Spotlight

Bundesliga-Brennpunkte: Aufgebrauchte Kredite und Bayern in Ballerlaune

30. Oktober 2023 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Am Wochenende traten die 18 Teams der Bundesliga zum 9. Spieltag an. Neben ungeschlagenen Teams gibt es auch noch zwei Teams, die auf den ersten Sieg warten. Wo brennt es in der Bundesliga?

Bundesliga: Mainz und Bochum weiter ohne Sieg

Torreich ging es in der Bundesliga am 9. Spieltag dieser Saison zu. Insgesamt sahen die Fußball-Fans in der Republik 42 Tore und zahlreiche spektakuläre Partien, wie beispielsweise den 8:0 Sieg von Rekordmeister FC Bayern über Aufsteiger SV Darmstadt. Bei einigen Clubs wie beispielsweise dem FSV Mainz 05 ist bereits ordentlich Druck auf dem Kessel. An der Tabellenspitze ziehen weiter ungeschlagene Münchner, Leverkusener und Dortmunder ihre Kreise. Welche Erkenntnisse der Spieltag in der Bundesliga geliefert hat, erfahrt hier.

Mehr News und Storys rund um die Bundesliga



Bayern schießen sich für Klassiker warm – enorme Personalprobleme

Der Rekord in der Bundesliga an Treffern in einer Saison steht aktuell bei 101 Toren und stammt aus der Saison 1971/72, als der FC Bayern die Liga dominierte. Auch in diesem Jahr ist der Rekordmeister mit 34 Toren nach neun Spieltagen auf Rekordjagd. Der Transfer von Harry Kane, der am Wochenende beim 8:0-Sieg über Aufsteiger Darmstadt einen Hattrick erzielen konnte, hat die Bayern in der Offensive einmal mehr verstärkt. Die Tuchel-Elf hat sich warm geschossen für den Klassiker zwischen dem amtierenden deutschen Meister und Borussia Dortmund, der am kommenden Samstag um 18:30 Uhr im Signal Iduna Park ausgetragen wird.

In Dortmund werden am Samstag zwei der drei noch ungeschlagenen Teams in der Bundesliga aufeinandertreffen. Während die Dortmund besonders durch ergebnisorientierten Fußball auffallen, ist es den Münchnern in dieser Saison bereits mehrfach gelungen, ein offensives Feuerwerk abzubrennen. Nur wenige Wochen nachdem der VfL Bochum in der Allianz Arena sieben Tore von der Offensive um Kane bekommen hatte, wurde auch Darmstadt mit acht Toren nach Hause geschickt. Die Offensive der Bayern funktioniert in dieser Saison.

Bundesliga: Der FC Bayern ist in Baller-Laune.

(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Doch beim FC Bayern nehmen die Personalprobleme weiter zu. Im Topspiel am kommenden Samstag muss Thomas Tuchel, dem ohnehin schon ein äußerst dünner Kader mit einigen Verletzten zur Verfügung steht, auf Joshua Kimmich verzichten. Der Mittelfeldspieler sah kurz nach Anpfiff wegen einer Notbremse die Rote Karte und wird am Samstag fehlen. Da auch der Einsatz von Leon Goretzka, der an einer Mittelhandfraktur laboriert, fraglich ist, könnte dem Trainer mit Konrad Laimer nur ein gelernter Sechser zur Verfügung stehen. Die Kopfschmerzen aufgrund der dünnen Personaldecke dürften bei Tuchel nicht geringer werden.

Zehnte Niederlage in Folge! Bei Union bleibt die Weiterentwicklung aus

In einer biederen Partie im Bremer Weserstadion musste sich Union Berlin mit 0:2 gegen den SV Werder Bremen geschlagen geben. Die Niederlage gegen die Hanseaten war die zehnte Pflichtspielniederlage in Folge und stürzt den Champions-League-Teilnehmer in eine handfeste Krise. Nachdem man am 2. Spieltag die Tabellenführung in der Bundesliga übernommen hatte, folgten sieben Niederlagen, sodass die Köpenicker nach neun Spieltagen mit sechs Punkten auf Platz 15 der Tabelle stehen. Im sechsten Jahr unter Urs Fischer muss sich der Verein der ersten wirklichen Krise stellen, nachdem es jahrelang nur bergauf gegangen war. Schafft es Union aus diesem Loch oder blüht sogar der Abstiegskampf?

Besonders besorgniserregend war, wie die Mannschaft von Fischer, die unter der Woche eine ordentliche Partie gegen den italienischen Meister SSC Neapel in der Champions League absolviert hatte, die Partie bei Werder Bremen angegangen war. Gegen die schwächste Mannschaft der Bundesliga im Kalenderjahr 2023, die ebenfalls in einer Krise steckte und nicht das größte Selbstbewusstsein hatte, agierten die Köpenicker mehr als abwartend und griffen die Bremer erst spät an. Gewannen sie den Ball, mangelte es an Ideen im Konterspiel und gute Möglichkeiten waren Mangelware. Meist probierte man das Mittelfeld mit langen Schlägen in Richtung Sheraldo Becker zu überbrücken. Dieser Ansatz war gegen eine aufmerksame Bremer Verteidigung jedoch wenig erfolgreich.

