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Bundesliga | Revierderby als Abstiegskrimi! Bochum oder Schalke? Das Streitgespräch

3. März 2023 | Trending | BY 90PLUS Redaktion

Spätestens seit dem 2:1-Sieg des FC Schalke 04 gegen den VfB Stuttgart ist der Abstiegskampf in der Bundesliga wieder so richtig heiß. Passend dazu findet ein kleines Revierderby zwischen dem VfL Bochum und Schalke 04 statt. Beide Teams stecken im Tabellenkeller. 

Bochum gegen Schalke: Gelingt ein Befreiungsschlag?

Ein Duell zwischen dem VfL Bochum und Schalke 04 hat immer eine gewisse Brisanz. Wenn beide Teams aber auch noch im Abstiegskampf stecken und jeder Punkt und jedes Tor am Ende entscheidend sein können, dann wird dieses Spiel am Samstag um 15:30 Uhr noch einmal an Bedeutung gewinnen. Bochum steht auf Platz 17, hat in dieser Saison schon den Trainer gewechselt, Schalke steht auf Platz 18 und hat ebenfalls einen Trainerwechsel vollzogen. Thomas Reis, jetzt bei Königsblau an der Seitenlinie, kennt den Gegner genau, holte dort den Klassenerhalt in der Vorsaison und betreute das Team in der Anfangsphase dieser Spielzeit. 

 



 

Die Vorzeichen haben sich in den letzten Wochen ein wenig gedreht. Ja, der VfL Bochum hat unter Thomas Letsch Fortschritte gemacht, vor allem zuhause wichtige Punkte gesammelt. Aber vier der letzten fünf Spiele gingen verloren. Zudem ist Bochum weiterhin die Schießbude der Liga, hat über 50 Gegentore auf dem Konto. Schalke kassierte nur ein Gegentor in den letzten fünf Spielen, blieb in dieser Phase ungeschlagen. Die Frage, die sich nun stellt, ist folgende: Bestätigt Schalke 04 den Trend oder setzt der VfL Bochum wieder ein Zeichen vor heimischer Kulisse? 

Bochum findet wieder in die Spur

Der Trend spricht gegen den VfL Bochum. Sechs von acht Pflichtspielen in 2023 gingen verloren. Dabei gab es teils erschütternde Auftritte wie in Mainz (2:5) oder am vergangenen Wochenende im Auswärtsspiel bei Werder Bremen (0:3). Auf fremden Platz blieb der Tabellenvorletzte jedoch im gesamten Saisonverlauf erfolglos, verlor elf von zwölf Bundesliga-Partien. Anders schaute es im heimischen Ruhrstadion aus, insbesondere seit der Amtsübernahme von Thomas Letsch. Der VfL gewann nämlich die ersten fünf Heimspiele unter seine Leitung, bezwang auch hochkarätige Gegner wie Eintracht Frankfurt (3:0), Union Berlin (2:1) oder Borussia Mönchengladbach (2:1). Die Leistung stimmte auch in den zuletzt verloren gegangenen Heimspielen gegen Dortmund (1:2) sowie Freiburg (0:2), in denen die Bochumer nahezu ebenbürtig agierten und wohl lediglich aufgrund der fehlenden individuellen Klasse im Kader unterlagen.

Genau darin liegen die Hoffnungen für den Abstiegskracher gegen Schalke 04. Diesmal gastiert, obwohl seit fünf Spielen ungeschlagen, ein qualitativ kaum überlegener Kontrahent im Ruhrstadion. Was das bedeutet, bekamen mit Hertha BSC (3:1) und der TSG Hoffenheim bereits zwei direkte VfL-Konkurrenten zu spüren. Mit unkomplizierten Fußball, der viele lange Bälle auf Zielspieler Philipp Hofmann (sieben Saisontore) enthält, gelang es dem Traditionsklub, viel Torgefahr zu erzeugen. Dazu trugen die pfeilschnellen, mit Zug zum Tor ausgestatteten Flügelspieler Takuma Asano und Christopher Antwi-Adjei erheblich bei. Sie dürften auch die vor allem defensiv zuletzt stabilen Gelsenkirchener in Bedrängnis bringen.

