Copa-Aus verschärft Real-Krise – Wie geht es weiter mit Zidane?

25. Januar 2018 | News | BY Christoph Albers

Nach dem 1:0-Sieg bei Leganes im Viertelfinal-Hinspiel der Copa del Rey waren sich eigentlich alle sicher, Real Madrid wird ins Halbfinale einziehen. Doch nach einer katastrophalen Leistung und einer 1:2-Niederlage im Rückspiel, sind die „Königlichen“ ausgeschieden. Die Krise des amtierenden Champions League Siegers verschärft sich mehr und mehr, Trainer Zidane steht mächtig unter Druck. Doch wie geht es nun weiter?

Die Nerven liegen blank

Die spanische Sportpresse neigt im Allgemeinen sicherlich zu Übertreibungen, was auch immer wieder sehr amüsante Schlagzeilen mit sich bringt, doch mittlerweile ist den Madrider Sportmedien gar nicht mehr zu Späßen zumute. Heute, am Tag nach dem Aus im Pokal, twitterte die AS beispielsweise nur ein Bild mit folgendem Zitat des legendären Santiago Bernabeu: „Das Trikot Real Madrids ist weiß. Es kann mit Schweiß, Matsch und sogar mit Blut befleckt werden, aber niemals mit Scham.“ Es dürfte klar sein, was die AS damit sagen will…

Die Nerven in Madrid liegen offensichtlich blank. Kein Wunder, schließlich ist Real in der Liga im Grunde ohne Chance auf den Titel und im Pokal nun auch gescheitert. Realistische betrachtet, ist die Champions League der einzige Wettbewerb, in dem der Titel noch möglich ist. Dani Carvajal gab dies gestern nach dem Spiel sogar unumwunden zu:

Carvajal: „Wir werden versuchen so viel wie möglich zu gewinnen und ich hoffe, dass wir sogar in La Liga noch ins Titelrennen einsteigen können, aber es ist sehr kompliziert. Der einzige Wettbewerb, in dem wir wirklich „am Leben“ sind, ist die Champions League.“ [via Sport]

(Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)

Zidanes Job steht auf dem Spiel

Und auch in der Champions League dürfte es nicht allzu einfach werden. Schon im Achtelfinale (14.2. und 6.3.) wartet mit PSG ein richtig schwerer Brocken. Sollte Real Madrid auch in der „Königsklasse“ so früh ausscheiden, wäre ein Trennung von Trainer Zidane, trotz der jüngsten Vertragsverlängerung, wohl unvermeidbar. Das scheint Zidane bereits zu wissen. Aktuell, so berichtet die Sport, wollen die Verantwortlichen an ihm festhalten, doch bei weiteren Niederlagen gegen Valencia und Levante in den kommenden Wochen könnte sich auch das ändern. Da die Sport dem FC Barcelona sehr nahe steht, sollte man die Berichte über den Erzrivalen zwar kritisch sehen, doch ganz von der Hand weisen kann man das in der aktuellen Situation auch nicht.

Der Franzose ist nämlich keineswegs von Schuld freizusprechen. Gegen Leganes verzichtete er freiwillig auf Ronaldo, Bale und Kroos, die allesamt nicht im Kader standen, und ließ auch Carvajal, Varane, Marcelo, Casemiro und Modric auf der Bank. Die Quittung erfolgte in Form des Ausscheidens. Immerhin zeigte „Zizou“ anschließend Klasse und gestand seine Fehler ein:

Zidane: „Ich bin verantwortlich für die Niederlage, es war mein Versagen. Ich muss Lösungen finden. Ich übernehme die Verantwortung, aber ich werde kämpfen. […] Nach dem Sieg bei Leganes im Hinspiel, kann man Zuhause nicht so anfangen. Ich habe die Mannschaft aufgestellt, aber ich habe in viele Fällen Fehler begangen. Es ist hart und ich bin sauer. Wir müssen nun sehen, wie wir es lösen. Aber damit hat niemand gerechnet. […] Es ist ein gerechtes Resultat, sie haben es sehr gut gemacht.“ [via Sport]

Die Fassungslosigkeit ist nachvollziehbar, aber die Fehler sind keineswegs entschuldbar. Die Saison ist im Grunde jetzt schon völlig verkorkst. Vor diesem Hintergrund ist es umso erstaunlich, dass er freiwillig auf Neuzugänge im Winter verzichten will. Diese Haltung bracht ihm bereits vor dem Spiel mächtig Kritik ein, nun dürfte sie umso heftiger ausfallen.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Neustart im Sommer – ohne Zidane

Im Sommer, dafür muss man kein Prophet sein, wird es wohl einen gewaltigen Umbruch geben. Die Mannschaft scheint am Ende ihres Zyklus´ zu sein und braucht dringend frisches Blut. Es ist mit einigen Abgängen vormals wichtiger Leistungsträger zu rechnen, u.a. ist es mittlerweile auch vorstellbar, dass Superstar Cristiano Ronaldo den Verein verlässt. Der Portugiese wirkt in dieser Saison äußerst glücklos und ist sicherlich auch ein wichtiger Grund für die momentane Krise. Das Verhältnis zum Verein scheint sichtlich abgekühlt zu sein. Auch Karim Benzema wird immer stärker mit einem Abgang in Verbindung gebracht. Stars wie Neymar, Hazard oder Lewandowski werden nun rund ums Bernabeu gehandelt, bis jetzt ist das aber vor allem Spekulation. Dennoch wird mit Sicherheit einiges passieren.

Ob Zinedine Zidane den Umbruch begleiten darf, erscheint zum jetzigen Zeitpunkt ziemlich unwahrscheinlich zu sein, unabhängig vom weiteren Saisonverlauf. Er ist ein Gesicht der Krise und wird wohl mit ihr gehen müssen. Schon bei seiner Vertragsverlängerung sagte er vielsagend, dass auch Verträge keine Garantien seien. Der Mann kennt das Geschäft und weiß um seine Position.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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