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Bundesliga: Das sind die neuen Trainer zur Saison 2023/24

11. August 2023 | Spotlight | BY Hendrik Wiese

In genau einer Woche startet die neue Bundesliga-Saison. Während es in den letzten Jahren immer reichlich Bewegung auf der Trainerbank gab, wechselten lediglich zwei Mannschaften ihren Übungsleiter aus. Zudem kommen mit Thorsten Lieberknecht und Frank Schmidt zwei Trainer aus der Zweitklassigkeit in die Bundesliga. In diesem Artikel wollen wir euch die neuen Leute an der Seitenlinie vorstellen und euch darauf vorbereiten, welchen Fußball sie spielen lassen.

Haucht Seoane Gladbach neues Leben ein?

Bei der Borussia aus Mönchengladbach sucht man wieder eine Identität. Nach der Bekanntmachung von Marco Rose, nach Dortmund wechseln zu wollen, befinden sich die „Fohlen“ in einer konsequenten Abwärtsspirale. Auch unter Daniel Farke mangelte es häufig an Kreativität, zudem verließen mehrere Leistungsträger im Sommer den Verein. Mit u.a. Franck Honorat (Stade Brest) und Tomas Cvancara (Sparta Prag) sollen die schmerzvollen Abgänge aufgefangen werden, doch der Königstransfer fand auf der Trainerposition statt. Mit Gerardo Seoane kommt die absolute Wunschlösung in den Westen Nordrhein-Westfalens.

Der 44-Jährige startete seine Trainerlaufbahn beim FC Luzern, wo er einen beeindruckenden Punkteschnitt von 2,00 aufweisen konnte. Die Young Boys wurden auf ihn aufmerksam und verpflichteten den Übungsleiter. Nach überzeugenden Leistungen verpflichtete Bayer Leverkusen den Schweizer, die er in seiner Premierensaison auf den dritten Platz der Fußball Bundesliga führte. Die anschließende Spielzeit wurde geprägt durch Verletzungspech und schlechten Leistungen, sodass Gerardo Seoane entlassen wurde. Nun folgt das Engagement beim nächsten Bundesligisten.

In der aktuellen Situation Gladbachs dürfte Seoane genau der richtige Mann sein. Es findet ein Umbruch statt und die Suche nach einer neuen Identität soll abgeschlossen werden. Im bevorzugten 4-2-3-1 System wird der Kader im Laufe der Zeit an den Bedürfnissen des Coaches angepasst.

Er steht für eine proaktive Lösung mit recht hohem Ballbesitz und Kreativität im letzten Drittel. Eine Seoane-Mannschaft ist spielerisch geprägt und dürfte dementsprechend ein schönes Gegenbeispiel zu den primär auf Umschaltsituationen gepolten Bundesliga-Teams sein. Teilweise fehlte es an Balance zwischen Defensive und Offensive, wodurch die Spiele der „Werkself“ häufig zum Spektakel wurden. Qualitätstechnisch ist der Kader der „Fohlen“ aber wohl nicht auf dem Level der Leverkusener, wodurch es spannend bleiben wird, wie erfolgreich Seoane sein System in Gladbach umesetzen kann. Eine spielerische Mannschaft, in der keine Automatismen greifen, steht vor großen Problemen gegen perfekt eingestellte Kontermannschaften. Auch als neutraler Fan darf man hoffen, dass Seoane Zeit bekommt und die Borussia aus Mönchengladbach zu alter Stärke führt.

Gerardo Seoane

(Photo by Octavio Passos/Getty Images)

Der Menschenfänger – Dino Toppmöller (Eintracht Frankfurt)

Es ist ein spannendes Experiment, was der Europa-League-Sieger aus dem Jahre 2022 versucht. Mit Dino Toppmöller leitet ein recht unerfahrener Mann einen der größten deutschen Vereine und soll in die großen Fußstapfen von Oliver Glasner treten. Die Wege trennten sich weitgehend freundlich, man feierte Erfolge, nun wollen beide Parteien aber neue Wege gehen. Und in Frankfurt lautet der neue Chef an der Seitenlinie nun Dino Toppmöller.

Der Sohn von Trainerikone Klaus arbeitete lange Zeit als Co-Trainer von Julian Nagelsmann zunächst bei RB Leipzig, im Anschluss beim FC Bayern. Zuvor agierte er jedoch bereits beim F91 Düdelingen aus Luxemburg als Chefcoach, mit dem er sensationell in den Europa Cup einzog. Nichtsdestotrotz gehen die Hessen ein Risiko ein, doch die Stimmen aus dem Trainingslager sind optimistisch.

