La Liga | Das große Wintertransfer-Fazit – Teil I

4. Februar 2019 | News | BY Christoph Albers

Das Winter-Transferfenster ist für die La Liga Teams geschlossen. Nun müssen alle Mannschaften mit ihrem vorhandenen Personal in den Saisonendspurt gehen. Grund genug ein kleines Zwischenfazit zu ziehen: Wer hat den Winter gut genutzt? Wer hat die Chance versäumt? Wir gehen alle Teams für euch durch.

FC Barcelona

Zugänge: Jeison Murillo, Kevin-Prince Boateng, Jean-Clair Todibo

Abgänge: Munir El Haddadi, Denis Suarez

Der FC Barcelona war sehr umtriebig in diesem Januar-Transferfenster. Mit Jeison Murillo wurde ein gestandener Innenverteidiger geholt, um die verletzungsbedingten Ausfälle von Samuel Umtiti und Thomas Vermaelen aufzufangen. Er kommt auf Leihbasis bis zum Saisonende (1,2 Millionen Euro) vom FC Valencia und dürfte vor allem als Absicherung fungieren. Eine große Rolle wird er nicht spielen, aber das ist auch nicht der Sinn der Sache.

Auch Kevin-Prince Boateng, der bis Saisonende von Sassuolo Calcio ausgeliehen wurde (eine Million Euro Leihgebühr, inkl. Kaufoption), soll vor allem die Rolle des Backups für Luis Suarez ausfüllen. Er ersetzt Munir El Haddadi, der seinerseits für etwas mehr als eine Million Euro zum FC Sevilla gewechselt ist. Mit seiner Erfahrung und seinem Stil könnte er dennoch eine echte Bereicherung werden, vor allem wenn Suarez Pausen braucht, was angesichts der hohen Belastung durch die drei Wettbewerbe nicht unwahrscheinlich ist. Hier dürfte Barça einen guten Deal gelandet haben, auch vor dem Hintergrund, dass man für Munir, dessen Vertrag im Sommer ausgelaufen wäre, immerhin noch eine Ablöse hat einstreichen können.

Mit Denis Suarez wurde ansonsten nur ein Spieler abgegeben, der vor allem nach der Beförderung von Carlos Aleña kaum noch eine Rolle gespielt hat. Er schließt sich zunächst auf Leihbasis (inkl. Kaufoption) dem FC Arsenal an und wagt damit einen Neuanfang. Eine gute Lösung für alle Seiten.

Darüber hinaus haben die Katalanen sich vor allem schon mal für die jüngere Zukunft aufgestellt. Mit Frenkie de Jong haben sie sich ihren absoluten Wunschspieler schon mal für den Sommer gesichert und damit einen echten Coup gelandet. Außerdem wurden die Transfers von Todibo und Emerson fix gemacht.

Todibo hatte bereits zuvor für einen ablösefreien Wechsel im Sommer unterschrieben, doch nun wurde sein Transfer bereits im Winter, für eine Ablösesumme von einer Million Euro, vorgezogen. Grund dafür ist, dass er bei seinem Ex-Club Toulouse nur noch mit der Reserve trainieren durfte und Barça seine Entwicklung so gefährdet sah. Er soll nun mit der ersten Mannschaft trainieren und eventuell sogar schon ein paar Minuten sammeln, wenn es gefahrlos möglich ist. Das primäre Ziel ist aber, dass er sich eingewöhnen und anpassen kann. Im Sommer wird dann entschieden, ob er einen festen Kaderplatz einnimmt oder zunächst nochmal verliehen wird.

Ein wenig anders ist die Situation bei Emerson. Der 20-jährige Brasilianer ist ein großes Talent auf der Rechtsverteidiger-Position und wird im kommenden Sommer für 12 Millionen Euro von Atletico Mineiro zum FC Barcelona wechseln. Die Rückrunde wird er aber bereits auf Leihbasis bei Real Betis verbringen, um sich an La Liga zu gewöhnen. Im Sommer soll dann über seine Zukunft entschieden werden. Spekuliert wird, dass er dann zunächst bei Betis bleibt und Barça für die kommenden Jahre ein Zugriffsrecht erhält.

Abgesehen davon wurden die Leihgeschäfte von Paulinho und Paco Alcacer durch entsprechende Vertragsoptionen zu permanenten Wechseln. Die Katalanen erhalten dafür stattliche Ablösesummen, 42 bzw. 23 Millionen Euro.

Fazit: Der FC Barcelona kann auf eine sehr erfolgreiche Transferphase zurückblicken. Die Weichen für eine erfolgreiche Rückrunde wurden genauso gestellt, wie die für eine erfolgreiche Zukunft. Der de Jong-Coup ist dabei natürlich ein absolutes Highlight.

