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Bundesliga-Brennpunkte: BVB am Scheideweg und ein Münchner Dejavue

11. Dezember 2023 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Der 14. Spieltag der Bundesliga hat einige Themen mit sich gebracht. Ist der BVB noch ein Topteam? Hat Bjelica Union Berlin wach geküsst? All das in unseren Brennpunkten zum Spieltag.

Bundesliga: Es knallt in der Bundesliga

Die Erwartungen an den 14. Spieltag der Bundesliga waren angesichts der Topspiele zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig sowie dem VfB Stuttgart gegen Bayer Leverkusen sehr hoch. Diesen ist der Spieltag gerecht geworden, denn neben diesen beiden Partien, die aus sportlichen und spannungstechnischen Gesichtspunkten überzeugt haben, gab es auch noch weitere Spiele, welche die Fans bewegt haben. Unter anderem gelang es Eintracht Frankfurt, den FC Bayern mit 5:1 aus dem Stadion zu schießen, was aufgrund der Negativserie der Adler mehr als überraschend war. Die Brennpunkte zum Spieltag liefern wir euch.



Der BVB am Scheideweg – ist man noch ein Topteam?

Borussia Dortmund ist in der Krise. Nur eines der letzten sechs Spiele in der Bundesliga konnte die Mannschaft von Edin Terzic gewinnen und musste sich in den letzten Wochen nicht nur aufgrund der Ergebnisse heftiger Kritik stellen. Die in Teilen enorm destruktive Spielart frustrierte die Fans des Clubs dermaßen, dass selbst Terzic, der im Sommer fast die erste Meisterschaft seit über zehn Jahren nach Dortmund gebracht hätte, enorm in der Kritik steht. Damit steht der BVB am Scheideweg, denn dies kann nicht der Anspruch einer Spitzenmannschaft, die mit dem FC Bayern konkurrieren will, sein. Doch ist der BVB überhaupt noch eine Spitzenmannschaft?

Während es den Dortmundern in der Champions League gelingt, mit den großen Mannschaften mitzuhalten, klappt es in der Bundesliga weniger. Von den Topteams konnte die Terzic-Elf lediglich einen Punkt aus Leverkusen entführen. Gegen den FC Bayern, den VfB Stuttgart oder am Wochenende gegen RB Leipzig musste man sich geschlagen geben. Damit ist die Statistik aus den Topspielen denkbar schlecht und einer der Gründe, warum es in dieser Saison nicht für ganz oben reicht. Stattdessen muss man sich am Borsigplatz Gedanken darüber machen, ob es nicht auch eng mit der Qualifikation für die Champions League werden könnte.

Bundesliga: Borussia Dortmund ist in der Krise.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Doch es sind nicht nur die Ergebnisse, es ist auch die Art und Weise, wie man gegen die Topteams der Liga auftritt. Aufgrund der frühen Roten Karte von Mats Hummels ist die Partie vom Wochenende sicherlich schwieriger zu bewerten, als es die anderen waren. Binnen weniger Wochen war der BVB zweimal chancenlos gegen den VfB Stuttgart. Gegen den Relegationsteilnehmer des letzten Jahres, der zweifelsohne eine überragende Saison spielt, stellte man sich hinten rein, hatte nach vorne keine Ideen und spielte wie ein klassischer Außenseiter. Gleiches fiel auch in der Vorwoche beim Auftritt in Leverkusen auf. Und genau deswegen steht der Vizemeister vor entscheidenden Wochen.

Auf der einen Seite möchte der BVB mit dem FC Bayern um die deutsche Meisterschaft spielen und den Serienmeister endlich vom Thron stoßen. Auf der anderen Seite spielt man gegen spielerisch starke Teams einen Ansatz, den normalerweise Vereine wählen, die um das Überleben in der Bundesliga kämpfen. Anspruch und Realität drohen in Dortmund derzeit weit auseinander zu driften. Noch ist der BVB ein Topteam, allerdings wackelt dieser Status aktuell bedenklich.

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Der FC Bayern hat ein Dejavue in Frankfurt

Kurzer Rückblick auf den 2. November 2019. An diesem Tag verlor der FC Bayern das Auswärtsspiel gegen Eintracht Frankfurt mit 1:5 und entließ in den darauffolgenden Tagen seinen Trainer Niko Kovač. Etwas mehr als vier Jahre später spielte sich im Deutsche-Bank-Park zu Frankfurt eine ähnliche Szenerie ab. Wieder gerieten die Münchner gegen die SGE unter die Räder und verloren mit 1:5. Da es jedoch die erste Niederlage in der Bundesliga für den FC Bayern war, muss Thomas Tuchel nicht um seinen Job bangen. Dennoch hinterfragt der Trainer des Rekordmeisters seine Mannschaft und sich selbst.