Zwar lauten die Ergebnisse aus den Testspielen (zwei Niederlagen gegen Regionalligisten, kein Sieg gegen Arnheim und Nottingham) nicht so, wie sie sein sollen, doch die Spieler scheinen mit dem neuen Übungsleiter zufrieden zu sein. Der 42-Jährige hebe den Spaß in den Vordergrund, auch wenn der sportliche Ehrgeiz natürlich Voraussetzung sei. Toppmöller gilt als Menschenfänger, ihm selber ist Harmonie zu den Spielern und im gesamten Verein wichtig.

Die SGE wird von mehreren Medien aktuell als „modernes Start-Up“ angesehen, viele personelle Änderungen wurden getroffen. Der Kader ist jung, der Trainer ist neu. Doch bleibt die Harmonie, wenn sportliche Misserfolge auftreten? Kann Toppmöller auch Cheftrainer? Und ist er taktisch auf einem Niveau, welches für die Bundesliga und Eintracht Frankfurt ausreicht? Alles Fragen, die er in den kommenden Jahren beantworten kann und beantworten muss.

Dino Toppmöller

(Photo credit should read JEAN-CHRISTOPHE VERHAEGEN/AFP via Getty Images)

Lieberknecht und Schmidt – Die unlösbare Aufgabe?

Mit Thorsten Lieberknecht und Frank Schmidt haben zwei Trainerikonen der zweiten Bundesliga den Schritt in die Bundesliga geschafft. Während Lieberknecht bereits Eintracht Braunschweig in der deutschen Beletage trainierte, ist es für Schmidt die Prämiere in der höchsten deutschen Spielklasse. In vielen Punkten ähnelt sich der Spielstil der beiden Übungsleiter, die als große Außenseiter in die Bundesliga-Saison starten.

Zunächst einmal sind Lieberknecht und Schmidt dafür bekannt, etwas langfristig aufzubauen. Der Coach des 1. FC Heidenheim steht seit 2007 bei seinem Klub an der Seitenlinie und entwickelt den Verein kontinuierlich weiter. Beide Trainer setzen auf eine kompakte Defensive, was als Grundlage für sportlichen Erfolg dient. Häufig agieren beide Übungsleiter mit einem Mittelfeldpressing, gefolgt mit einem schnellen Umschaltspiel über die Flügel.

Im Spiel im eigenen Ballbesitz agiert insbesondere Lieberknecht gerne mit hohen Bällen in Richtung der Zielspieler, die den Ball halten und verteilen sollen. Hierbei schmerzt der Abgang von Philipp Tietz, der zum FC Augsburg wechselte. Da die „Lilien“ in der kommenden Saison wohl auf eher geringe Ballbesitzanteile kommen werden, liegt der Fokus auf der Defensive, was der Mannschaft entgegenkommen dürfte.

Ein weiterer, wichtiger Punkt sind Standardsituationen. Mit Tobias Kempe respektive Jan-Niklas Beste verfügen beide Mannschaften über exzellente Flankengeber. Gerade in der Bundesliga wird dieses Mittel gefordert sein, um die Differenz in der Qualität auszugleichen. Mit Lieberknecht und Schmidt verfügen beide Mannschaften Trainer, die Gegner punktgenau analysieren und ihre Spielweise anpassen können. Es wäre nicht verwunderlich, wenn am Saisonende zumindest einer von Beiden den Klassenerhalt feiern darf.

Thorsten Lieberknecht

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Tuchel, Matarazzo, Hoeneß – Langfristig entwickeln

Mit Thomas Tuchel, Pellegrino Matarazzo und Sebastian Hoeneß sind drei weitere Chefcoaches noch keine sechs Monate im Amt. Während Sebastian Hoeneß eine Aufholjagd beim VfB Stuttgart startete und die Schwaben zum Klassenerhalt führte, lief die vergangene Saison für Tuchel und Matarazzo nicht optimal. Für beide Trainer, die das Spiel mit Ball favorisieren, wird der Saisonbeginn unheimlich wichtig. Gerade der Trainer der TSG aus Hoffenheim ist laut den Buchmachern ein Kandidat für die erste Trainerentlassung.

Ein Trainer steht logischerweise in direkter Verbindung mit der Spielweise seiner Mannschaft. Aus Bundesliga-Sicht darf man sich insbesondere auf die Seoane-Rückkehr freuen, auch die Anstellung von Toppmöller, der in der Nagelsmann-Schule lernte, klingt vielversprechend.

(Photo by Octavio Passos/Getty Images)

Hendrik Wiese

Aufgewachsen mit dem Spielstil von Bastian Schweinsteiger bevorzugt Hendrik spielerische Dominanz und technisch ansehnlichen Fußball. Seit Dezember 2019 ist er für 90PLUS unterwegs, bevorzugt im deutschen Oberhaus.


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