Football Leaks | „Right to Dream Academy“ – Von Misshandlungen und falschen Versprechen


Obwohl mit Minderjährigen im Fußball eigentlich kein Geld verdient werden darf, geschieht sehr häufig genau das, wie Football-Leaks-Dokumente belegen. Im Zentrum dieser Dokumente: Die ghanaische Fußballakademie „Right to Dream“.
Football Leaks: Eine Akademie in den Händen von Manchester City
Die Jagd nach Talenten im Fußball ist größer denn je. Immer früher werden sie gescoutet, Versprechungen gemacht und in Leistungszentren gelagert, in der Hoffnung, dass einer von diesen zahllosen Talenten eines Tages den Sprung zum Weltstar schafft. Eine dieser Akademien ist die „Right to Dream Academy“ in Ghana. Wie in der Dokumentation „Football Leaks – Das Geschäft mit den Kindern“ des NDR in Zusammenarbeit mit der Enthüllungsplattform Football Leaks ausgeführt wird, hält Manchester City eine Art Monopol über diese Akademie.
Immer wieder landen Talente aus der ghanaeschen Talentschmiede bei den Citizens, die diese dann entweder direkt weiter verleihen oder einfach mit großem Gewinn weiter verkaufen. Dass City hierbei ein Vergriffsrecht auf die Talente hat, ist natürlich nicht offiziell. Doch nicht nur das, auch die Umgangsweise in der Akademie scheint alles andere als kindgerecht zu sein.
Football Leaks: Gewalt in der „Right to Dream“-Akademie
Denn wie nun Mediapart berichtet, haben sich einige ehemalige Spieler von „Right to Dream“ zu der Philosophie der Akademie geäußert. Einer von ihnen ist Collins Tanor, eines der Gesichter der Talentschmiede. Im Sommer 2015 wechselte er von der Akademie in die Jugend von Manchester City. Nach etlichen Leih-Stationen ist er nun bis zum kommenden Sommer beim dänischen Erstligisten Hobro IK untergebracht. Dass er jemals bei City eine Partie in der ersten Mannschaft absolvieren wird, ist nahezu ausgeschlossen.
Tanor erzählt, wie die Akademie unter Führung von Tom Vernon ihn als „Leader“ ernannten, der auch vor Sponsoren sprechen sollte. Der Grund: Aus dem Mund eines der Talente wirken die Geschichten rund um die Schmiede deutlich authentischer. So bekam Tanor immer genaue Instruktionen, was er zu sagen hatte. Im Zentrum dieser Aussagen stand immer die Botschaft: Die Akademie hilft armen Kindern raus aus einem schlechten Leben.
Was bisher kaum jemand erfuhr: Diese armen Kinder wurden und werden in der Akademie misshandelt und teilweise sogar verprügelt. Strafen für belanglose Dinge wie den Ball im Training verlieren, mal schlecht spielen oder nach einer Niederlage mit einem anderen Spieler lachend gesehen zu werden, sorgten für Prügel oder Essensentzug. So gab es sogar einen speziell für die Prügelstrafen Beauftragten, erzählt Tanor. Mit diesen Methoden habe man versucht, die Talente zu erziehen, glaubt er.
Eine weitere Strafe sei das sogenannte „Knien“ gewesen. So seien die Spieler dazu gezwungen worden, stundenlang in der prallen Sonne zu knien, bis man ihnen erlaubte, wieder aufzustehen. Vor allem für das unerlaubte Benutzen des Handys sei dies eine häufig angewandte Bestrafung gewesen. Zudem habe man die Spieler oft mitten in der Nacht geweckt und sie dann stundenlang laufen lassen. Über die Jahre habe sich die Bestrafung von physischer Gewalt zu psychischem Druck verändert, berichtet Tanor.
Wir wurden nervös. Über die Jahre stoppten sie die gewaltvolle Bestrafung und starteten ein Punkte-System. Es wurde „die Liga des Erfolgs“ genannt. Wir bekamen Punkte für Fußballspielen, zur Schule gehen und für Verhalten. Wenn jemand nicht genug Punkte bekam, verlor dieser Privilegien, wie nach Europa für Wettbewerbe zu reisen oder in die USA. Es war eine neue Art, Druck auf uns auszuüben.
Football Leaks – Vonwegen „Right to Dream“
Collins Tanor ist dabei nicht der einzige, der von derartigen Misshandlungen bei „Right to Dream“ berichtet. Auch Kawal Sowah, derzeit von Leicester City an OH Leuven in Belgien ausgeliehen, bestätigt die Berichte. Die Bestrafungen hätten teilweise Stunden gedauert und er sei sehr oft geschlagen worden. Als Sowah seinen Eltern davon erzählte, sagten diese ihm lediglich, er solle trotzdem weitermachen, weil die Akademie gute Möglichkeiten biete.
Mit diesen Berichten stehen die beiden ehemaligen Talente der „Right to Dream“-Akademie bei weitem nicht alleine da. Spielern wie Tanor und Sowah ist der Sprung nach Europa gelungen, doch sie haben dafür auch einen extrem hohen Preis bezahlt. Von einem „Right to Dream“ kann da kaum eine Rede sein.
(Photo by Francois Nel/Getty Images)
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