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Bundesliga-Brennpunkte: Augsburger Alarmsignale & endlich Tuchel-Fußball?

9. Oktober 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Der 7. Bundesliga-Spieltag ist vorüber, die nächste Länderspielphase steht an. Das vergangene Wochenende lieferte einige Erkenntnisse: Bayer Leverkusen bleibt beängstigend gut, der FC Bayern verbesserte sich und der BVB war in den richtigen Momenten zur Stelle.

Bundesliga: Das war der 7. Spieltag

Der 7. Spieltag in der Bundesliga startete mit einem 2:2 zwischen Borussia Mönchengladbach und Mainz 05. Die 05er warten zwar noch auf den ersten Sieg, zeigten aber positive Ansätze. Am Samstag stand der BVB bei seinem 4:2-Sieg gegen den FC Union im Mittelpunkt, Serhou Guirassy traf indes für den VfB Stuttgart erneut dreifach und steht schon bei 13 Saisontoren. Am Abend unterlag Werder Bremen der TSG Hoffenheim nach einer wilden Schlussphase mit 2:3 und muss viele Fragen beantworten. Der Sonntag begann mit einem souveränen Sieg der Leverkusener gegen den 1. FC Köln, der FC Bayern legte später gegen Freiburg nach.

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Lage beim FC Augsburg: Es ist alarmierend

Das Spiel des FC Augsburg am Samstag gegen den SV Darmstadt 98 sollte für die Fuggerstädter zu einem Befreiungsschlag werden. Immerhin sieben Spiele nacheinander verlor Augsburg gegen Aufsteiger nicht. Noch dazu holte Darmstadt zuvor in der Fremde noch überhaupt nichts, außer sich einige Gegentreffer ab. Der FCA spielte aber nicht so, als würde man den Aufsteiger so wirklich zu Fehlern zwingen wollen. Im Gegenteil: Der Plan von Darmstadt, sich die wichtigen Zweikämpfe zu sichern und anschließend stringent nach vorne zu spielen, ging deutlich besser auf.

Augsburg Bundesliga

(Photo by Jan Hetfleisch/Getty Images)

Die Hessen waren im Kopf schneller, gingen völlig verdient durch ein Traumtor von Tim Skarke in Führung und drückten dem Spiel den Lilien-Stempel auf. Am Ende hieß es 2:1 für die Gäste, die einen sehr wichtigen Sieg feierten. Für Augsburg und vor allem auch Trainer Enrico Maaßen müssen jetzt alle Alarmglocken schrillen. Sollte der Trainer überhaupt im Amt bleiben, was derzeit noch unsicher ist, muss er viele offene Fragen beantworten und Lösungen finden.

Fußballerisch ist Augsburg, man muss es so deutlich sagen, so ziemlich die schlechteste Mannschaft der Liga. Und das, obwohl der Kader auf mehreren Positionen eigentlich recht homogen besetzt ist und mehr aus dem Team herauszuholen ist, als es bisher der Fall war. Heidenheim, Wolfsburg, Köln, Hoffenheim: Das sind die Gegner nach der Länderpielphase und Augsburg muss in allen Elementen des Spiels, angefangen bei den Basics, deutlich zulegen. Sonst droht eine Saison, in der der Abstiegskampf absolut unvermeidbar sein wird.

Borussia Dortmund: In den entscheidenden Momenten zur Stelle

Zugegeben, Borussia Dortmund spielt in dieser Saison noch nicht die Sterne vom Himmel. Dennoch sind die Schwarzgelben nach sieben Spielen ungeschlagen. Auch gegen den FC Union, der mit sechs Niederlagen in Folge im Gepäck nach Dortmund reiste, zeigte der BVB Schwächen. Mal in der Abstimmung, mal im Aufbau, mal in der Standardverteidigung. Und ja, die Defizite liegen auf der Hand und werden zumindest nicht ganzheitlich behoben.

 



Doch es fällt etwas auf, wenn man die Spiele des BVB genauer verfolgt. In den letzten Wochen gelang es Dortmund in den entscheidenden Momenten die Tore zu erzielen. Sowohl bei der TSG Hoffenheim als auch zuhause gegen Union. Und wenn es sein muss, dann profitieren die Schwarzgelben eben von einem Distanzschuss von Nico Schlotterbeck. Der ist jetzt natürlich eine Sache der Interpretation. Schoss er, weil der BVB ideenlos agierte, es kaum Lösungen gab? Oder weil er einfach das Zutrauen in seine eigenen Fähigkeiten hat?

Wie auch immer. „Terzicball“ ist noch immer nicht schön anzusehen und der Fußball des BVB hat noch seine Schwächen. Dass die Mannschaft trotzdem ungeschlagen ganz oben mitmischt, spricht für sie. Die Tatsache, dass noch viel Luft nach oben ist, im Prinzip auch. Jetzt wäre noch zu klären, ob es gelingt, die eigene Qualität nicht nur in den entscheidenden, sondern in allen Momenten auf das Feld zu bekommen.

FC Bayern: Endlich Tuchel-Fußball?

Am frühen Sonntagabend gewann der FC Bayern mit 3:0 gegen den SC Freiburg. Das ist für sich gesehen nicht unbedingt eine besondere Nachricht, die Art und Weise aber. Denn in den letzten Wochen und Monaten konnte dem Rekordmeister unter Thomas Tuchel durchaus vorgeworfen werden, Spiele nicht von A bis Z souverän über die Bühne zu bringen. Die Auftritte waren geprägt von Konstanzdellen, Wacklern in der Defensive und einem Plan A, der zu häufig nicht oder zumindest nicht vollumfänglich funktionierte.

Gegen Freiburg war das anders. Bayern dominierte von Beginn an, die Passschärfe war gut, das Tempo wurde klug variiert. Die Angriffe liefen flüssig nach vorne, Leroy Sané wirbelte, Kingsley Coman war sehr aktiv, Harry Kane besser eingebunden. Der Schlüssel war aber ein anderer: Das Gegenpressing war sehr stark, jegliche Versuche der Breisgauer, das Spiel nach vorne zu aktivieren, wurden sofort „aufgefressen“. Leon Goretzka agierte offensiver, stellte sofort zu, Dayot Upamecano und Min-jae Kim feierten sich gegenseitig, wenn sie die Angreifer der Gäste abliefen. Beide zusammen spielten noch dazu über 230 Pässe mit einer hervorragenden Quote.

Es war ein solcher Tag, an dem der FC Bayern in der Bundesliga quasi nicht zu schlagen ist. Besonders wichtig war die Kontrolle im Spiel, die auch in der 2. Halbzeit herrschte. Musste man in den letzten Wochen und Monaten immer damit rechnen, dass die Partie kippt oder ein Abwehrfehler resultiert, spielte der FCB das alles sehr souverän herunter. Ist das der Tuchel-Fußball? Oder zumindest die Ausprägung, die aktuell so nahe wie möglich am Optimum ist? Vermutlich ja.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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