Die Bayern hatten die Eintracht förmlich zum Toreschießen eingeladen. Beim 0:2 verlor Kim Min-Jae ungewöhnlicherweise ein Laufduell gegen Ansgar Knauff, vor dem 0:3 spielte Joshua Kimmich einen katastrophalen Fehlpass in die Füße von Hugo Larsson, vor dem vierten Gegentreffer war es Upamecano, der nachlässig agierte. Auf der einen Seite war es die enorm hohe Fehleranfälligkeit des FC Bayern, die den Frankfurter Torreigen begünstigte. Auf der anderen war es ein eiskalt umschaltender Gegner aus Frankfurt, der den Nachmittag der mitgereisten Bayern-Fans versaute.

Das einzig gute für den FC Bayern war es, dass Leverkusen im Topspiel gegen den VfB Stuttgart nicht gewinnen konnte und damit den Fehler nur bedingt ausnutzte. Doch es ist erneut einer dieser katastrophalen Auftritte, der die Verantwortlichen ins Grübeln kommen lässt. Denn eigentlich spielt der FC Bayern eine sehr gute Saison. Fast makellos in der Champions League, in der Liga bisher auch souverän, allerdings ist das 1:5 gegen Eintracht Frankfurt nach dem Ausscheiden im Pokal bei Drittligist Saarbrücken die zweite absolute Nicht-Leistung der Saison.

Thomas Tuchel wird auf der Suche nach Antworten sein, weshalb der FC Bayern trotz der so stabilen Saison in derartige Muster verfällt und schwache Leistungen abruft. Im Frühjahr, wenn es in die entscheidende Phase der Saison geht, darf es solche Auftritte nicht geben.

Bundesliga: Der FC Bayern verliert bei Eintracht Frankfurt.

(Photo by DANIEL ROLAND/AFP via Getty Images)

Debüt gelungen – Bjelica lernt Union das Siegen

Da das Bundesligadebüt von Nenad Bjelica am vergangenen Wochenende in München aufgrund des Schneechaos ausfallen musste, startete der neue Coach von Union Berlin mit einem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach in die neue Aufgabe. Und dieses Debüt verlief äußerst erfolgreich. Mit 3:1 schlugen die Köpenicker die sich im Aufwind befindende Borussia und fuhr den ersten Sieg seit Ende August sein. Damit hat nicht nur das ewige Warten der Fans auf einen Erfolg ein Ende, sondern man verlässt auch die Abstiegsplätze und befindet sich endlich wieder über dem Strich.

Und Union Berlin erlebt im ersten Bundesligaauftritt von Bjelica eine wahre Renaissance. Aus einer kompakten Defensive heraus starteten sie in das Heimspiel gegen die Gladbacher und ließen den Gegner das Spiel machen. Während die Gladbacher sich an der gut gestaffelten Mannschaft die Zähne ausgebissen haben, schaltete Union schnell um und erspielte sich trotz der wenigen Spielanteile einige gute Möglichkeiten, sodass der dritte Saisonsieg mehr als verdient war. Die Werte, die Union Berlin in die Champions League geführt haben, verkörperte die Mannschaft und konnte sich nach langer Zeit endlich wieder belohnen.

Doch der neue Trainer schien auch fußballerisch etwas verändert zu haben. Die Abkehr von der altbewährten Fünferkette auf eine Viererkette und doppelte Besetzung der Außenpositionen schien den Spielern mehr Sicherheit zu geben, sodass man an der alten Försterei teilweise ansehnliche Kombinationen zu sehen bekam. Bis Weihnachten stehen in der bisher katastrophal laufenden Hinrunde noch zwei Spiele gegen Bochum und Köln an. In diesen besteht die Möglichkeit, sich noch weiter von den Abstiegsrängen zu entfernen und den Winter zu nutzen, um ein stabiles Grundgerüst für die Rückrunde aufzubauen. Die Negativserie ist zumindest vorerst beendet.

Bundesliga: Union Berlin siegt endlich wieder.

(Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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