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Bundesliga: Das sind die Gewinner und Verlierer auf dem Transfermarkt

18. August 2023 | Spotlight | BY Hendrik Wiese

Heute Abend ist es soweit. Die Bundesliga kehrt mit dem Auftaktspiel zwischen dem SV Werder und dem FC Bayern zurück. Kurz vor dem Anpfiff des früheren Nord-Süd-Gipfels schauen wir auf die getätigten Transfers der Bundesligisten und analysieren, welche Mannschaften sich verstärkt und welche eher geschwächt wurden.

Die Gewinner auf dem Transfermarkt – Das obere Tabellenmittelfeld wird stärker

VfL Wolfsburg

Der VfL Wolfsburg geht – zum aktuellen Zeitpunkt – als einer der großen Gewinner vom Transfermarkt und das bei einer recht ausgeglichenen Transferbilanz. Auf der Abgangsseite stehen hauptsächlich die Verluste von Micky van den Veen (Tottenham Hotspurs) und Felix Nmecha (Borussia Dortmund) zu Buche. Während letzterer nach einer guten Spielzeit für satte 30 Millionen Euro zum Konkurrenten wechselt, ließen sich die Spurs die Dienste des holländischen Innenverteidigers inklusive Bonuszahlungen gar 50 Millionen Euro kosten. Des Weiteren verließen Joshua Guilavogui, Paulo Otavio und Omar Marmoush den Verein ablösefrei.

Neu in die Autostadt kamen hingegen Joakim Maehle (12 Millionen Euro, Atalanta) und Rogerio (5,5 Millionen Euro, US Sassuolo) für die Linksverteidiger-Position. Beide bringen jeweils eigene Facetten in das Spiel von Niko Kovac, der zukünftig die Qual der Wahl für die linke Außenposition besitzt. Beide Akteure waren bei ihren Vereinen absolute Leistungsträger und während Rogerio als schneller Außenverteidiger Tempo und Dynamik entwickeln kann, besitzt Maehle kreative und gestaltende Attribute. Ein klares Upgrade zur vorherigen Saison.

Als Ersatz für Micky van de Veen wurde die Entdeckung der Rückrunde, Moritz Jenz, vom FC Lorient verpflichtet. Der 24-Jährige kostet rund acht Millionen Euro und bringt alle Eigenschaften eines robusten Innenverteidigers mit. Jenz ist schnell, zweikampfstark und entwickelte sich im Spielaufbau, wodurch er Schalke beinahe noch zum Klassenerhalt führte. Da die „Königsblauen“ ihn nicht fest verpflichten konnten, grifft der VfL schnell zu und besitzt einen optimalen Ersatz für van de Veen im Kader. Mit Cedric Zesiger kam ein Stammspieler von den Young Boys aus Bern als weiterer gestandener Innenverteidiger zu den „Wölfen“.

Für die Offensive verpflichtete der VfL mit Vaclav Cerny einen der besten Scorer der Eredivisie. Der 25-Jährige erzielte für Twente Enschede 13 Tore und elf Vorlagen in 32 Partien und kostete ebenso acht Millionen Euro. Auch dieser Deal könnte in ein paar Jahren rückblickend als absolutes Schnäppchen betrachtet werden. Der Königstransfer fand allerdings im Mittelfeldzentrum als Ersatz für Lukas Nmecha statt.

Lovro Majer kommt von Stade Rennais als absoluter Dreh- und Angelpunkt nach Niedersachsen, die Ablöse für Nmecha wurde somit 1:1 reinvestiert. Der Kroate wird in seiner Heimat als legitimer Nachfolger von Luka Modric gehandelt und vom reinen Spielertyp sind viele Ähnlichkeiten zu erkennen. In der Autostadt soll Majer nun den nächsten Schritt gehen.

Maehle

(Photo by Luciano Lima/Getty Images)

Bayer 04 Leverkusen

Auch die Mannschaft aus Leverkusen dürften einer der großen Gewinner der Transferperiode sein. Ins Gewicht schlägt natürlich der Abgang vom langjährigen Leistungsträger Moussa Diaby, der für 55 Millionen Euro zu Aston Villa wechselte. Des Weiteren verließen Kerem Demirbay, Mitchell Baker, Karim Bellarabi und Paulinho als weitere Kaderspieler den Verein.

Doch wie schon in den letzten Jahren, zauberte Sportdirektor Simon Rolfes den einen oder anderen interessanten Spieler aus dem Hut. Mit Alejandro Grimaldo kommt ein sehr guter Linksverteidiger ablösefrei von Benfica, wo er satte fünf Tore und elf Vorlagen in 33 Spielen der Vorsaison hinlegte. Der Spanier ist technisch enorm beschlagen und galt als Wunschspieler von Cheftrainer Xabi Alonso.

