Höwedes übt Kritik: „Junge Spieler werden verhätschelt“

16. Februar 2017 | News | BY Christoph Albers

Vor fast zehn Jahren feierte Benedikt Höwedes sein Bundesliga-Debüt. Damals hieß der deutsche Meister VfB Stuttgart und der 1. FC Nürnberg hatte gerade den DFB-Pokal gewonnen. Seitdem hat sich viel verändert. Nicht alles unbedingt zum Positiven, findet Benedikt Höwedes…

 

Falscher Umgang mit den Talenten

Im Interview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ übt der Schalker Kapitän nun harte Kritik am Umgang mit den jungen Spielern heutzutage. Besonders die mittlerweile exorbitanten Gehälter seien alles andere als förderlich für die Karriere der Talente.

Höwedes: „Ein 17-Jähriger sollte keine zwei Millionen Euro im Jahr verdienen. Das sind Summen, die utopisch für dieses Alter sind. Damit zurechtzukommen ist nicht einfach. Wie soll man es verarbeiten, wenn man als 17-Jähriger so viel verdient wie sein Vater in 15 Jahren?“ [Redaktionsnetzwerk Deutschland]

Zudem fehlte es an konstruktiver Kritik und Ehrlichkeit in der Ausbildung, was sich später beim Sprung in den Profibereiche durch ein überhöhtes Selbstbewusstsein äußern würde.

Höwedes: „Das Problem ist meist, dass viele junge Spieler verhätschelt werden. Es wird ihnen erzählt: ‚Du bist der Beste! Du bist der Beste!‘ Und das gleich von fünf Mannschaften, weil alle dieses eine Talent haben wollen. Wenige trauen sich, zu sagen: ‚Du machst nicht alles gut. Das hier sind deine Schwächen. Daran musst du arbeiten.‘ Die Folge ist dieses Selbstbewusstsein, das bis zu uns hochgetragen wird.“ [Redaktionsnetzwerk Deutschland]

Auch die menschliche Entwicklung bleibt seiner Meinung nach dabei auf der Strecke, gerade für das Leben nach der Karriere würden sie gar nicht mehr wirklich ausgebildet werden. Der Abstand zum „normalen“ Leben würde einfach schon zu früh zu groß werden.

Höwedes: „Irgendwann ist das Fußballerleben mal vorbei und dann musst du wieder ein normales Leben führen. Aber das kennen dann viele gar nicht mehr. Es werden einem alle Sachen abgenommen. Doch wenn man in das normale Leben zurückkommt, sind da nicht mehr fünf Leute um dich herum, die dir sagen, was zu machen ist.“ [Redaktionsnetzwerk Deutschland]

 

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

 

 

 

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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