Überflieger Leverkusen: Drei Gründe, warum sich die Werkself den Titel holt

22. Januar 2024 | News | BY Antonio Riether

Bayer 04 Leverkusen ist lange nicht mehr nur das Team der Stunde. Die Mannschaft von Xabi Alonso zeigt entschlossene wie spielerisch ansprechende Leistungen und punktet in jedem Spiel. Drei Gründe, wieso die Werkself in diesem Jahr die Meisterschaft holt.

Bayer Leverkusen auf Titelkurs: Darum bricht die Alonso-Elf den Meisterschaftsfluch

Elf Meisterschaften in Folge: Furchteinflößend rollte der FC Bayern München in den vergangenen Spielzeiten durch die Bundesliga und ließ zwischenzeitlich keinen Zweifel an seiner Rolle als Dominator aufkommen. Doch in der letzten Saison zeigten die Münchner zunehmend menschliche Züge. Dass der Titel nicht nach Dortmund ging, lag letztens auch am Unvermögen der Schwarz-Gelben, die die Bayern beinahe entthronten. In dieser Saison bahnt sich erneut ein spannender Kampf um die Schale an, Bayer Leverkusen ist auch nach 18 Spieltagen ungeschlagen und hat derzeit gute Aussichten auf den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Drei gute Gründe sprechen dafür.



Grund 1: Schluss mit Vizekusen, Alonso hat Bayer 04 das Sieger-Gen eingeimpft

Zu Beginn der Saison spielte Leverkusen mit seinen Edeltechnikern wie Florian Wirtz oder Alejandro Grimaldo bereits schnellen Kombinationsfußball mit viel Zug zum Tor, die ersten Spieltage wurde Bayer 04 auch von der Euphorie getragen. Nach dem anfänglichen Hoch folgte allerdings kein Absturz, das Last-Minute-Remis gegen den FC Bayern am vierten Spieltag, bei dem Grimaldo mit einem seiner Freistöße traf, sorgte für weiteren Antrieb. Bis auf zwei Remis gegen Borussia Dortmund und den VfB Stuttgart gewann die Mannschaft von Xabi Alonso alle Pflichtspiele, auch im DFB-Pokal sowie in der Vorrunde der Europa League gab es ausnahmslos Siege. Damit ist Bayer 04 in dieser Saison das einzige ungeschlagene Team in den Top-5-Ligen Europas.

Was jedoch verblüfft, ist, dass Leverkusen in auch Partien mit schwieriger Ausgangslage noch in eigene Bahnen lenken kann. Nicht nur beim Auswärtsspiel in München, bei dem Grimaldo erst in der vierten Minute der Verlängerung das 2:2 erzielte, machte die Alonso-Elf deutlich, dass sie auch mit Rückschlägen oder schweren Begebenheiten umgehen kann. Als etwa am vierten Spieltag der Europa League spielerisch nur wenig ging, traf der derzeit verletzte Victor Boniface halt in der vierten Minute der Nachspielzeit per Elfmeter. Ähnliches galt am vorletzten Bundesliga-Spieltag beim Auswärtsspiel in Augsburg, als Exequiel Palacios die Werkself mit seinem späten Treffer erlöste – wieder in der 90.+4!

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Leverkusen wusste zudem stets mit Rückständen umzugehen und reagierte im Fall eines Gegentreffers stets mit Bedacht, auch ein Zeichen für ein Topteam. Gegen Bayern, Dortmund und Stuttgart konnte man jeweils einen Rückstand zu einem Remis ausgleichen, beim Topspiel am vergangenen Samstag glückte nach einem 1:2 in Leipzig sogar ein später 3:2-Erfolg. Wieder fiel der entscheidende Treffer durch Piero Hincapié in der Nachspielzeit. So könnte man fast meinen, dass der langjährige Bayern-Profi nicht nur den Dusel, sondern auch das Sieger-Gen mit nach Leverkusen genommen hat.

Grund 2: Afrika-Cup-Abstellungen und Boniface-Verletzung lassen Bayer kalt

Neben den spielerischen und psychologischen Aspekten ist auch der Kader von bemerkenswerter Qualität. Und nicht nur das, Sportdirektor Simon Rolfes formte eine breit aufgestellte Mannschaft, in der personelle Ausfälle kaum auffallen. Dies fällt schon bei Betrachtung der Torschützen in dieser Saison auf. Neben Toptorjäger Victor Boniface, der in allen Wettbewerben schon 16 Treffer erzielen konnte, aber verletzungsbedingt bis April fehlt, konnten sich bisher vierzehn verschiedene Akteure in die interne Torschützenliste einschreiben. Linksverteidiger Alejandro Grimaldo sticht dabei mit neun Treffern heraus, Florian Wirtz ist bisher für acht Tore verantwortlich. auch Jonas Hofmann und Rechtsverteidiger Jeremie Frimpong haben mit jeweils sieben Toren ebenfalls ansehnliche Quoten.