Sicherlich war der 2:0-Erfolg der Bremer über Union etwas glücklich, unverdient war er allerdings nicht. Bei Union gilt es sich jetzt die Frage zu stellen, wo man hin will. Aktuell steckt die Mannschaft erstmals seit dem Aufstieg 2019 im Abstiegskampf. Zwar ist es nach neun Spieltagen noch zu früh, diesen auszurufen, aber Oliver Ruhnert hatte dies bereits angedeutet. Zudem sprach er dem Trainer die volle Rückendeckung aus. Alles andere wäre jedoch auch überraschend, denn der Erfolg von Union Berlin in den vergangenen Jahren wird eng mit dem Namen Urs Fischer verknüpft. Doch ganz ohne Kritik darf der Schweizer in Berlin nicht mehr gesehen werden, denn die Zeiten des Außenseiters sind vorbei.

Bundesliga: Union Berlin verliert erneut.

(Photo by Cathrin Mueller/Getty Images)

Spätestens seit der Qualifikation für die Königsklasse und der Verstärkung des Kaders wird sich der Anspruch bei Union Berlin geändert haben. Was sich nicht geändert hat, ist die Art und Weise des Fußballs. Weiterhin setzt Fischer auf eine stabile Defensive, was angesichts des Erfolgs in den letzten Jahren nachvollziehbar ist. Offensiv lässt sich allerdings keine Spielidee erkennen und besonders die namhaften Neuzugänge fremdeln mit dem Spiel. Eine Weiterentwicklung bleibt dementsprechend aus. Sicherlich hat Trainer Fischer noch einigen Kredit, aber wenn es auf Dauer nicht gelingen sollte, die Mannschaft weiterzuentwickeln, sollte auch er hinterfragt werden.

Tiefe Krise in Mainz – schafft der Club noch die Wende mit Bo Svensson?

Das größte Sorgenkind der Bundesliga ist aktuell der Tabellenletzte Mainz 05. Nach neun Spieltagen stehen die Nullfünfer mit zwei Punkten und ohne Sieg am Tabellenende der Bundesliga. Damit warten Bo Svensson und sein Team saisonübergreifend seit 14 Spielen auf ein Erfolgserlebnis. Die längste Serie ohne Sieg aller Bundesligisten. Nach der guten Rückrunde der vergangenen Saison hatten sich die Rheinhessen wahrscheinlich mehr von der neuen Spielzeit erhofft. Umso enttäuschender ist der Start in diese Saison. Nach zwei sorglosen Spielzeiten unter Bo Svensson blüht dem Verein jetzt der Abstiegskampf. Wie viel Kredit hat der Trainer, der den Club 2021 in einer aussichtslosen Situation gerettet hatte, noch?

Die Partie am Freitag gegen die ebenfalls noch sieglosen Bochumer war vorn enormer Bedeutung für den FSV. Durch einen Last-Minute-Treffer von Neuzugang Tom Krauß rettete die Mannschaft in einem schwachen Auswärtsspiel einen Punkt über die Runden. Offensiv blieb man unterdessen über weite Strecken harmlos. In der ersten Halbzeit blieb das Team erstmals in der Amtszeit von Bo Svensson ohne jeden Schuss aufs Tor. In der zweiten Halbzeit änderte sich dies nur marginal. Die Treffer kamen durch ein Eigentor von Bochum-Verteidiger Keven Schlotterbeck und einen abgefälschten Distanzschuss von Krauß, der ohne das Bein von Daschner wahrscheinlich weit daneben gegangen wäre, zustande. Deutlich zu wenig in einem derart wichtigen Spiel.

Bundesliga: Mainz ist weiterhin ohne Sieg.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Ähnlich wie bei Urs Fischer gilt auch für Bo Svensson, dass er durch seine Verdienste in Mainz einen enormen Kredit haben dürfte. Durch den schwachen Saisonstart ist dieser jedoch zu weiten Teilen aufgebraucht und auch über seine Personalie wird diskutiert. Der FSV Mainz 05 braucht dringend ein Erfolgserlebnis, um aus der Krise herauszukommen und Boden im Abstiegskampf gutzumachen. Am kommenden Spieltag gegen gut aufgelegte Leipziger könnte sich dies schwer gestalten, zumal diese als Angstgegner der Nullfünfer gelten. Es könnte eng werden für den Mainzer Trainer! Die Einstellung des Teams gegen Ende der Partie, die Moral, die sie zeigte, war aber zweifelsohne ein Hoffnungsschimmer.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


Ähnliche Artikel