudem rumort es beim FC Bayern an allen Ecken und Enden. Die Verletzung von Manuel Neuer beim Skifahren, die Entlassung von Torwarttrainer Tapalovic, das Neuer Interview und die Posse um den Paris-Trip von Serge Gnabry. Die Bayern haben viele Themen, die extern und intern für Unruhe sorgen. Außerdem scheint es so, als hätte Julian Nagelsmann durch den Umgang mit Gnabry und Neuer bei der Mannschaft einiges an Kredit verloren. Zumindest extern wird der Trainer des FC Bayern aufgrund des unbefriedigenden Abschneiden der letzten und den Problem in der aktuellen Saison hinterfragt.

Der Start in das Jahr 2023 verlief holprig für den Rekordmeister. Drei Mal spielte man Unentschieden und ließ die Konkurrenz durch diesen schwachen Start wieder herankommen. Mittlerweile haben sich die Bayern zwar gefangen, jedoch durchlaufen einige Spieler immer noch ein Formtief. Dies betrifft vor allem die deutschen Nationalspieler, die nach schwacher Weltmeisterschaft und dem frühen Ausscheiden immer noch mit den Folgen zu kämpfen haben. Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Leroy Sané und Leon Goretzka laufen in den vergangenen Wochen ihrer Form hinterher. Um die Ziele national und international zu erreichen müssen die Schlüsselspieler schnellstmöglich wieder in ihre Topform kommen.

Die starke Konkurrenz und die hohe Leistungsdichte an der Spitze, die internen Unruhen sowie die Formschwäche von Schlüsselspielern führen dazu, dass sich die Bundesliga wieder auf einen Meisterschaftskampf einstellen kann, in dem der FC Bayern noch lange nicht der sichere Sieger ist.

Jannek Ringen 

Der FC Bayern wird auch diese Saison Meister werden

Am 6. April 2019, vor dem Bundesligaduell gegen Borussia Dortmund, präsentierte die Münchener Südkurve ein Banner mit der Aufschrift: „Es gibt nur einen Meister, FC Bayern heißt er“. Auf den Tag genau sechs Jahre zuvor sicherte sich der Rekordmeister den ersten seiner bislang zehn Titel am Stück. Diese Saison wird Nummer elf hinzukommen.

Die drei aufeinanderfolgenden Remis zu Jahresbeginn hängen auch damit zusammen, dass dem FC Bayern durch den Ausfall von Noussair Mazraoui die Statik des Spiels auf der rechten Seite abhanden kam. Weder Benjamin Pavard noch Josip Stanišić interpretieren die Position so dynamisch und offensiv druckvoll, wie der marokkanische Nationalspieler oder Neuzugang João Cancelo, was vor allem gegen tiefstehende Gegner wie den 1. FC Köln oder Eintracht Frankfurt wertvoll gewesen wäre. Diesen Donnerstag jedoch kehrte Mazraoui nach überstandener Herzbeutelentzündung ins Mannschaftstraining zurück.

 

 

Punktverlust Nummer vier in der Rückrunde ereignete sich vergangenes Wochenende in Mönchengladbach, als der Rekordmeister aufgrund eines äußerst diskutablen Platzverweises an Dayot Upamecano über 80 Minuten in Unterzahl spielen musste. Das alles auswärts, beim Angstgegner und nachdem man vier Tage zuvor ein äußerst aufreibendes Auswärtsspiel in Paris hatte. Dennoch verlief die Anfangsphase – bis zur roten Karte – vielversprechend. Darauf muss Julian Nagelsmann am Sonntag im Heimspiel gegen Union Berlin aufbauen.

Generell haben die Münchener in der Rückrunde den Heimvorteil auf der eigenen Seite. Die Begegnungen mit Borussia Dortmund und RB Leipzig finden beide ebenfalls in der Allianz Arena statt. Dortmunds letzter Sieg, mit dem sie ernsthaft in den Titelkampf eingegriffen haben, war ein 1:0 im November 2011. RB Leipzig konnte noch nie in München gewinnen. Mit dem Erfolg bei Paris Saint-Germain hat der FC Bayern bewiesen, dass man noch immer imstande ist, unter Druck zu liefern. Früher oder später wird auch das Matchglück wieder zurückkehren und der Meistertitel somit in München bleiben.

Photo by Matthias Hangst/Getty Images

Victor Catalina


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