Hinter Jeremie Frimpong darf zukünftig Arthur als brasilianisches Talent (5,5 Millionen Euro, America-MG) wirbeln. Der 20-Jährige gilt als großes Talent und soll perspektivisch an die Mannschaft herangeführt werden. Perspektive besitzt ebenso Matej Kovar (5 Millionen Euro, Manchester United) auf der Torwartposition. Der Tscheche ist der Herausforderer von Lukas Hradecky, der insbesondere im letzten Jahr teilweise unsicher wirkte.

Mit Jonas Hofmann gelang Bayer der vielleicht größte Steal der Transferperiode. Der langjährige Leistungsträger vom Konkurrenten aus Gladbach, der alleine im letzten Jahr 22 Scorer vorweisen konnte, wechselte dank einer Ausstiegsklausel für zehn Millionen Euro nach Leverkusen. Doch nicht nur der Transfer wird mehreren Fans der Borussia schmerzen. Mit Granit Xhaka wechselt ein weiterer ehemaliger Fohle zum Ligakonkurrenten. Der Schweizer kostete 15 Millionen und kam vom FC Arsenal, mit denen er beinahe die Premier League gewinnen konnte. Xhaka ist ein Leader und soll Souveränität ins Spiel implementieren.

Für die Offensive wurde zusätzlich Victor Boniface für 20 Millionen von Union SG verpflichtet und ist zunächst als Ersatz für Patrik Schick geplant. Der wuchtige und schnelle Offensivspieler kann bei einer Rückkehr des Tschechen aber auch auf die Außenpositionen ausweichen.

Hofmann

(Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)

Eintracht Frankfurt

Spätestens mit Eintracht Frankfurt wird ein Muster klar. Die Teams, die sich nominell am besten verstärkt haben, sind Klubs aus dem oberen Tabellenmittelfeld, die allesamt auf einen Champions-League-Platz schielen. Auch die Hessen sind in dieser Riege einzuordnen, die allerdings mit Daichi Kamada und Evan Ndicka zwei absolute Leistungsträger ablösefrei abgeben mussten. Des Weiteres verließ Djibril Sow den Europa-League-Sieger aus 2022 und schloss sich dem FC Sevilla für rund zehn Millionen Euro an. Ersatztorwart Diant Ramaj verließ für – inklusive Bonuszahlungen – ebenso knapp zehn Millionen die Eintracht.

Auf der Zugangsseite sind einmal die Festverpflichtungen von Philipp Max, Ansgar Knauff und Junio Dina Ebimbe zu nennen, die allesamt der Bundesliga erhalten bleiben. Für die Innenverteidigung kommt mit Willian Pacho (9 Millionen Euro) der Ersatz für Ndicka. Der Ecuadorianer gilt mit seinen 21 Jahren als großes Talent und gewann zuletzt mit Royal Antwerpen den belgischen Pokal und die Liga.

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Nnamdi Collins soll perspektivisch an die Startelf herangeführt werden. Der 19-Jährige muss den nächsten Schritt in seiner Karrierestufe machen, Dino Toppmöller hält große Stücke auf den Deutsch-Nigerianer. Als weiteres Talent stieß Jessic Ngankam von der Hertha in die hessische Hauptstadt. Der Stürmer ist schnell robust und torgefährlich. Mit seinen 23 Jahren kann er sich viel bei Randal Kolo Muani abschauen, der nach aktuellem Stand der Bundesliga erhalten bleibt.

Hugo Larsson soll das nächste große Talent der SGE werden. Neun Millionen Euro überwies Frankfurt nach Malmö, um sich die Dienste des hoch-veranlagten Schweden zu sichern. Der 19-Jährige ist im zentralen Mittelfeld zuhause, muss sich allerdings an die Robustheit der Liga gewöhnen, um Djibril Sow zu ersetzen.

Markus Krösche tütete mit Ellyes Skhiri und Omar Marmoush zwei smarte ablösefreie Deals ein, die der Mannschaft direkt helfen werden. Insbesondere der Tunesier war in den letzten Spielzeiten einer der besten Akteure auf seiner Position in der kompletten Liga und verspricht jede Menge Qualität. Omar Marmoush zeigte sowohl beim VfB Stuttgart als auch beim VfL aus Wolfsburg, dass er durch Agilität, Tempo und Torgefahr jede Defensivreihe der Liga vor Probleme stellen kann. Schafft es der Ägypter den nächsten Schritt zu gehen, wird Toppmöller auf ihn setzen. Allerdings muss hier noch erwähnt werden: Sollte Randal Kolo Muani den Klub doch noch verlassen, könnte sich die Beurteilung noch verändern.

