4 Tore in 14 Minuten & Nübel-Patzer! RB Leipzig filetiert Stuttgart nach Pausenrückstand

25. August 2023 | Bundesliga | BY Michael Bojkov

Lange sah es danach aus, als könnte der VfB Stuttgart nach dem Traumstart gegen Bochum auch aus Leipzig Punkte entführen. Doch ein Patzer von Alexander Nübel und daraufhin entfesselte Bullen egalisierten die Pausenführung der Schwaben. Am Ende stand ein klares 5:1 für RB Leipzig auf der Anzeigetafel.

RB Leipzig fehlt der Schlüssel – Guirassy bringt Stuttgart in Front

Schon in den ersten Minuten war gut sichtbar, was das Mittel der Wahl aufseiten der Gastgeber sein sollte: Auch im ersten Heimspiel der Saison presste RB Leipzig extrem hoch, lief die Gäste aus Stuttgart teils schon in der ersten Aufbauphase an. Das eine solche Herangehensweise Gefahren birgt, wurde erstmals in Minute sechs deutlich, als sich die Schwaben gut aus dem Schwitzkasten der Bullen befreien konnten und über Chris Führich zur ersten guten Torchance kamen. Janis Blaswich parierte, im Nachschuss vergab Serhou Guirassy kläglich. Im eigenen Ballbesitz sollte es bei den Hausherren schnell und vertikal gehen, auch lange Bälle waren ein Mittel. Noch aber wurde die neu formierte Stuttgarter Defensive, die künftig auf ihre Stützpfeiler Konstantinos Mavropanos und Wataru Endo verzichten muss, nicht vor Probleme gestellt.



Bis zur ersten Leipziger Torchance brauchte es fast eine halbe Stunde: Gegen extrem kompakt verteidigende Stuttgarter war es Neuzugang Lois Openda, der aus der Distanz knapp verfehlte (28.). Nach guter Kombination versuchte sich auch Xaver Schlager aus der Distanz (33.), Xavi Simons legte nach einem Aufbaufehler der Gäste nach – zu unpräzise (34.). Allmählich erhöhte sich die Schlagzahl: Auf der anderen Seite bediente Führich Guirassy, der per Kopf knapp drüber zielte (35.). Doch nur wenige Sekunden später besorgte der Stuttgarter Stürmer die Führung. Ausgangspunkt war ein schlimmer Fehlpass von David Raum, Atakan Karazor schaltete im Zentrum schnell und bediente Guirassy, der im Strafraum Mohamed Simakan mit einem Haken stehen ließ und zum 1:0 einschob (35.). Blaswich war am schwach platzierten Schuss zwar noch dran, konnte den Einschlag aber nicht verhindern.

Natürlich war Leipzig um eine schnelle Antwort bemüht, doch gegen nach wie vor bestens organisierte Stuttgarter war kaum ein Durchkommen – und wenn Platz da war, fehlte die Präzision. Einmal tankte sich Dani Olmo durch, doch kaum hatte der Spanier ein kurzes Schussfenster, standen ihm auch schon zwei Gegner auf den Füßen (42.). Die größte Leipziger Chance gehörte Openda, der stark von Benjamin Henrichs in Szene gesetzt wurde, aber im herauseilenden Alexander Nübel seinen Meister fand (45.+3). Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff kam es zum Aufreger im Stuttgarter Strafraum, als Guirassy Willi Orban im Fallen von den Beinen holte. Weil der VfB-Stürmer zuvor aber von Youssouf Poulsen geschoben wurde, entschied Schiedsrichter Frank Willenborg nicht auf Elfmeter (45.+6). So ging Stuttgart mit einer knappen, aber keinesfalls unverdienten Führung in die Pause.