Philipp Hofmann jubelt im Dress des VfL Bochum.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Darüber hinaus muss das offensiv oftmals harmlose Schalke, erst bei 16 Saisontreffern stehend, einen erheblichen Aufwand betreiben, um ein Tor zu erzielen. So hat sogar die überaus anfällige Bochumer Defensive die Chance, unbeschadet aus den 90 Minuten herauszugehen. Die Statistik spricht derweil für den VfL: In den letzten neun Vergleichen zwischen dem Vorletzten und Schlusslicht der Bundesliga blieb der Vorletzte stets ungeschlagen, fuhr sechsmal sogar drei Punkte ein, was in Bochum am Samstagnachmittag nicht nur aufgrund des Derbycharakters und der Rückkehr von Ex-Erfolgstrainer Thomas Reis, sondern gerade mit Blick auf die Tabellenkonstellation für große Freude sorgen würde.

Schalkes Stabilität gibt den Ausschlag und bringt den Sieg in Bochum

Sch…Licht im Schacht! Mit dem 2:1-Sieg über den VfB Stuttgart ist Schalke 04 endgültig zurück im Abstiegskampf. Drei Zähler sind es nur noch bis Platz 15. Die anfangs unscheinbare 0:0-Serie gegen Köln, in Gladbach, gegen Wolfsburg sowie an der alten Försterei hat die beiden deutlichen Niederlagen in Frankfurt (0:3) und gegen RB Leipzig (1:6) egalisiert.

Für Schalke steht nun der vielleicht wichtigste Samstag seit dem 21. Mai 2011 an, dem DFB-Pokalfinale gegen den MSV Duisburg. Ein Sieg in Bochum und man könnte, erstmals seit dem 8. Spieltag, die Abstiegszone verlassen. Zudem könnte der FC Bayern den Gefallen, den man mit dem Remis bei Union Berlin bekommen hat, in Stuttgart erwidern. Die TSG Hoffenheim tritt derweil bei den formstarken Mainzern an, während Hertha BSC nach Leverkusen reist.

Das königsblaue Buffet ist damit angerichtet und die Wahrscheinlichkeit, dass sich Schalke bedient, sehr hoch. Bereits beim 0:3 in Frankfurt war man nicht so unterlegen, wie es das Ergebnis vermuten lässt. Im Anschluss bewies Schalke, dass man – auch gegen Gegner aus dem oberen Tabellendrittel – defensiv kompakt stehen kann. Was fehlte, war das letzte Bisschen, die letzte Überzeugung, die zum Torerfolg führt. Diese kam gegen Stuttgart zurück ins Spiel. Beide Treffer, von Dominick Drexler und Marius Bülter, waren erstklassig herauskombiniert. Mit Rodrigo Zalazar hat Schalke an ihrer Seite den Unterschiedsspieler des Teams zurück. Sein Durchsetzungsvermögen gegen Borna Sosa und die punktgenaue Hereingabe auf Bülter machten den Siegtreffer erst möglich.

Bundesliga VfL Bochum Schalke 04

Photo by Lars Baron/Getty Images

Das Mittelfeld mit Alex Král und Tom Krauß steht solide – und insbesondere auch die Verteidigung. Moritz Jenz auszuleihen, erwies sich als Volltreffer. Seine Schnelligkeit und perfekt getimten Blocks wie Tacklings harmonieren erstklassig mit der Erfahrung von Maya Yoshida.

Dann wäre da noch der Trainer selbst. „Bei Reis habe ich das Gefühl, dass er sich überhaupt nicht von Angst leiten lässt“, lobte Huub Stevens in seiner Kolumne für den Kicker. „Er strahlt Ruhe und Souveränität aus, hat klare Ideen, scheut keine harten Entscheidungen und hat den Mut zum Risiko.“ Spieler würden das spüren und immer mehr Vertrauen in den Trainer entwickeln, „aber auch in die eigenen Fähigkeiten“. Vom ersten Tag an lebte Thomas Reis seiner Mannschaft vor, dass der Klassenerhalt eben keine Utopie ist, egal, wie sehr die Bergwerkslampe flackerte. Mit Abpfiff stürmte er auf den Rasen und feierte mit dem Team.

Es sind genau diese kleinen Gesten, die Gelassenheit sowie Souveränität während des Spiels und Freude danach, die eine Mannschaft in den Flow bringen. Für Reis‘ Ex-Klub VfL Bochum setzte es währenddessen sechs Niederlagen aus den letzten sieben Pflichtspielen, zwei davon vor eigenem Publikum. Der Flow, den Schalke hat, muss Bochum erneut finden. Deshalb wird das „kleine Revierderby“, wie in der Hinrunde, an Schalke gehen.

Victor Catalina

Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images


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