Müller & Büskens: Schalker Erfolgsduo in Wien unter Druck

Andreas Müller und Mike Büskens holten 1997 mit Schalke 04 als Spieler den UEFA-Pokal. Heute leiten sie als Sportdirektor und Cheftrainer die Geschicke beim österreichischen Rekordmeister Rapid Wien. Wie lange noch, ist ungewiss.
Ein nebelig kühler Nachmittag im Westen Wiens, ein fast ausverkauftes, brandneues Stadion voller fanatischer Fans, aufgeheizte Stimmung. Derby-Ambiente, wie gemacht für einen Kämpfertypen wie Mike Büskens. Doch zu feiern hatte der frühere Schalker vergangenen Sonntag nichts. Es hätte an den vergebenen Chancen gelegen, die Abgeklärtheit und die Ruhe vor dem Tor hätten gefehlt, der Elfmeter für den Gegner sei zudem „mehr als hart“ gewesen. „Ein Nackenschlag, der zu unserer Situation passt.“
Seit Sommer ist Büskens Trainer beim österreichischen Rekordmeister Rapid Wien. Die Situation, von der er sprach sind sechs sieglose Pflichtspiele in Meisterschaft und Europa League in Folge. Eine halbe Ewigkeit beim populärsten Fußballklub unseres südlichen Nachbarlandes. Die 0:2-Heimniederlage am Sonntag gegen den Erzrivalen Austria schmerzt daher gleich mehrfach, zumal es sich um die Derby-Premiere in Rapids brandneuem Stadion handelte. Der Sieg im Pokal-Achtelfinale am Mittwoch gegen den Zweitligisten Blau-Weiß Linz ändert nichts an der angespannten Situation in Wiens 14. Bezirk.
Schalker Connection in Wien
Nach Wien geholt wurde Mike Büskens im Juni von seinem alten Schalker Freund Andreas Müller. Gemeinsam hatten sie als Spieler 1997 den UEFA-Pokal für Königsblau gegen Inter Mailand gewonnen und beide blieben auch danach in verschiedenen Funktionen mit dem Verein verbunden. Während Büskens zuletzt bei Greuther Fürth als Trainer und später als Berater für Schalke tätig war, ist Müller seit 1. Januar 2014 Sportdirektor bei Rapid Wien. Dennoch kam Büskens‘ Bestellung zum Cheftrainer der Grün-Weißen aus dem westlichen Stadtbezirk Penzing vor knapp fünf Monaten sogar für Klubinsider überraschend.
Unter Vorgänger Zoran Barišić war Rapid zuletzt dreimal in Folge Vizemeister geworden und hatte sich das Image einer Mannschaft, die für technisch anspruchsvollen Fußball mit gepflegtem Kurzpassspiel steht, erarbeitet. Zu viele Niederlagen gegen die vermeintlich Kleinen der Liga und sein kumpelhafter Umgang mit den Spielern wurden Barišić allerdings zum Verhängnis. „Der Klub, nicht nur ich, hat das Vertrauen verloren, dass Zoki (Barišić‘ Spitzname, Anm.) die Mannschaft dorthin führt, wo wir gerne stehen wollen“, erklärte Müller damals den Rauswurf des Wieners.
Rapid Wien zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Zu Beginn der neuen Saison, und bereits mit Büskens im Amt, formulierte der Sportchef das Ziel für das kommende Jahr: „Wir wollen Meister werden. Das muss unser Anspruch sein!“ Worte, die beim österreichischen Rekordchampion in dieser Klarheit lange nicht mehr ausgesprochen worden waren. Über Jahre hinweg übte man sich angesichts der finanziellen Übermacht von RB Salzburg in Understatement, das Erreichen der internationalen Wettbewerbe wurde stets als wichtigstes Vorhaben im Westen Wiens ausgegeben. Doch für die Fans ist dies längst nicht mehr genug, sie lechzten nach dem ersten Meisterteller seit 2008. Genauer betrachtet lässt sich erkennen, dass der aus einer erfolgreichen Vergangenheit hervorgehende Anspruch und die reale Ausbeute bei Rapid seit Langem auseinanderklaffen. Von den 32 nationalen Meistertitel, die der Verein in seiner knapp 118-jährigen Geschichte errungen hat, gewann er nur zwei innerhalb der vergangenen beiden Jahrzehnte.
