Bundesliga | Bayern kann noch Bayern – und Freiburg noch in die Champions League? Die Brennpunkte des 32. Spieltags
15. Mai 2023 | Trending | BY Victor Catalina
Spotlight | der 32. Bundesligaspieltag hielt in erster Linie eine Menge Tore bereit. Tore, die bewiesen, dass der FC Bayern wieder zu sich selbst gefunden hat. Tore, die bewiesen, dass der SC Freiburg, die Champions League wohl verpassen wird. Und Tore, die dem VfL Bochum wieder Hoffnung im Abstiegskampf geben. Die Brennpunkte.
1. 6:0 gegen Schalke: Bayern kann noch Bayern
Es war mal wieder einer dieser Tage, einer dieser Bayerntage. Bei heiterem Wetter in der Allianz Arena feierte der Rekordmeister eine 6:0-Gala über den FC Schalke 04. Die Partie an sich hätte vom reinen Narrativ her eigentlich kaum besser laufen können.
Was ein Thomas-Müller-Spiel ist, wurde Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz gefragt. Jedes Spiel sei ein Thomas-Müller-Spiel, also auch das Heimspiel gegen Schalke. Passend dazu erzielte ein gewisser Thomas Müller den Führungstreffer. Joshua Kimmich erhöhte vom Punkt nach einem Foul an Jamal Musiala. Auch bei ihm konnte man merken, wie mit jeder gelungenen Aktion die Leichtigkeit und Unbekümmertheit immer mehr in sein Spiel zurückkehrt. Zehn Minuten vor Schluss steckte er perfekt für Mathys Tel durch. „Man merkt nicht, dass er erst 18 ist“, lobte Musiala und klang dabei wie seine Teamkollegen, als sie vergangene Saison noch über ihn sprachen. Tel sei „körperlich stark, schnell und hat einen super Schuss. Seine Entwicklung ist sehr gut. Es macht Spaß, mit ihm zu spielen.“
Spaß dürfte auch Serge Gnabry gehabt haben, der nach seinem Doppelpack nur noch drei Tore hinter Niclas Füllkrug steht. Um den Nachmittag abzurunden, erzielte Noussair Mazraoui auf Vorlage des vielkritisierten Sadio Mané sein erstes Pflichtspieltor für den FC Bayern und wurde im Anschluss von Sportvorstand Hasan Salihamidžić für unverkäuflich erklärt.
Genau diesen Selbstvertrauensschub hatten sie in München gebraucht: Einen Nachmittag, an dem alles für sie lief. In den vergangenen Wochen, egal ob Freiburg, Manchester City oder jüngst in Bremen, gab es reihenweise Gegentore aus der Distanz. Angesichts von null Schüssen aufs Tor bestand diese Gefahr am Samstag nicht.
Die Fans verfielen in Euphorie, sangen „Deutscher Meister wird nur der FCB“ und forderten Thomas Müller am Zaun. Tuchel hingegen wusste diesen Erfolg gegen desolate Schalker richtig einzuordnen: „Wir hatten eine gute Energie und eine gute Ausstrahlung auf dem Platz. Es ist wichtig, dass das Selbstverständnis zurückkommt. Aber es ist kein Grund für Euphorie. Wir müssen jetzt diese Energie mitnehmen.“
Gleich im Topspiel wurde deutlich, warum der FC Bayern den Fokus aufrechterhalten sollte. Gegen Borussia Mönchengladbach drohte der BVB phasenweise, Bayerns Ergebnis noch in der ersten Hälfte ausgleichen zu wollen. Nach der Pause ließen es die Dortmunder etwas schleifen und gewannen „nur“ 5:2.
Tuchel betonte auch, dass es jetzt eine gute Trainingswoche brauche. Der kommende Spieltag wird richtungsweisend. Während der FC Bayern RB Leipzig empfängt, spielt der BVB gegen sein eigenes Kryptonit: Abstiegskandidat und auswärts. Seit dem 1:0 in Sinsheim am 25. Februar warten die Dortmunder auf einen Auswärtssieg. Von den letzten vier Partien in Augsburg konnte man nur eine gewinnen – weil sich Erling Haaland entschloss, der Bundesliga und der Welt zu zeigen, wie eine Naturgewalt aussieht.
