Nachspielzeit: Warum Dembélé in diesem Sommer nicht wechselt

7. Juli 2017 | Nachspielzeit | BY David Theis

Jeden (Transfer-)Sommer das gleiche Spiel: Tut sich ein U-23 Spieler mit außergewöhnlichen Leistungen hervor, wird er bei Barca, Real Madrid und Man City gehandelt. Borussia Dortmunds Ousmane Dembélé ist da keine Ausnahme. Am nötigen Talent mangelt es dem jungen Franzosen dabei so wenig wie am Wunsch, bei den ganz Großen zu kicken. Warum BVB-Fans sich (vorerst) dennoch entspannt zurücklehnen können, erläutere ich anhand 4 kurzer Stichpunkte:

 

Die Erfahrungen der Vergangenheit

Hans-Joachim Watzke mag an seiner Einschätzung, dass der BVB im vergangenen Jahr personell gut genug für den Titelkampf in 3 Wettbewerben gerüstet war, festhalten. Dennoch wird er spätestens durch das (auch Michael Zorcs Kaderplanung geschuldete) Zerwürfnis mit Thomas Tuchel und das nachfolgende Medienecho erfahren haben, dass diese Einschätzung vielerorts nicht geteilt wird. Eine Saison mit (allerhöchstens) einem prominenten Spielerabgang dürfte also sehr im Sinne des BVB-Managers sein. Die Fehler der vergangenen Saison wird weder Watzke noch Zorc wiederholen wollen.

 

Sein Vertrag

Nein, Verträge bedeuten im Zeitalter chinesischer Investoren und frisch ausgezahlter englischer TV-Milliarden nicht mehr so viel, wie ehedem. Dennoch liegen die Zügel dank Dembélés bis 2021 datiertem Arbeitspapier in Händen des BVB. Dass der bei strategisch unverzichtbaren Spielern sehr standhaft sein kann, weiß nicht zuletzt Robert Lewandowski.

„No way, keine Chance.“ (Michael Zorc in der „Welt“ zu einer möglichen Dembélé-Freigabe)

 

Der neue Trainer

Borussia Dortmund hat nach einem mehr als turbulenten Jahr einen neuen Trainer(stab) verpflichtet. Diesem noch vor dem ersten Pflichtspiel seinen womöglich talentiertesten Spieler zu nehmen, wäre eine Belastung, die Peter Bosz neben 3 Wettbewerben, verletzten Stammspielern und einem taktisch neu auszurichtenden Riesenkader (derzeit über 30 Spieler) wohl nur schwer bewältigen könnte. Zudem gilt auch Thomas Tuchels Nachfolger als stur. Über den Verbleib Dembélés dürfte er mit dem Gespann Zorc/Watzke bereits gesprochen haben, das wiederum den Disput (um Spielerabgänge) mit Bosz‘ Vorgänger nicht wird wiederholen wollen.

(Photo JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images)

 

Das Spielerkarussell

„Dembouz“ wird ein sehr inniges Verhältnis zu Pierre-Emerick Aubameyang nachgesagt. Dessen Transfer nach China ist mit dem beinahe fixen Wechsel von Anthony Modeste zumindest nicht wahrscheinlicher geworden. Sollte der BVB „Auba“ ein weiteres Jahr halten können, dürfte sich auch die Laune seines kongenialen Partners erheblich verbessern.

Fazit

Dass Borussia Dortmund einen Spieler von so immensem Talent auf Dauer wird halten können, glaubt wohl niemand. Zu vorgezeichnet scheint Dembélés Weg in die Weltspitze. Dennoch haben sich Dortmunds Verantwortliche seit langem nicht mehr so deutlich positioniert wie zur Causa „Dembouz“: No way – der Spieler ist (zumindest in diesem Umbruchs-Jahr) einfach zu wichtig. Und wer weiß: Vielleicht hoffen Watzke & Zorc sogar auf den neuen Trainer und sein gutes Händchen für junge Profis, was einen Verbleib über die aktuelle Saison hinaus anbelangt.

 

David Theis

War schon ein Fußball-Nerd bevor es Laptops gab. Schläft mit einer Ausgabe von "Der Schlüssel zum Spiel" unterm Kopfkissen. Seit 2017 bei 90PLUS.


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