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Der FC Bayern empfängt Borussia Dortmund – Beide Teams auf der Suche nach der Topform

5. April 2019 | Spotlight | BY Damian Ozako

Spotlight | Morgen empfängt der FC Bayern München den Tabellenführer Borussia Dortmund zum Topspiel der Bundesliga. Für den Titelkampf ist diese Partie von enorm hoher Bedeutung, aber die Leistungen der beiden Teams haben zuletzt nicht immer gestimmt. Der Formcheck zeigt, dass sowohl der Rekordmeister als auch der BVB viele Probleme haben.

FC Bayern punktete konstant

Die Münchener haben nach einer länger anhaltenden Schwächephase in der Hinrunde zumindest ergebnistechnisch sehr viel richtig gemacht. Nach dem 3:3 gegen Düsseldorf hat die Kovac-Elf in der Bundesliga kaum Punkte liegen gelassen: Von 45 möglichen Punkten hat man 40 geholt und zwischenzeitlich den BVB hinter sich gelassen, der zeitweise neun Punkte Vorsprung hatte. Dortmund hatte in der Rückrunde einen ordentlichen Durchhänger und patzte regelmäßig in der Bundesliga. Gegen Hoffenheim verspielte man einen 3:0-Vorsprung, in Nürnberg holte man nur einen Punkt und in Augsburg verlor die Favre-Elf.

Patzer vor dem direkten Duell

Spätestens zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als würde der BVB die Meisterschaft komplett aus der Hand geben und der FC Bayern doch noch den siebten Titel in Folge souverän holen könnte. Denn in den letzten Wochen schoss sich der Rekordmeister warm: 5:1 in Mönchengladbach und gegen Wolfsburg sowie Mainz jeweils ein 6:0 – es schien wieder alles seinen gewohnten Lauf zu nehmen. In Freiburg kam dann der erste Rückschlag in der Liga seit dem 1:3 in Leverkusen und aufgrund des 1:1 verlor man ausgerechnet vor dem direkten Duell gegen den BVB die gerade erst gewonnene Tabellenführung.

(Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Unter der Woche quälten sich die Bayern mit einem 5:4 gegen Heidenheim in das DFB-Pokal-Halbfinale. Der Zweitligist hätte durchaus noch mehr Treffer gegen die in Unterzahl spielenden Münchener erzielen können. Ein Auftritt, den man so vom FC Bayern der vergangenen Jahre nie gesehen hat.

Dortmund mit Last-Minute-Siegen

Während der FC Bayern zuletzt patzte, hat Dortmund das Spielglück wiederentdeckt. In den Wochen zuvor hat man teilweise etliche Chancen liegen gelassen, fatale Fehler in der Defensive begangen und immer wieder sportliche Rückschläge hinnehmen müssen, die man nicht mehr abwenden konnte. Nun hat die Mannschaft von Lucien Favre dreimal in Folge auf den letzten Drücker enge Partien für sich entscheiden können. Gegen Stuttgart (3:1) trafen Paco Alcácer (25) in der 84. Minute und Christian Pulisic (20) in der Nachspielzeit. In Berlin glich man zweimal einen Rückstand aus und Kapitän Marco Reus (29) erzielte in der Nachspielzeit den Siegtreffer zum 3:2.

Das Heimspiel gegen Wolfsburg hatte hingegen nur wenige Highlights zu bieten und der BVB ließ jegliche Durchschlagskraft vermissen. Erst in der 90. Minute konnte Alcácer den Führungstreffer per direkt verwandelten Freistoß erzielen. Wenige Minuten später konnte er einen Konter über Jadon Sancho (19) zum 2:0 Endstand abschließen. Ein wenig überzeugender, aber immens wichtiger Sieg, der den Borussen eine gute Ausgangslage für die morgige Partie gibt.

(SASCHA SCHUERMANN/AFP/Getty Images)

Offensive gehemmt, Defensive leicht verbessert

Gegen Wolfsburg merkte man wieder wie wichtig Marco Reus für die Borussen ist. Ohne ihn fehlt häufig der Zug zum Tor und das Tempo in den Aktionen. Dortmund wirkt dann zeitweise sehr ungefährlich und kommt im letzten Drittel nicht in die entscheidenden Räume. Mit Reus auf dem Platz hat die Offensive direkt mehr Struktur und erscheint viel griffiger. Doch auch mit ihm hat es in den letzten Wochen oft genug nicht gut geklappt. Spektakuläre Offensivleistungen, wie es sie in der Hinrunde häufiger gab, sind mittlerweile Mangelware. Das Selbstverständnis des Kollektivs ist in den letzten Wochen ein wenig abhanden gekommen. Oftmals sind es Einzelleistungen wie z.B. von Shootingstar Sancho oder eben Reus, die zu Toren führen.

Dafür hat sich die Defensive wieder deutlich stabilisiert. Der BVB ist defensiv immer noch nicht vollkommen sattelfest, aber in den letzten Partien reduzierten sich die haarsträubenden Fehler. In München darf man sich defensiv kaum Fehler leisten, wenn man Punkte holen will und Dortmund wird den Anspruch haben, dort zu gewinnen.

(PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)

Lewandowski und Gnabry sorgen für Gefahr

Ja, Robert Lewandowski (30) hat in Freiburg (zu) viele hochkarätige Chancen liegen gelassen, aber er spielt insgesamt eine sehr starke Saison. Er übernimmt deutlich mehr Verantwortung im Spiel und ist die zentrale Figur der Offensive. Der Pole spielt mannschaftsdienlicher denn je und ohne ihn wäre der FC Bayern wohl in einer deutlich ungünstigeren Lage. Gegen Heidenheim war er in 45 Minuten an drei Toren beteiligt und es scheint nicht unrealistisch zu sein, dass der Rekordmeister ohne ihn tatsächlich gegen den Zweitligisten vor eigenem Publikum ausgeschieden wäre. Die Bayern sind von ihm und seinen Leistungen derzeit stark abhängig. Lässt er wie gegen Freiburg zu viele Chancen liegen, macht sich dies sofort bemerkbar.

Einer, der momentan für große Furore sorgt und sich in einer exzellenten Form befindet ist Serge Gnabry (23). Dem deutschen Nationalspieler merkt man in den letzten Wochen immer mehr an, dass er sich mittlerweile in München eingelebt hat und liefert konstant gute Leistungen auf den Flügeln ab. Regelmäßig erzielt er Tore oder gibt Vorlagen und ist ein ständiger Unruheherd für die gegnerischen Verteidiger . Im Spiel des FC Bayerns ist er derjenige, der momentan am ehesten für überraschende Aktionen sorgt und mit hohem Tempo sowie gutem Dribbling die Verteidiger fordert. Für die Dortmunder wird es wichtig ihn irgendwie weitestgehend unter Kontrolle zu bringen.

(Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Anfällige Defensive und taktische Probleme

Was insbesondere in den letzten Spielen auffiel, ist, dass die Kovac-Elf in der Defensive nicht immer sicher steht. Wird der FC Bayern defensiv gefordert, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Mannschaft Probleme bekommt und teilweise schwimmt. Freiburg hätte in der ersten Halbzeit durchaus mehr als nur ein Tor schießen und Heidenheim gegen zehn Münchener auch noch weitere Treffer erzielen können. In Liverpool machte der FC Bayern defensiv eigentlich ein richtig gutes Spiel, aber trotzdem kamen die Engländer zu genügend Chancen. Selbst gute Leistungen sind in dieser Saison von kleineren Schwächephasen geprägt.

Unter Heynckes und Guardiola machten sich viele Gegner kaum Hoffnung auf einen Punktgewinn. Der FC Bayern wirkte personell, aber auch taktisch nahezu übermächtig. Ein Auswärtsspiel in München war eine Partie, auf die viele Fans von gegnerischen Vereinen gut hätten verzichten können. Unter Kovac ist dies definitiv nicht mehr der Fall. Der Rekordmeister wirkt schlagbar und das liegt zum Großteil am Trainer. Bayern hätte wahrscheinlich unter Guardiola auch zu zehnt Heidenheim souverän geschlagen. Vier Tore in so einem Spiel zu bekommen, ist für den Anspruch des Rekordmeisters eigentlich nicht zu tolerieren. Dazu kommt, dass die Bayern derzeit taktisch nicht flexibel genug sind. Kovac gibt momentan als Trainer kein gutes Bild ab. Funktioniert Plan A nicht, kommt zu selten ein guter Plan B. Eher wird darauf gehofft, dass die individuelle Überlegenheit für den Unterschied sorgen wird. Ein riskanter Ansatz.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Personalsorgen beim BVB

David Alaba (27) dürfte gegen den BVB wieder einsatzfähig sein. Nur hinter Manuel Neuer (33), der derzeit mit Wadenproblemen zu kämpfen hat, steht ein Fragezeichen. Deutlich angespannter ist die Situation in Dortmund. Achraf Hakimi (20) fällt mit einem Mittelfußbruch für den Rest der Saison, Alcácer und Guerreiro (25) fallen mindestens für das Spiel in München aus. Lukasz Piszczek (33) steht zum ersten Mal seit Anfang Februar im Kader und Abdou Diallo (22) ist ebenfalls noch leicht angeschlagen. Eine alles andere als angenehme Situation, aber zumindest ist Reus nach der Geburt seiner Tochter wieder im Kader der Dortmunder.

Parallelen zwischen Bayern und Dortmund

Beide Mannschaften befinden sich gerade nicht wirklich in Topform. Die letzte Woche hat gezeigt, dass der FC Bayern weiterhin viele Schwächen hat und die vergangenen Wochen mit den Kantersiegen nicht zur Normalität geworden sind. Trotzdem können sie aufgrund von individueller Qualität punktuell starke Leistungen zeigen. Darauf wird man in München auch morgen hoffen. Dem BVB ist in der Rückrunde die Spielfreude ein wenig abhanden gekommen und offensiv ist das Spiel der Dortmunder oftmals zu träge und ungenau. Doch mittlerweile kann sich die Mannschaft wieder ihr Glück erarbeiten und gibt erst dann auf, wenn wirklich der Schlusspfiff ertönt ist.

Es gibt Parallelen zwischen den beiden Teams zu beobachten: Sie sind zu sehr von einzelnen Spielern abhängig (Lewandowski und Reus), müssen momentan darauf hoffen, dass junge Spieler für das gewisse Extra in ihrem Spiel sorgen (Gnabry und Sancho) und haben trotz der individuellen Qualitäten, Probleme im Kollektiv zu funktionieren. Ob Dortmund Tabellenführer bleibt, den Vorsprung sogar ausbaut oder der FC Bayern wieder am BVB vorbeizieht, ist völlig offen. Man kann ein spannendes Spiel erwarten, weil beide Teams Schwächen haben, die man gut ausnutzen könnte.

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Damian Ozako

Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.


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