Skhiri Bundesliga

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Bundesliga: Die „Verlierer“ auf dem Transfermarkt

RB Leipzig 

Zugegeben, die Saison begann mit dem 3:0 Sieg gegen den FC Bayern durchaus vielversprechend. Doch angesichts der krassen Abgänge ist RB Leipzig definitiv einer der großen Verlierer der Transferperiode. Zwar konnten die „Roten Bullen“ über 230 Millionen Euro einnehmen, doch ein Josko Gvardiol in der Innenverteidigung ist in einer Transferperiode genauso wenig zu ersetzen, wie Konrad Laimer im Zentrum und Christopher Nkunku sowie Dominik Szoboszlai in der Offensive. RB will kein klassischer Ausbildungsverein sein, doch die Abgänge sprechen eine andere Sprache.

Zudem wurde Andre Silva ausgeliehen, Alexander Sorloth ging nach Villarreal, Marcel Haltenberg als weiterer Stammspieler nach Hannover und Tom Krauß wechselte zum FSV Mainz 05.

Lois Openda, zweifelsohne ein enorm spannender und torgefährlicher Stürmer, wechselte nach langen Verhandlungen für rund 40 Millionen Euro nach Sachsen. Benjamin Sesko (24 Millionen €) und Nicolas Seiwald (20 Millionen €) kamen aus Salzburg, Christoph Baumgartner (24 Millionen €) aus Sinsheim und El Chadaille Bitshiabu für 15 Millionen € aus Paris.

Das klingt alles sehr ordentlich und der Kader verfügt auch über viele Spielertypen, die dringend benötigt werden, aber es fehlt die Spur Extravaganz, die in den letzten beiden Jahren den Unterschied machte, als RB zweimal den Pokal gewann. Hinzu kommt, dass die enormen Einnahmen dafür sorgten, dass die Spieler, an denen Leipzig interessiert war, gleich einmal eine Spur teurer wurden.

Das eben beschriebene Phänomen zeigte sich auch auf der Suche nach einem neuen Innenverteidiger. Der Gvardiol-Abgang war beschlossene Sache, ein neuer Verteidiger musste her und die Verhandlungspartner trieben die Preise in die Höhe. Zunächst waren mit Lutsharel Geertruida und Castello Lukeba zwei neue Defensivspieler geplant, doch die Preisvorstellungen erlaubten letztendlich nur einen. So wurde es der Innenverteidiger von Lyon, der aber ebenso stolze 30 Millionen Euro kostete.

Spannend sind zudem die Leihen von Xavi Simons und Fabio Carvalho, die allerdings beide ohne Kaufoption den Weg nach Leipzig fanden. Für ein Verein, der langfristig in die Top-Riege des internationalen Fußballs möchte, etwas ambitionslos.

Zwar verpflichtete RB spannende und talentierte Spieler, doch die Preise einiger Akteure sowie die Verhandlungstaktik lässt Fragen aufkommen. Da der Status quo enorm hoch war und die wohl qualitativ besten Spieler allesamt den Klub verließen, gehen die „Roten Bullen“ mit einem doch in der Spitze etwas schwächeren Kader in die neue Spielzeit.

Bundesliga

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Borussia Mönchengladbach

Ein Verlierer mit Ansage. Die aktuelle sportliche Führung konnte letztendlich nichts für die schmerzhaften Abgänge der Borussia in dieser Transferperiode. Da die Verträge von Ramy Bensebaini und Marcus Thuram nicht verlängert wurden, verließen beide Akteure ablösefrei den Verein. Lars Stindl, langjähriger Leistungsträger, ging zurück zu seinem Jugendverein Karlsruhe, während Jonas Hofmann per Ausstiegsklausel für schlappe zehn Millionen zum direkten Konkurrenten nach Leverkusen wechselte. Jordan Beyer, der bereits in der vorherigen Spielzeit mit dem FC Burnley den Aufstieg in die Premier League sicherte, verließ den Klub für 15 Millionen Euro endgültig.

