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Frankfurt spürt die Belastung: Königsklasse als einmaliges Erlebnis? Das Streitgespräch

10. März 2023 | Trending | BY 90PLUS Redaktion

Eintracht Frankfurt lieferte in der Saison 2021/22 in Europa einen wilden Ritt, gewann die Europa League, schaltete dabei unter anderem den FC Barcelona aus. In der Liga strauchelten die Hessen in der Vorsaison mitunter aber. Durch den Titelgewinn war die Teilnahme an der Königsklasse aber dennoch gesichert. 

Und auch dort zeigten die Adler keine signifikanten Anpassungsschwierigkeiten. Frankfurt spielte munter auf, zahlte zwischendurch Lehrgeld, aber berappelte sich immer wieder und erreichte das Achtelfinale. Überdies wurde im Sommer 2022 fleißig am Kader gebastelt. Spieler wie Randal Kolo Muani, Mario Götze oder Lucas Alario sollten die Spitze und die Breite verstärken. Und das gelang auch, die Mischung stimmte und stimmt bis heute. Mit kleinen Abstrichen.

 



 

Eintracht Frankfurt: Nicht alles funktioniert

Die Saison 2022/23 lässt sich bei den Hessen durchaus als Erfolg verkaufen. Die K.O.-Runde in der Champions League wurde erreicht, noch dazu steht Eintracht Frankfurt auf Platz sechs in der Bundesliga und im Viertelfinale des DFB-Pokals. Insbesondere in Teilen der Hinrunde spielte die Glasner-Elf erfrischenden Fußball, die neu gewonnene Spielstärke und Dynamik durch die Neuzugänge trieb das Team an. Doch kleine Leistungs- und Konstanzdellen ziehen sich bis heute durch die Saison. Gemessen am Weg, den Frankfurt hinter sich gebracht und vor allem noch vor sich hat, ist das nicht problematisch. Aber es kann Auswirkungen auf die neue Saison haben.

Denn weil Frankfurt nun im Konzert der Großen angekommen ist, wird im Achtelfinale gegen Neapel nach dem 0:2 im Hinspiel wohl Schluss sein. Das bedeutet auch, dass die Hessen nur dann in der Königsklasse spielen werden, wenn sie sich in der Bundesliga dafür qualifizieren. Leipzig, Union und Freiburg sind noch in Reichweite und zumindest mit den beiden letztgenannten Teams kann Frankfurt sehr gut mithalten, aber es müssen viele, wenn nicht alle Faktoren passen, um am Ende der Saison in den Top-4 zu stehen. Von den letzten vier Ligaspielen wurde nur eines gewonnen. Die Frage ist nun: Bleibt die Champions League (vorerst) eine einmalige Sache für die Hessen?

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Das Frühjarstief bekommt die Eintracht erneut

Eintracht Frankfurt wirkt derzeit außer Form. Die Mannschaft von Oliver Glasner hat aktuell Probleme an ihre Leistungsgrenze zu gehen. In den letzten fünf Pflichtspielen gab es nur einen Sieg und man ging dreimal als Verlierer vom Platz. Darunter ein 0:3 beim 1. FC Köln. So stark das Jahr 2022 aus Sicht der Frankfurter war, aktuell wartet man noch darauf, dass der Verein diese Leistung bestätigt. Dabei kommt jetzt die Saisonphase, in der die Eintracht sich schwer tut. 2021 verspielten die Adler im Frühjahr einen deutlichen Vorsprung auf Borussia Dortmund und mussten sich mit der Europa League statt der Champions League begnügen. Im Jahr darauf schwächelte die Eintracht ebenfalls im Saisonendspurt, was allerdings auch an den Zielen im Europapokal lag. Aktuell drohen den Frankfurtern wieder Probleme im Frühjahr.

In der nächsten Saison steht bei der Eintracht ein Umbruch vor. Mit Daichi Kamada und Evan Ndicka laufen bei zwei Schlüsselspielern die Verträge aus. Hinzu kommt, dass halb Europa hinter Jesper Lindstrøm und vor allem Randal Kolo Muani her ist. Es ist nur schwer vorstellbar, dass die beiden Offensivspieler auch in der nächsten Saison für die Eintracht auflaufen, wenn hier kein Champions-League-Fußball geboten wird. Den Spielern könnte es schwerfallen, Angebote von internationalen Topklubs komplett auszublenden und sich nur auf die Eintracht zu konzentrieren. Gerade bei Kamada und Ndicka, bei denen die Zeichen eindeutig auf Trennung stehen, könnte dies eine enorme Ablenkung darstellen.

