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Bundesliga-Brennpunkte: Mainzer Ratlosigkeit und eine überschrittene Rote Linie

18. Dezember 2023 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Der 15. Spieltag in der Bundesliga ist Geschichte. In den Brennpunkten zum Fußball-Wochenende gehts nach einem Blick auf die Fankurven direkt in den Keller.

Bundesliga: Proteste halten die Liga auf Trab

Das letzte Fußball-Wochenende in der Bundesliga im Kalenderjahr 2023 wurde gespielt. Ehe es mit der englischen Woche am Dienstag und Mittwoch weitergeht, werfen wir einen Blick zurück auf den 15. Spieltag im deutschen Oberhaus. Besonders im Keller kam es aufgrund vieler direkter Duelle zu einigen spannenden Erkenntnissen, welche wir uns genauer anschauen werden. Doch neben den Geschehnissen auf dem Platz lohnt sich angesichts des DFL-Votums der vergangenen Woche auch ein Blick auf die Tribünen der Bundesliga.



Fans schweigen zwölf Minuten – friedlicher Protest gegen DFL-Votum

In der Woche vor dem 15. Spieltag war das Votum der 36 Proficlubs für einen Investor bei der DFL das entscheidende Thema im deutschen Fußball. Viele Fans in Deutschland befürchten, dass durch einen potenziellen Investor die Kommerzialisierung soweit voranschreitet, dass der Spieltag weiter zerstückelt oder es Spiele im Ausland geben wird. Deshalb haben die aktiven Fanszenen angekündigt,  ihren Protest gegen das DFL-Votum pro Investor freien Lauf zu lassen.

Unter dem Motto „Wir werden kein Teil eures Deals sein“ hingen zahlreiche Plakate in den Fankurven der Bundesliga. „Um zu verdeutlichen, dass der vielbeschworene zwölfte Mann bundesweit nicht bereit ist, als Teil der Verhandlungsmasse des DFL-Deals mit dubiosen Investoren herzuhalten, werden wir zwölf Minuten schweigen“, hieß es in der Stellungnahme der Fanszenen Deutschlands.

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Bis auf Ausnahmen wie Leipzig wurde in den meisten Arenen zwölf Minuten geschwiegen, ehe die Ablehnung gegenüber dem Votum und der DFL einem sehr deutlichen Wechselgesang zum Ausdruck gebracht wurde. Zudem haben zahlreiche Fankurven wie beispielsweise die von Borussia Mönchengladbach oder die des SC Freiburg Spielunterbrechungen durch das Werfen von Schokomünzen oder Tennisbälle erzwungen. Damit wollten sie demonstrieren, dass für die Fanszenen mit dem Votum eine Rote Linie überschritten wurde.

Doch wirklich bewusst, was die deutsche Fankultur für einen enormen Mehrwert liefert, fiel während des zwölfminütigen Protests auf. Besonders, wenn in den Spielen der Bundesliga wenig passierte, wie es beispielsweise bei den Duellen zwischen Darmstadt und Wolfsburg oder Mainz gegen Heidenheim der Fall war, wurde klar, wie wichtig die Stimmung für den deutschen Fußball ist. Teilweise fühlte man sich an die Zeit der Geisterspiele zurückerinnert, welche sich niemand so schnell zurückwünscht. Es werden nicht die letzten Proteste gegen einen Investoreneinstieg sein.

Die Fanszenen der Bundesliga protestieren gegen die DFL-Pläne.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Mainz vom Pech verfolgt

Nachdem Bo Svensson aufgrund einer anhaltenden Negativserie Ende Oktober seinen Rücktritt als Trainer des 1. FSV Mainz 05 bekannt gegeben hatte, entschied sich der Club für eine interne Lösung bis Winter und installierte mit Jan Siewert den bisherigen Trainer der U23. Zwar gelang es ihm, das erste Spiel überraschend gegen RB Leipzig zu gewinnen, allerdings folgten darauf fünf sieglose Partien, sodass sich die Rheinhessen mit neun Punkten aus 15 Spielen auf dem 17. Platz in der Bundesliga befinden. Doch es ist keinesfalls so, dass sich Mainz unter Interimscoach Siewert nicht verbessert hat. Aktuell mangelt es der Mannschaft oftmals an Spielglück, wie die 0:1-Niederlage gegen Heidenheim gezeigt hatte.

Der FSV dominierte die Partie mit 63 Prozent Ballbesitz und zwölf zu drei Torschüssen. Zudem war der xG-Wert der Siewert-Elf mehr als dreimal so hoch. In allen relevanten Statistiken waren die Mainzer vorne, verloren am Ende jedoch durch einen Gegentreffer per Standard mit 0:1. „Man ist sprachlos. Dem Gegner reicht eine Chance. Der Abstiegskampf wird immer ernster“, sagte ein konsternierter FSV-Sportdirektor Martin Schmidt nach der Niederlage. Doch nicht nur in dieser Partie waren die Mainzer das überlegene Team.