Bayern hingegen ist zuhause gegen RB noch ungeschlagen. Julian Nagelsmann holte 2019/20 (0:0) und 2020/21 (3:3) zwei Remis. Auf dem Papier gute Aussichten. Auch, dass Thomas Tuchel, mit Mazraoui hinten rechts, Joshua Kimmich als alleinigem Sechser sowie Thomas Müller und Jamal Musiala als Achter-/Zehner-Hybrid seine beste Aufstellung gefunden zu haben scheint. Im Sturm knüpft Serge Gnabry wieder an seine Form von 2020 an.
Schalke hingegen erlebte den absoluten Worst Case. Nicht nur ging man erneut in der Allianz Arena hoffnungslos unter. Durch das 0:6 ist die Tordifferenz auf den VfL Bochum, der den FC Augsburg 3:2 bezwang, auf einen Treffer geschrumpft. Das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt wird Marius Bülter zudem gelbgesperrt verpassen.
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2. Big Points für Union Berlin, Leverkusen verpasst den Anschluss
Den Worst Case erlebte an diesem Wochenende auch der SC Freiburg. Nach dem 0:1 gegen RB Leipzig musste man sich an der alten Försterei mit Union Berlin einem weiteren direkten Konkurrenten im Kampf um die Champions League geschlagen geben, diesmal 2:4. Bereits zur Pause stand es 0:3. Im Anschluss an die Partie nahm Christian Streich die Schuld auf sich. Knackpunkt war der Einsatz von Lukas Kübler „obwohl der die Woche krank war. Ich habe gedacht, es ist alles ok – und es war nichts ok.“ Kübler musste nach 32 Minuten aufgrund von Kreislaufproblemen ausgewechselt werden.
Zwar kam der Sport-Club, nach Treffern von Manuel Gulde (56′) sowie Vincenzo Grifo (70′, Elfmeter) nochmal heran. Aïssa Laïdouni machte zehn Minuten vor Schluss per Konter jedoch alles klar. Zwei Spieltage vor Schluss stehen die Freiburger drei Zähler hinter Union sowie deren vier hinter RB und haben den erstmaligen Champions-League-Einzug nicht mehr in der eigenen Hand.
Auch Bayer Leverkusen verpasste es, davon zu profitieren. Die Mannschaft von Xabi Alonso musste sich in Stuttgart, nach verwandelten Elfmetern von Serhou Guirassy (59′) und Exequiel Palacios (70′) mit einem 1:1 begnügen und bleibt auf Platz 7, punktgleich mit dem VfL Wolfsburg. Nach dem 2:0 über RB Leipzig bestand kurzzeitig die Hoffnung, noch in die Königsklasse zu kommen. Die Punktverluste in Stuttgart, an der alten Försterei (0:0) sowie die Niederlage gegen den 1. FC Köln (1:2) erwiesen sich jedoch als zu schwerwiegend.
Union Berlin hingegen machte in der erst vierten Bundesligasaison einen großen Schritt Richtung Champions League. Auch das Restprogramm, mit der TSG Hoffenheim und Werder Bremen, ist mehr als machbar. In der Hinrunde gewannen sie jene Partien 3:1 und 2:1.
3. Bochum als großer Gewinner im Abstiegskampf
Der 32. Spieltag hat im Tabellenkeller einen klaren Gewinner und zwar den VfL Bochum. Das 0:7 gegen den FC Bayern vom 3. Spieltag ist mit dem 6:0-Sieg des Rekordmeisters über Schalke 04 in der Tordifferenz so gut wie ausradiert. Selbst feierten die Bochumer ein 3:2 gegen den FC Augsburg und sprangen auf Platz 15. Kommenden Spieltag geht es nach Berlin.
Für die Herthaner, die nach dem 2:5 in Köln genauso viele Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz haben, besteht nur noch eine theoretische Chance auf den Klassenerhalt. Die Spree steht ihnen bis zum Hals. Sollten Sie nicht gewinnen, wäre der erste Abschnitt seit 2012 besiegelt.
Der letzte Spieltag hält für den VfL Bochum ein Duell mit Bayer Leverkusen bereit. Gegen diese vier Spielen sieglose Werkself, haben die Bochumer eine realistische Chance, die Klasse vor eigenem Publikum zu halten.
Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images
Victor Catalina
Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.