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Bundesliga-Brennpunkte: VfB-Misere ohne Guirassy und das Ende eines Fluchs

22. Januar 2024 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Am Wochenende startete die Bundesliga in die Rückrunde. Der 18. Spieltag hatte einiges an Spektakel und Überraschungen zu bieten. In unseren Brennpunkten blicken wir auf das Wochenende zurück.

Bundesliga: Leverkusen macht Boden im Meisterschaftskampf gut

Statt der gewohnten neun Spiele wurden am Wochenende in der Bundesliga nur acht Partien ausgetragen. Das Duell zwischen Mainz 05 und Union Berlin, das eigentlich für den Freitagabend angesetzt war, musste aufgrund der Witterungsbedingungen vor Ort ausfallen und wird nachgeholt. An der Tabellenspitze gab es indes eine spannende Entwicklung. Durch einen erneuten Last-Minute-Erfolg im Topspiel gegen RB Leipzig konnte Bayer Leverkusen den Vorsprung auf die Münchener weiter ausbauen, da der FC Bayern erstmals seit einer Ewigkeit mal wieder gegen Werder Bremen verloren hatte. Dies und noch weiteres in unseren Brennpunkten!



No Guirassy, no Party – stürzt der VfB Stuttgart ab?

Der VfB Stuttgart spielte eine fabelhafte Hinrunde. Nachdem die Schwaben in den beiden vergangenen Bundesliga-Saisons große Probleme hatten, die Klasse zu halten, holte man in der der ersten Saisonhälfte bereits mehr Punkte als nach Abschluss der beiden vorherigen Spielzeiten. Doch der Start ins neue Jahr verlief alles andere als nach Plan für die Mannschaft von Sebastian Hoeneß. Auf die 1:3-Niederlage am vergangenen Wochenende bei Borussia Mönchengladbach folgte eine 0:1-Pleite im Bochumer Ruhrstadion. Dadurch ist der komfortable Vorsprung auf Borussia Dortmund, der zu Beginn des Jahres sieben Punkte betragen hatte, auf einen Zähler geschrumpft. Doch welche Rolle spielt das Fehlen von Serhou Guirassy?

Guirassy überragte insbesondere zu Beginn der Saison und steht aktuell bei 17 Treffern in 14 Spielen für den VfB Stuttgart. Aktuell fehlt der Nationalspieler Guineas aufgrund des Afrika-Cups auf ungewisse Zeit. Bereits im Herbst, nachdem er sich gegen Union Berlin eine Muskelverletzung im Oberschenkel zugezogen hatte, verpasste er zwei Partien. Die Folge waren zwei Niederlagen gegen die TSG Hoffenheim und den 1. FC Heidenheim. Auch die ersten beiden Auftritte im neuen Jahr mussten ohne ihn stattfinden. Damit ist der VfB aktuell bei einer Bilanz von null Punkten aus vier Spielen ohne ihren Torjäger.

Bundesliga: Der VfB Stuttgart braucht Serhou Guirassy.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Ursprünglich dachten viele, dass sein Sturmpartner Deniz Undav, der vor der Saison aus Brighton gekommen war und starke Leistungen zeigte, den Verlust des 27-Jährigen auffangen könnte. Angesichts der Ergebnisse scheint dies jedoch nicht der Fall zu sein. Undav macht zwar gute Spiele, ist jedoch nicht der klassische Strafraumstürmer, wie es Guirassy ist. Ohne ihn erspielte man sich dennoch zahlreiche Chancen, lediglich die Verwertung ließ zu wünschen übrig. In den vier Spielen ohne Guirassy kommt der VfB Stuttgart auf einen xG-Wert von 9,62 und erzielte nur drei Treffer.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Stuttgarter ohne ihren besten Spieler nicht ganz so stark sind. Allerdings gibt das Vakuum, welches durch seine Abwesenheit in der Spitze entsteht, zu denken. Kehrt der Angreifer nicht schnell zurück, könnten die Schwaben weitere wertvolle Punkte liegen lassen.

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Das Ende eines ewigen Fluchs – Werder kann doch noch die Bayern schlagen

Seit September 2008 versuchte Werder Bremen, mit Ausnahme der Saison 2021/22, zweimal pro Saison den FC Bayern in der Bundesliga zu schlagen. Knappe 16 Jahre war der letzte Sieg der Grün-Weißen gegen den deutschen Rekordmeister her. Damals liefen noch Spieler wie Mesut Özil, Diego oder Per Mertesacker für die Bremer auf. In 28 Anläufen gab es für die Bremer nur wenig zu holen, denn neben vier Unentschieden verloren sie die restlichen Partien allesamt. Dies war die längste Serie ohne Sieg gegen eine Mannschaft in der Bundesliga. Zwischendurch gab es krachende Niederlagen für die Bremer, sodass der ehemalige Werder-Verteidiger Sebastian Prödl die Spiele gegen den Ligaprimus einst mit einem Zahnarztbesuch verglich. Doch an diesem Wochenende hatte die Serie ein Ende.