RB Leipzig gegen VfB Stuttgart

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Aktuelle News und Storys rund um die Bundesliga

Nübels Horrorstart bringt RB Leipzig in die Show

Durchgang zwei startete fast mit dem postwendenden Ausgleich für RB Leipzig, doch nach Freistoßflanke Raum entschärfte Nübel einen Orban-Kopfball per Weltklasse-Reflex (47.). Dann: wieder Diskussionen – und Willenborg lief zum Monitor. Bei seinem Kopfball war Orban im Gesicht getroffen worden, doch der Elfmeterpfiff blieb erneut aus. Es musste ein Patzer für den Ausgleich her: Einen schwachen Rückpass von Dan-Axel Zagadou wollte Nübel wegschlagen und traf Henrichs, von dessen Bein der Ball ins Tor prallte (61.). Für Nübel kam es jetzt doppelt bitter: Nur zwei Minuten später ließ die Bayern-Leihgabe eine eigentlich harmlose Hereingabe fahrlässig durch die Finger gleiten, Openda stand goldrichtig und schob zum 2:1 ein (53.). Glück für Nübel und die Schwaben: Bei der Hereingabe stand Openda im Abseits, der Treffer wurde zurückgenommen.

Doch RB Leipzig hatte jetzt Oberwasser, blieb dran. Simons bediente Olmo, der sich die Kugel in einer Bewegung auf engstem Raum perfekt zurechtlegte und trocken rechts unten verwandelte (63.) – Spiel gedreht! Wiederum drei Minuten später servierte Raum perfekt an den zweiten Pfosten zu Openda, der aus kürzester Distanz zum 3:1 einnickte (66.). Jetzt wurde es bitter für den VfB: Ein Distanzschuss von Kevin Kampl wurde unhaltbar von Genki Haraguchi zum 4:1 abgefälscht (74.). In Halbzeit eins noch ruhig und souverän, schafften es die Schwaben jetzt kaum noch, sich aus dem Pressing der Gastgeber zu befreien. Und allmählich schwanden auch die physischen und offensichtlich auch die psychischen Kräfte. Mit einem einfachen Ball hebelte Openda die komplette VfB-Abwehr aus, Simons marschierte allein auf Nübel zu, scheiterte im ersten Versuch, bekam aber nur Geleitschutz und konnte so im Nachschuss das 5:1 markieren (76.).

Die einzige gute Nachricht in Halbzeit zwei für die Gäste war, dass es RB Leipzig mit der komfortablen Führung in der Schlussphase ruhiger anging und Marco Rose mit fünf Wechseln den Rhythmus etwas brach. In der Nachspielzeit konnte sich Nübel nochmal gegen Benjamin Sesko auszeichnen, auf der anderen Seite parierte Blaswich gegen Jamie Leweling (90.+4). Am Ende blieb es beim 5:1. Für den VfB angesichts einer starken ersten Halbzeit ein bitteres Resultat, das sicherlich auch in der Höhe so nicht hätte sein müssen. Derweil hatte RB Leipzig nach der Niederlage in Leverkusen und dem Halbzeitrückstand die richtige Antwort parat.

RB Leipzig – VfB Stuttgart 5:1 (0:1)

RB Leipzig: Blaswich – Henrichs, Simakan (85. Klostermann), Orban, Raum – Schlager, Kampl – Olmo (85. Baumgartner), Simons (80. Werner) – Poulsen (80. Sesko), Openda (79. Forsberg)

VfB Stuttgart: Nübel – Stenzel (70. Massimo), Anton, Zagadou, Ito – Egloff (70. Haraguchi), Karazor –  Silas (58. Sosa), Führich (90.+1 Mittelstädt), Jeong (90.+1 Leweling) – Guirassy 

Tore: 0:1 Serhou Guirassy (35.), 1:1 Benjamin Henrichs (51.), 2:1 Dani Olmo (63.), 3:1 Lois Openda (66.), 4:1 Kevin Kampl (74.), 5:1 Xavi Simons (76.)

Schiedsrichter: Frank Willenborg

(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Michael Bojkov

Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 im Team. Hat unter anderem das Champions-League-Finale 2024 und die darauffolgende Europameisterschaft vor Ort für 90PLUS begleitet.


Ähnliche Artikel