(Photo by LLUIS GENE/AFP/Getty Images)

Atletico Madrid

Zugänge: Alvaro Morata

Abgänge: Gelson Martins

Bei Atletico Madrid hat sich in diesem Winter nicht sonderlich viel getan, dennoch konnten die „Colchoneros“ mit der Verpflichtung von Alvaro Morata einen sehr interessanten Neuzugang an Land ziehen. Der Stürmer kommt zunächst für 18 Monate auf Leihbasis vom FC Chelsea, anschließend besitzt Atletico aber eine Kaufoption in Höhe von 56 Millionen Euro.

Morata konnte die starken ersten Monate bei den „Blues“, in denen er sehr zu überzeugen wusste, nicht bestätigen und spielte unter Neu-Trainer Sarri zuletzt kaum noch. Daher ist der Wechsel ein logischer Schritt und Atletico scheint eine gute Station für den enorm kopfballstarken Stürmer zu sein. Interessant dabei ist aber, dass er in Madrid auf seinen Vorgänger beim FC Chelsea, Diego Costa, trifft. Mit eben jenem Costa, Griezmann, Kalinic und nun auch Morata ist Atletico in der Spitze nun auch exzellent besetzt.

Für Sommer Neuzugang Gelson Martins war daher kein Platz mehr. Er verlässt Atletico bis zum Sommer auf Leihbasis und spielt nun für die AS Monaco. Angesichts des schwachen ersten halben Jahres kein Verlust.

Ansonsten stößt nur Innenverteidiger Nehuen Perez zur Mannschaft. Ihn kauft Atletico bereits im Sommer für 2,5 Millionen Euro von den Argentinos Juniors, verlieh ihn zunächst aber dahin zurück. Nun kommt er fürs Erste nach Madrid und stellt sich vor. Angesichts der vielen Verletzungen im Abwehrzentrum eine willkommene Ergänzung.

Abgesehen davon hat Wolverhampton die feste Verpflichtung von Jonny Otto bekanntgegeben, was Atletico Einnahmen von 20,5 Millionen Euro beschert.

Fazit: Atletico hat wenig gemacht und macht damit womöglich sehr viel richtig. Die Mannschaft funktioniert gut und kommt ja ohnehin primär vor allem über die Geschlossenheit, weshalb große Veränderungen ohnehin kontraproduktiv gewesen wären. Der „Tausch“ Morata gegen Martins ist dennoch eine klare Verstärkung.

(Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)

Real Madrid

Ebenfalls sehr ruhig ging es bei Real Madrid zu. Die „Königlichen“ haben mit Brahim Diaz, der für 17 Millionen Euro von Manchester City kam, nur einen Spieler verpflichtet und mit Kiko Casilla, der ablösefrei zu Leeds United wechselte, auch nur einen Spieler abgegeben.

Brahim Diaz ist allerdings keineswegs als Soforthilfe geholt worden. Vielmehr soll der Offensivmann behutsam an die erste Mannschaft herangeführt und aufgebaut werden. Solari hat ihn bisher auch nur sehr dosiert eingesetzt, was ihm offenbar ein bisschen zu wenig ist. Er soll aber definitiv ein Gesicht des Neuaufbaus, der vor allem im kommenden Sommer stattfinden soll, werden.

Ansonsten hat man es verpasst im Winter nachzulegen. Vielleicht ein Anzeichen dafür, dass man sich in dieser Saison nicht mehr allzu viel ausrechnet…

Der Abgang von Casilla, der die Nr. 3 im Tor war, wird unterdessen intern durch Luca Zidane aufgefangen. Eine Personalie, die nicht mehr als eine Randnotiz wert sein dürfte.

Fazit: Sehr unspektakulär – trotz Brahim Diaz. Es dürfte in der Rückrunde also keine große Veränderung geben. Keine gute Nachricht für Real-Fans. Allerdings nicht unvernünftig, schließlich brauchen gravierende Veränderungen Zeit und sollten auch an den führenden Personen ausgerichtet sein. Da womöglich ein neuer Trainer kommen wird, wird die Neuausrichtung auch an diesem hängen.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

FC Sevilla

Zugänge: Munir El Haddadi, Maximilian Wöber, Marko Rog

Abgänge: Luis Muriel

Der FC Sevilla spielt bisher eine wirklich gute Saison und ist drauf und dran sich wieder für die Champions League zu qualifizieren. Der Einzug in die Königsklasse ist das große Ziel und das Erreichen soll zwingend gesichert werden. Daher legten die Andalusier im Winter auch in jedem Mannschaftsteil nach: Für die Verteidigung kam Maxi Wöber von Ajax Amsterdam (zunächst auf Leihbasis bis Saisonende, anschließend wechselt er fest für 10,5 Mio. Euro), für das Mittelfeld wurde Marko Rog bis Saisonende von Napoli ausgeliehen und für den Angriff kam Munir El Haddadi für etwas mehr als eine Millionen Euro vom FC Barcelona.