Blickt man auf die vergangenen Spieltage zurück, lässt sich beim FSV Mainz 05 ein Muster erkennen. Beim 0:0 gegen die direkte Konkurrenz aus Köln machte die Mannschaft ebenfalls ein gutes Spiel, verpasste es jedoch sich zu belohnen. Eine Woche zuvor erspielte man sich gegen Europapokal-Teilnehmer Freiburg zahlreiche gute Chancen, um die Partie am Ende mit 0:1 zu verlieren. Auffällig: Seitdem Siewert das Amt des Cheftrainers übernommen hatte, wies die Mannschaft in jeder der sechs Partien einen höheren xG-Wert als der Gegner auf. Dabei sprangen lediglich ein Sieg und nur sechs Punkte raus.

Es wird deutlich, dass der Schuh bei den Mainzern in der Offensive drückt. Trotz zahlreicher guter Möglichkeiten blieb die Mannschaft von Siewert in vier der sechs Spiele ohne eigenen Treffer und konnte lediglich drei Tore aus 9,57xG erzielen. Ludovic Ajorque kommt aktuell nicht ansatzweise an die Form der letzten Saison heran. Jonathan Burkardt und Karim Onisiwo kommen aus Verletzungen zurück und Brajan Gruda ist zu jung, um eine komplette Offensive zu schultern. Es bleibt festzuhalten, dass sich Mainz unter Siewert nachhaltig verbessert hat. Dennoch braucht man Ergebnisse, denn das ist aktuell das einzige was zählt.

Bundesliga: Mainz ist ratlos.

(Photo by Neil Baynes/Getty Images)

Rote Laterne unter dem Weihnachtsbaum – Darmstadts Negativserie

Im Sommer feierten Fans und Spieler des SV Darmstadt 98 nach einem starken Jahr in der 2. Bundesliga den Aufstieg in das Oberhaus. Angekommen in der Bundesliga war allen Beteiligten klar, dass es von Spieltag eins an nur um den Klassenerhalt gehen kann. Nach 15 Spieltagen befindet sich die Mannschaft von Torsten Lieberknecht mit neun Punkten am Tabellenende und der Trend ist kein Freund seiner Mannschaft. Sollte es am Dienstag im Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim keine Punkte geben, halten die Lilien zum Weihnachtsfest die Rote Laterne inne.

Das letzte Mal gewannen die Darmstädter Anfang Oktober ein Bundesligaspiel. Damals siegte die Lieberknecht-Truppe mit 2:1 über den FC Augsburg. Zu diesem Zeitpunkt stand man auf dem elften Tabellenplatz in der Liga und hatte den Grundstein für eine gute Saison gelegt. Doch in den darauffolgenden acht Spielen folgten lediglich zwei magere Punkte, sodass der Aufsteiger bis an Tabellenende durchgereicht wurde. Besonders bitter ist, dass sie gegen Heidenheim, Bochum sowie Köln verloren und damit dreimal in einem Sechs-Punkte-Spiel den Kürzeren gezogen haben. Gerade in solchen Spielen muss der SVD seine Punkte einfahren.

Am Wochenende sah es so aus, als wenn der SV Darmstadt endlich wieder einen Dreier hätte einfahren können. Nach nicht einmal einer halben Stunde sah Wolfsburgs Maxence Lacroix die Rote Karte, sodass die Lilien über eine Stunde in Überzahl spielten. Aus der Überzahl und dem damit verbundenen Ballbesitz konnte man jedoch kein Kapital schlagen und musste sich mit 0:1 gegen kriselnde Wölfe geschlagen geben. Während zu Beginn die Defensive das große Problem war, drückt aktuell der Schuh in der Offensive. Seit dem letzten Sieg blieben die Darmstädter viermal ohne eigenen Treffer und erzielten nur vier Tore in acht Spielen.

Zudem fehlt es Lieberknecht aufgrund von zahlreichen Verletzungen und formschwachen Spielern an einer klaren Startaufstellung. Selten kann der Trainer aus verschiedenen Gründen auf die gleichen Spieler aus der Vorwoche setzen, sodass sich keine Automatismen bilden können. Gerade diese sollten für eine Mannschaft, deren individuelle Klasse nicht bundesligatauglich ist, ein wichtiger Faktor sein. Kriegt man am Dienstag nicht die Kurve, wird unter dem Weihnachtsbaum die Rote Laterne liegen.

Bundesliga: Darmstadt ist in der Krise.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

(Photo by Neil Baynes/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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