Bestes Beispiel für den breiten und ausgeglichenen Kader ist jedoch die aktuelle Situation während des Afrika-Cups, bei dem Leverkusen auf mehrere Schlüsselspieler verzichten muss. So fehlen der Marokkaner Amine Adli, der Ivorer Odlion Koussounou und Edmond Tapsoba aus Burkina-Faso wochenlang. Anders als etwa beim VfB Stuttgart, der ohne seinen abwesenden Stürmer Serhou Guirassy derzeit eher harmlos agiert und die ersten beiden Spiele des Jahres verlor, waren die Abwesenheiten bei den Leverkusenern nicht deutlich spürbar. Auch die Verletzung von Boniface wird derzeit durch Patrik Schick kompensiert, der nach seinem Comeback schon sechsmal in elf Partien netzen konnte. Der Kader scheint der Dreifachbelastung aus Titelrennen, DFB-Pokal und Europa League bislang Stand zu halten und nur wenig spricht dafür, dass Alonso mit seinem Team vom Weg abkommt.

Piero Hincapié bejubelt seinen 3:2-Treffer gegen Leipzig. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Piero Hincapié bejubelt seinen 3:2-Treffer gegen Leipzig. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Grund 3: Der FC Bayern erlaubt sich wieder Aussetzer

Schon in der Vorsaison ließ sich der FC Bayern die ansonsten garantierte Coolness nehmen, so geriet das Sportliche aufgrund des Trainerwechsels oder Manuel Neuers Skiunfall etwas zu oft in den Hintergrund. Auch in dieser Saison sind die Münchner durchaus anfällig. Neben dem blamablen aus im DFB-Pokal gegen den Drittligisten 1. FC Saarbrücken schlichen sich beim Rekordmeister auch in der Bundesliga schon vereinzelte Aussetzer ein. Bei der satten 1:5-Pleite bei Eintracht Frankfurt Anfang Dezember passte kaum etwas, vor allem in der Defensive. Am vergangenen Wochenende folgte die durchaus unerwartete Heimniederlage gegen Werder Bremen, das bis dahin nur vier Saisonspiele gewinnen konnte.

Die Gründe für die leichte Inkonstanz liegen jedoch auch an den vielen Verletzungen, insbesondere in der Defensive musste Cheftrainer Thomas Tuchel oft umbauen. Aktuell fehlen mit Minjae Kim sowie Noussair Mazraoui zwei wichtige Verteidiger, die mit ihren Nationalteams beim Asien-Cup bzw. dem Afrika-Cup verweilen. Das machte sich auf dem Grün und auf dem Spielberichtsbogen bemerkbar. Tuchel musste zwischendrin notgedrungen auf die Jugend setzen, sprich Reserve-Kräfte wie Aleksandar Pavlovic ins kalte Wasser werfen. Angesichts der großen Fallhöhe ein schwieriger Vorgang beim FC Bayern. Doch nicht nur Abwesenheiten und Verletzungen in der Hintermannschaft machten sich in dieser Saison bemerkbar, auch jahrelange Leistungsträger wie Leon Goretzka oder Serge Gnabry, der nun wieder verletzt ist, laufen ihrer Form hinterher.

Die Bayern schielen seit Wochen auf die Tabellenspitze und werden sich fest vorgenommen haben, Leverkusen in der Rückrunde von Platz eins zu stürzen. Allerdings müssten die Münchner dafür aktuell sieben Zähler aufholen, Bayer 04 sammelte bislang 48 Punkte, der Serienmeister 41. Dabei muss allerdings erwähnt werden muss, dass die Bayern angesichts des ausgefallenen Aufeinandertreffens mit Union Berlin, das diesen Mittwoch nachgeholt wird, noch ein Spiel weniger absolviert haben. Auch im Falle eines Heimsieges hätte Alonsos Team noch ein Polster von vier Punkten. Am 21. Spieltag kommt es zum womöglich richtungsweisenden Aufeinandertreffen zwischen Bayer und Bayern.

(Photo by Cathrin Mueller/Getty Images)


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