EL-Vorschau: Der Topfavorit empfängt Anderlecht zum Duell der Rekordmeister

20. April 2017 | Champions League | BY Marius Merck

Manchester United empfängt zum Rückspiel im Viertelfinale den RSC Anderlecht im Old Trafford. Das Hinspiel der beiden Teams in Belgien endete in der vergangenen Woche mit 1:1.

Im Constant Vanden Stockstadion brachte Henrikh Mkhitaryan die Engländer in der 36. Minute mit einem Abstauber in Führung. Im weiteren Spielverlauf drückte United konstant auf das Gehäuse der Gastgeber, jedoch ohne daraus Kapital schlagen zu können. Dies sollte sich kurz vor Schluss rächen: Leander Dendocker glich mit einem herrlichen Kopfball in der 86. Minute aus.

 

Manchester United: Alles andere als der Titel wäre eine Enttäuschung

Die „Red Devils“ wollen nach dem Gewinn des League Cup sowie des englischen Supercups unbedingt noch den letzten erreichbaren Titel in dieser Saison holen. Zudem qualifiziert man sich mit dem Gewinn der Europa League in der kommenden Saison für die Champions League. Auch in der Liga bestehen noch reelle Chancen auf die direkte Qualifikation: Man liegt aktuell sechs Punkte hinter dem FC Liverpool, der Erzrivale hat allerdings auch zwei Spiele mehr bestritten. Somit stehen dem englischen Rekordmeister noch zwei Möglichkeiten offen, um das (korrigierte) Saisonziel zu erreichen.

(Photo by OLI SCARFF/AFP/Getty Images)

In Betrachtung des restlichen Teilnehmerfeldes kann man United aktuell als den klaren Favoriten auf den Gewinn des Wettbewerbs sehen. Möglicherweise ist der Europa League die „leichtere Variante“: Streng genommen muss man „nur“ noch vier Spiele gegen vermeintlich schwächere Gegner gewinnen, während man in der Liga unter anderem noch auf Arsenal, Tottenham und Manchester City treffen wird. Trotz des hochklassig besetzten Kaders hat die bisherige Saison jedoch gezeigt, dass gerade die Spiele gegen die „kleineren Teams“ die größten Hindernisse darstellen. Dies liegt vor allem an der schwachen United-Offensive, welche oftmals nicht in der Lage gewesen ist, eine spielerische Überlegenheit in Resultate umzuwandeln. Neun (!) – meist torlose – Remis im heimischen Stadion in der Liga unterstreichen diese Annahme.

Auch aus diesen Gründen wird das Spiel gegen den RSC keineswegs ein Selbstläufer. Dies scheint auch José Mourinho so zu sehen: Im Topspiel gegen Chelsea schonte er überraschend mehrere Stammspieler – u. a. die personifizierte Tor-Garantie Zlatan Ibrahimovic – wohl auch im Hinblick auf das anstehende Rückspiel. Es wäre typisch für den sehr rational denkenden Portugiesen diesen vermeintlich leichteren Weg über die Europa League als die vorzugswürdige Variante für die Königsklasse 2017/2018 zu erachten.

 

(Photo by Clive Rose/Getty Images)

 

RSC Anderlecht: Nichts zu verlieren

Der belgische Rekordmeister (33 Titel) steuert in der aktuellen Runde seinem nächsten Titelgewinn entgegen. Allerdings muss der RSC dafür noch durch die Playoffs der Jupiler Pro League gewinnen, einem durchaus merkwürdig anmutenden System im Anschluss an den Ligabetrieb. Dort trifft man im nächsten Spiel auf den FC Brügge. Seit dem vergangenen Sommer werden die Belgier von René Weiler trainiert, welcher für dieses Amt seinen Posten beim 1. FC Nürnberg aufgab.

In die Europa League rutschten der belgische Spitzenverein durch das Ausscheiden in der Champions League-Qualifikation gegen den FK Rostov. In der Gruppenphase setzte man sich in einer Gruppe mit dem FSV Mainz 05, AS St-Etienne sowie FK Gabala durch. Vor allem der furiose 6:1-Heimsieg über die Rheinhessen dürfte vielen Fans der „Nullfünfer“ noch schmerzlich in Erinnerung sein. In der K.O.-Phase wurde daraufhin Zenit St. Petersburg sowie Apoel Nikosia eliminiert.

(Photo by VIRGINIE LEFOUR/AFP/Getty Images)

Topstar der Mannschaft ist der europaweit begehrte Youri Tielemans, welcher dem RSC im Sommer wohl eine stattliche Ablösesumme über 20 Millionen Euro einbringen wird. Momentan gilt der AS Monaco als großer Favorit auf einen Transfer des 20-Jährigen. Ebenso ist sein kongenialer Partner in der Zentrale und Torschütze aus dem Hinspiel Dendoncker ein integraler Bestandteil der Mannschaft. Auch dem dem 22-Jährigen besteht demnach eine große Nachfrage.

Im Sturm ist der Pole Lukasz Teodorczyk der wichtigste Mann. Der 25-Jährige traf wettbewerbsübergreifend bereits 28 Mal (u. a. 20 Tore in der Liga, fünf Treffer in der Europa League). Der von RB Leipzig ausgeliehene Massimo Bruno ist unter Weiler keine absolute Stammkraft, auch wenn er zuletzt häufiger in der Startelf stand.

Im Hinspiel waren die Belgier dem Favoriten hoffnungslos unterlegen und können von Glück sagen, überhaupt noch eine reelle Chance auf das Weiterkommen zu haben. Dafür wird man jedoch offensiver als im heimischen Stadion auftreten müssen, da aufgrund der Ausgangslage mindestens ein Treffer für das Halbfinale nötig sein wird. Ob der defensive Verbund auch unter diesen Voraussetzungen standhalten kann, ist die große Frage. Allerdings hat die bisherige Saison gezeigt, dass United gerade im eigenen Stadion zu schwächeren Auftritten als in der Fremde neigt. Hierin liegt die große Chance von Anderlecht.

 

Mögliche Aufstellungen

Manchester United: Romero – Darmian, Bailly, Rojo, Blind – Carrick, Pogba – Lingard, Mkhitaryan, Rashford – Ibrahimovic

RSC Anderlecht: Boeckx – Appiah, Mbodji, Nuytinck, Obradovic – Tielemans, Dendoncker – Bruno, Stanciu, Hanni – Teodorczyk

 

Prognose

Im Hinspiel hat sich in spielerischer Hinsicht bereits ein Klassenunterschied gezeigt. Daher ist kaum mit einer Sensation zu rechnen. Obwohl die Engländer in der laufenden Runde nicht immer im Old Trafford überzeugen konnten, wäre alles andere als ein Weiterkommen der „Red Devils“ eine faustdicke Überraschung. Der Favorit wird mehr Räume in diesem Spiel erhalten und diese auch zu nutzen wissen. 

 

 

 

 

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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