Der Mannschaft von Ole Werner gelang es dank eines ausgeklügelten Matchplans, die unfassbare Qualität des FC Bayern in der Offensive einzudämmen und mit dem Sturmduo Nick Woltemade und Justin Njinmah gefährliche Konter zu fahren. Eine Einzelaktion von Mitchell Weiser brachte die Bremer in Führung, welche bis zum Ende verteidigt werden konnte und im ersten Sieg seit 2008 mündete. Angesichts der couragierten Defensivleistung und der fehlenden Großchancen des Rekordmeisters ist der Sieg der Hanseaten über den FC Bayern nicht einmal unverdient.

Bundesliga: Werder Bremen siegt beim FC Bayern.

(Photo by KERSTIN JOENSSON/AFP via Getty Images)

Während Werder sich durch den überraschenden Auswärtserfolg in München viel Luft im Abstiegskampf der Bundesliga verschaffen konnte, droht der FC Bayern den Anschluss an Bayer Leverkusen zu verlieren. Aktuell beträgt der Rückstand sieben Punkte auf die Werkself, jedoch hat die Mannschaft von Thomas Tuchel noch das Nachholspiel gegen Union Berlin in der Hinterhand. Zweifelsohne hat der amtierende deutsche Meister eine starke Hinrunde gespielt, allerdings werfen Leistungen wie die am Sonntag gegen Werder, das 1:5 in Frankfurt oder das Ausscheiden in Saarbrücken im DFB-Pokal immer wieder Fragen auf. Geht die Meisterschaft in der Bundesliga nach Leverkusen?

Heimlich, still und leise – der SC Freiburg pirscht sich an die Spitzengruppe

Der SC Freiburg hat in der Amtszeit von Christian Streich eine starke Entwicklung hingelegt. In dieser Saison ist der Sport-Club zum dritten Mal in Folge im europäischen Geschäft vertreten, wodurch sich auch das Selbstverständnis und die Wahrnehmung der Breisgauer verändert haben. Es ist eine unangenehme Reise, wenn es auswärts in den Südwesten Deutschlands geht. Diese Erfahrung haben schon viele Mannschaften gemacht. Doch immer, wenn man denkt, dass die Freiburger das Schwächeln anfangen, dann zeigen sie eindrucksvoll ihre Klasse. Und auch in dieser Saison ist die Mannschaft um den starken Vincenzo Grifo wieder oben mit dabei.

In der vergangenen Woche haben wir in unseren Brennpunkten diskutiert, ob es Eintracht Frankfurt mit den Verstärkungen noch in die Champions League schaffen kann. Das Unentschieden im Derby gegen Schlusslicht Darmstadt wird diese Anfangseuphorie sicherlich etwas gebremst haben. Was man jedoch nicht erwartet, ist, dass der SC Freiburg punktgleich mit den Hessen ist. Beide Mannschaften haben 28 Punkte nach 18 Spieltagen auf dem Konto und stehen damit auf Platz sechs und sieben in der Bundesliga. Heimlich, still und leise hat sich der SC Freiburg an die Spitzengruppe der Bundesliga herangekämpft und sich damit eine gute Ausgangslage erarbeitet, um auch im vierten Jahr in Folge europäisch zu spielen. Die gesammelten 16 Punkte aus den letzten sieben Spielen haben den SCF in diese Sphäre katapultiert.

Bundesliga: Freiburg mit einem Last-Minute-Sieg gegen Hoffenheim.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Zudem verfügt der Kader über eine spannende Mischung. Mit Vincenzo Grifo und Matthias Ginter hat Streich zum einen Kandidaten mit internationaler Erfahrung, die über gehobenes Bundesliga-Niveau verfügen. Zum anderen verstärken Spieler wie Merlin Röhl und Jordy Makengo mit ihrem Talent den Kader. Nur wenige reden über den SC Freiburg und dennoch ist es dem Sport-Club gelungen, sich Jahr für Jahr besser aufzustellen und ein stabiles Grundgerüst aufzubauen, um auch in den nächsten Jahren weiterhin um Europa mitzuspielen.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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