Bundesliga Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

Photo by Lars Baron/Getty Images

Dabei muss es dieses Jahr für die Frankfurter klappen. Dank guter Transferentscheidungen im Management und dem Geldsegen aus der Königsklasse ist der aktuelle Kader der Eintracht der beste, den sie je hatten. Um zur Spitzengruppe der Bundesliga aufzuschließen, muss man sich dieses Jahr über die Liga für die Champions League qualifizieren, damit die Lücke auch finanziell geschlossen werden kann. Durch den Geldregen kann Markus Krösche den Kader in der neuen Saison erneut konkurrenzfähig für die Champions League aufstellen.

Die aktuelle Formschwäche und die ungewisse Zukunft von Schlüsselspielern könnte der Eintracht im Rennen um die Champions League Plätze das Genick brechen. Hinzu kommt das alljährliche Frühjahrstief der Frankfurter. Wenn die Mannschaft um Sebastian Rode nicht schnellstmöglich wieder in die Bahn findet, könnte es das mit der Champions League gewesen sein. Für längere Zeit.

Jannek Ringen

Eintracht kommt wieder in Form – und bleibt eine Spitzenmannschaft

Davon, dass Randal Kolo Muani, Jesper Lindstrøm oder Daichi Kamada ihre Karrieren in Frankfurt beenden werden, sind nur die wenigsten ausgegangen. Natürlich wird es sie – früher oder später – zu größeren Klubs ziehen. Wer Eintracht Frankfurt deshalb allerdings einen Absturz nachsagen will, sollte sich vergewissern, dass von einem Verein die Rede ist, der die Europa League in einer Saison gewinnen konnte, in der man Sportvorstand Fredi Bobic, Sportdirektor Bruno Hübner, Trainer Adi Hütter sowie Toptorschütze André Silva ersetzen musste. Das alles, nachdem bereits ein Büffel nach dem nächsten die Herde verließ. Im Sommer zog es MVP Filip Kostić zu Juventus. Martin Hinteregger beendete, etwas überraschend, seine Profikarriere. Dennoch spielt Eintracht Frankfurt erneut um die Champions League mit und steht sogar im Achtelfinale.

Wie Union Berlin hat sich die SGE über Jahre eine stabile Basis erarbeitet, mit einer klaren fußballerischen Identität, sodass der Verein bei Abgängen nicht komplett von vorne beginnen muss, sondern ähnliche Profile scouten kann. Man braucht beispielsweise einen linken Schienenspieler, der gute Flanken und Freistöße schlägt und über eine recht ordentliche Schusstechnik verfügt, weil die Leihe von Luca Pellegrini nicht wie gewollt aufging? Philipp Max. Ein dynamischer und spielstarker Torjäger, um die Nachfolge von André Silva anzutretren? Randal Kolo Muani.

Bundesliga Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images

Dazu verfügt die Mannschaft über ein solides Grundgerüst mit Kevin Trapp, Makoto Hasebe oder Sebastian Rode. Jenen Spielern, die seit Jahren die Werte des Vereins verkörpern und weitergeben können. Mit Oliver Glasner steht zudem einer der innovativsten Trainer der Bundesliga an der Seitenlinie.

Ja, in der Liga befindet sich die Eintracht momentan im Formtief. Mit lediglich drei Zählern Rückstand auf RB Leipzig hält sich der Schaden allerdings in Grenzen. Zudem pflügen Marco Rose und die Seinen auch nicht mehr so durch die Liga, wie sie es noch zu Beginn des Jahres taten. Gegen Union und in Dortmund gab es jeweils 1:2-Niederlagen, in Köln kam man nicht über ein torloses Remis hinaus. Dazu fällt Toptorschütze Christopher Nkunku erneut aus. Mit einem Sieg gegen den VfB Stuttgart könnte Eintracht Frankfurt das Momentum wieder umkehren und beweisen, dass sie noch immer eine Spitzenmannschaft sind – und bleiben.

Victor Catalina

Photo by Alex Grimm/Getty Images


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