Es gibt keinen Sportdirektor auf dieser Erde, der die oben genannten Abgänge in der heutigen Zeit mit knapp 25 Millionen Euro auffangen kann. Roland Virkus versuchte es folgendermaßen: Da Luca Netz den Stammplatz von Bensebaini übernehmen soll, wurde lediglich ein neuer Back-Up gesucht. Mit Lukas Ullrich kommt – wie Luca Netz – ein Spieler der Hertha-Jugend nach Nordrhein-Westfalen. Robin Hack wechselte für 1,1 Millionen Euro vom Zweitligaabsteiger aus Bielefeld, Fabio Chiarodia für eine festgeschriebene Ablösesumme von zwei Millionen Euro als Talent für die Innenverteidigung vom SV Werder und Maxi Wöber als Leihspieler von Leeds United ebenso für das Abwehrzentrum.

Leihspieler Julian Weigl wurde für sieben Millionen fest unter Vertrag genommen. Franck Honorat (acht Millionen Euro), der in der vergangenen Spielzeit für Stade Brest elf Scorer erzielte, kommt für die offensiven Außenpositionen, während mit Tomas Cvancara (zehn Millionen Euro) ein großer Mittelstürmer den Sturm gefährlicher machen soll.

Ein Umbruch ist nicht immer schlecht und bei Gladbach war er mittlerweile auch bitter nötig. Doch bei einem Blick auf die reine Qualität der Individualspieler, ist eine Verschlechterung des Kaders nun einmal festzustellen.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

SV Darmstadt 98

Der letztjährige Meister der zweiten Bundesliga musste bereits vor Saisonbeginn den einen oder anderen Nackenschlag auf dem Transfermarkt hinnehmen. Mit Phillip Tietz verließ der vielleicht wichtigste Mann der abgelaufenen Spielzeit die „Lillien“ und schloss sich dem FC Augsburg für knapp 2,2 Millionen Euro an. Der 26-Jährige erzielte in der vergangenen Saison nicht nur zwölf Tore und fünf Vorlagen, sondern war der Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel.

Das Team von Thorsten Lieberknecht agierte häufig mit langen Bällen auf den Zielspieler, der die Bälle verarbeitete und weiterleitete. Diese Aufgabe besitzt nun Fraser Hornby, der für 1,8 Millionen Euro von Stade Reims in die Bundesliga wechselt. Der Schotte ist 195 Zentimeter groß, wodurch die Marschroute klar sein sollte. Die vergangene Saison verbrachte er leihweise beim KV Oostende, wo er zehn Scorer in der Jupiler Pro League vorweisen konnte. Mit Sicherheit kann er seine Qualitäten langfristig der Bundesliga zeigen, doch ein direkter Ersatz für Phillip Tietz ist er definitiv nicht.

Schmerzhaft ist auch der ablösefreie Abgang von Patric Pfeiffer, der ebenso zum FC Augsburg wechselte. Der Innenverteidiger ist schnell, zweikampfstark und vor dem gegnerischen Gehäuse durchaus torgefährlich. Vier Tore konnte er in der abgelaufenen Spielzeiten vorweisen, was seine Qualitäten bei Standardsituationen unterstreicht. Da der SV Darmstadt 98 einen hohen Fokus auf Standards legt, fehlt Pfeiffer im Zentrum umso mehr.

Auch auf dieser Position wurde mit Christoph Klarer direkter Einsatz für zwei Millionen Euro von Fortuna Düsseldorf verpflichtet. Der Innenverteidiger war absoluter Stammspieler bei der Fortuna und ist ein Gewinn für den SVD, der mit Matej Maglica vom VfB Stuttgart einen weiteren Verteidiger per Leihe verpflichtete.

Im Mittelfeldzentrum schlossen sich Fabian Nürnberger (1. FC Nürnberg) und Andreas Müller (1. FC Magdeburg) dem Team von Thorsten Lieberknecht an. Kurz vor dem Saisonbeginn wurde immerhin Luca Pfeiffer (26, Stuttgart) per Leihe zurückgeholt.

Insgesamt lässt sich aber als Resümee festhalten, dass die beiden Abgänge von Pfeiffer und Tietz, die zudem zu einem direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt wechselten, schmerzen. Aus der zweiten Liga wurde Ersatz geholt und sich im Mittelfeldzentrum verstärkt. Der Kader ist – anders als bei Heidenheim – nicht unbedingt besser geworden, wird aber nun mit besseren Gegnern konfrontiert. Es benötigt eine enorme Überperformance, um den Klassenerhalt zu packen.

Klarer

(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Hendrik Wiese

Aufgewachsen mit dem Spielstil von Bastian Schweinsteiger bevorzugt Hendrik spielerische Dominanz und technisch ansehnlichen Fußball. Seit Dezember 2019 ist er für 90PLUS unterwegs, bevorzugt im deutschen Oberhaus.


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