Büskens und die schwierige „Mission 33“
Mit dem Schwung des im Juli neu eröffneten, topmodernen Allianz-Stadions, dem teuersten Kader der Vereinsgeschichte und nicht zuletzt mit Neo-Trainer Büskens sollte die Durststrecke in dieser Spielzeit ihr Ende finden. Der Auftakt verlief dann auch nach Maß: Zur aufwendig inszenierten Premiere in der neuen Arena wurde der FC Chelsea – immerhin mit Spielern wie John Terry, Diego Costa, Willian, Nemanja Matić oder Branislav Ivanović angetreten – in einem Testspiel mit 2:0 besiegt, in die Bundesliga startete man mit einem überzeugenden 5:0 zu Hause gegen den oberösterreichischen Provinzklub SV Ried.
Doch die von der Klubführung erwartete Entwicklung hin zu mehr Konstanz im Vergleich zur Barišić-Ära ist bisher ausgeblieben. Im Gegenteil: Nach dem ersten Drittel der Meisterschaft liegt Rapid fern der internationalen Startplätze auf Rang fünf der Tabelle, der Punktedurchschnitt pro Spiel ist von 1,80 unter Barišić auf aktuell 1,42 mit Büskens gesunken. Sportchef Müller bemüht sich, die Trainerdiskussion abzublocken, beim harten Kern der Fans im Allianz-Stadion steht ohnehin er selbst im Fadenkreuz. „Ich halte es aus, jetzt der Sündenbock zu sein. Hauptsache, die Fans stehen weiter so zur Mannschaft“, so seine Reaktion auf die „Müller raus!“-Rufe nach dem Derby.
Auch Rapids bester Spieler in der noch jungen Saison, der 21-jährige Louis Schaub, sieht eher die Mannschaft in der Pflicht: „Dass jetzt über den Trainer geredet wird, ist im Fußball normal, aber wir Spieler müssen uns selbst an der Nase nehmen und das Tor treffen“, sagte der Sohn des 2003 bei einem Autounfall bei Fulda verstorbenen Ex-Frankfurters Fred Schaub.
Rapid-Ikone Krankl: „Wenn der Erfolg ausbleibt, sind beide erledigt“
Dass die Entlassung des vor allem bei den Spielern beliebten Barišić sowie die Besetzung seines Kumpels Büskens‘ auf dessen Posten für Müller ein Spiel mit riskantem Blatt darstellte, war von Anfang an klar. „Wenn der sportliche Erfolg ausbleibt, sind beide erledigt. Aus seiner Sicht ist das eine sehr mutige Entscheidung. Wenn das schiefgeht, dann sehen wir uns nicht mehr lange“, analysierte Ex-Goleador und Rapid-Ikone Hans Krankl bereits vor zweieinhalb Monaten.
In diesen Wochen stehen für Büskens in jedem Spiel mehr als nur drei Punkte auf dem Programm. Am Samstag will man in der Meisterschaft beim Nachzügler Admira südlich von Wien den zweiten Auswärtssieg beim siebten Antreten in der Fremde einfahren, kommenden Donnerstag geht es bei Sassuolo darum, die Chance auf das Überwintern in der Europa League aufrecht zu halten. Und nach dem Heimspiel gegen den Wolfsberger AC gilt es in der Länderspielpause, an den richtigen Schrauben zu drehen, um die Krise hinter sich zu lassen – sollten Müller und Büskens zu diesen Zeitpunkt noch die sportlichen Geschicke in Wien leiten.
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