Die besten Chancen auf Einsatzzeiten hat dabei Wöber. Der Innenverteidiger spielte bereits in der Liga von Anfang an und scheint eine echte Alternative für die Startelf zu sein. Mit seinen Fähigkeiten ist er eine sehr gute Wahl für eine der beiden äußeren Positionen in der Dreierkette. Er dürfte eine gute Perspektive in Sevilla haben.

Rog und Munir werden dagegen wohl zunächst mit der Joker-Rolle vorlieb nehmen müssen. Munir hat mit Andre Silva und Wissam Ben Tedder zwei harte Konkurrenten, dennoch dürfte er eine gute Alternative sein. Rog könnte unterdessen Mesa und Banega etwas entlasten.

Der Abgang von Muriel, der zuletzt kaum noch eine Rolle spielte, ist unterdessen kein Problem. Munir dürfte wahrscheinlich sogar eine Verstärkung sein, da er mit seinen Fähigkeiten besser zum Spiel von Trainer Machin passt.

Fazit: Sevilla hat sich intelligent verstärkt und könnte den Kader somit auch mittelfristig klar verbessert haben. Der Schachzug nach einer guten Hinrunde nochmal nachzulegen, um das Erreichen der Ziele zu sichern, ist zudem auch sehr lobenswert. Sevilla ist gut gerüstet für die Rückrunde und wird mit großer Sicherheit den Einzug in die Champions League schaffen.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Deportivo Alaves

Zugänge: Diego Rolan, Takashi Inui, Alex Blanco

Abgänge: Ruben Sobrino, Ibai Gomez

Deportivo Alaves ist DAS Überraschungsteam der bisherigen La Liga Saison. Vor der Saison hätte wohl niemand, nicht mal die eigenen Fans erwartet, dass die Mannschaft Anfang Februar so gut dasteht, wie sie es tut. Doch ein großartiger Trainer (Abelardo), eine tolle mannschaftliche Geschlossenheit und ein wirklich guter Lauf sorgen dafür, dass es funktioniert.

Das hat auch die Konkurrenz gemerkt und hat die erstbeste Gelegenheit ergriffen gute Spieler von Alaves wegzuholen. Ibai Gomez kehrte für eine Ablöse von vier Millionen Euro zu Athletic Bilbao zurück, während Ruben Sobrino zum FC Valencia gewechselt ist und sogar fünf Millionen Euro eingebracht hat. Damit hat man die gute Hinrunde zwar extrem vergoldet (neun Millionen Euro sind eine ganze Menge für einen Verein wie Alaves), doch sportlich tun die Abgänge extrem weh.

Mit Rolan, Inuit und Blanco wurde aber immerhin drei Spieler als Ersatz verpflichtet – jeweils auf Leihbasis. Inui (der allerdings noch beim Asien-Cup weilte und erst jetzt zur Mannschaft stößt) kommt von Betis, wo er nicht so recht zum Zug kam. Er hat bei Eibar aber bereits nachgewiesen, dass er in La Liga gut funktionieren kann. Rolan hat in seiner Zeit bei Malaga und Leganes zwar auch schon La Liga Luft schnuppern dürfen, doch wirklich funktioniert hat er dabei nicht. Blanco ist unterdessen noch eine große Unbekannte. Er kommt von der Zweiten Mannschaft des FC Valencia, wo er in der Hinrunde immerhin fünfmal traf, doch der Schritt von der dritten in die erste Liga ist womöglich etwas zu groß. Es bleiben große Zweifel zurück, ob diese drei die beiden Abgänge auffangen können.

Fazit: Alaves gehört eher zu den Verlierern der Transferperiode. Die hohen Einnahmen sind zwar ein angenehmes Trostpflaster, doch sportlich bleibt es bei einer großen Schwächung. Es ist zwar denkbar, dass sie es auch ein weiteres Mal über die Mannschaft auffangen können, aber leichter wird es damit definitiv nicht.

(Photo by Francois Nel/Getty Images)

DTeil II: http://ec2-35-159-50-186.eu-central-1.compute.amazonaws.com/la-liga-das-grosse-wintertransfer-fazit-teil-ii

Teil III: http://ec2-35-159-50-186.eu-central-1.compute.amazonaws.com/la-liga-das-grosse-wintertransfer-fazit-teil-iii/

Teil IV: http://ec2-35-159-50-186.eu-central-1.compute.amazonaws.com/la-liga-das-grosse-wintertransfer-fazit-teil-iv/

(Photo by PAU BARRENA/AFP/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


Ähnliche Artikel