So gut war..: Lucas Barrios – Dortmunds Panther

1. April 2020 | News | BY Damian Ozako

Lucas Barrios hat sich 2009 Borussia Dortmund angeschlossen und erlebte dort eine Zeit geprägt von vielen Höhen, aber auch so manchen Tiefen. Der Mittelstürmer, der auch „La Pantera“ genannt wurde, hinterließ beim BVB einen bleibenden Eindruck. 

Lucas Barrios: Durchbruch in Chile

Lucas Ramon Barrios Caceres, so sein vollständiger Name, wurde am 13. November 1984 im argentinischen San Fernando geboren. In seiner Jugend spielte er, wie einst Diego Maradona, für die Argentinos Juniors. Seine Karriere nahm allerdings schon recht früh in Chile ihren weiteren Verlauf. Nachdem er in der zweiten chilenischen Liga erste Erfahrungen im Profibereich sammelte, wurde mit dem CD Cobreloa ein Erstligist auf Barrios aufmerksam. Er bewies, dass er auf diesem Niveau bestehen konnte und netzte für den Klub regelmäßig ein. Seitdem hatten ihn mehrere Vereine auf dem Zettel. Barrios wagte den Schritt nach Mexiko, kam dort jedoch nicht so gut zurecht und verließ Atlas Guadalajara nach nur einer Saison. Ihn zog es wieder nach Chile. Rekordmeister CSD Colo-Colo verpflichtete ihn. Ein Wechsel, der sich bezahlt machen sollte. 

Im Kalenderjahr 2008 erzielte er 37 Tore in 38 Spielen und medial wurde ihm der Titel des Welttorjägers zugeschrieben, den er allerdings nicht gewann. Trotzdem blieben seine Leistungen nicht unentdeckt und Borussia Dortmund scoutete den Stürmer mehrfach vor Ort. Letztendlich entschied sich der BVB im Sommer 2009 für eine Verpflichtung und überwies rund 4,2 Mio. Euro an die Chilenen. 

(MAURICIO LIMA/AFP via Getty Images)

Durchwachsener Start für Lucas Barrios

Der BVB hatte in der vorherigen Saison eine Art Neustart erlebt. Jürgen Klopp kam aus Mainz und hat dem Verein neues Leben eingehaucht. Dortmund verpasste das internationale Geschäft nur denkbar knapp und landete am Ende der Saison auf dem 6. Platz. Ein Ergebnis, das man in der neuen Spielzeit toppen wollte. Doch mit Alexander Frei verließ der Toptorschütze der Borussen (14 Ligatore) den Verein. Die restlichen Stürmer (u.a. Mohamed Zidan und Nelson Valdez) waren zwar stets bemüht, aber vor dem gegnerischen Tor schlichtweg zu ungefährlich. Die Hoffnungen ruhten also auf Lucas Barrios. Er sollte die Lücke füllen, die Frei mit seinem Abgang hinterließ. 

Es fing gut an: In seinem ersten Pflichtspiel traf er mit der ersten Chance zum 1:0 im DFB-Pokal gegen die SpVgg Weiden. Barrios ließ danach zwar einige Chancen liegen, aber fiel mit Spielwitz auf und war maßgeblich am zweiten Treffer beteiligt, den er mit einem schönen Hackentrick einleitete. Leider war es aus seiner und Dortmunds Sicht für längere Zeit der letzte Auftritt, bei dem Barrios treffen konnte. Er verlor nach dem dritten Spieltag seinen Platz in der ersten Elf an Zidan, der fortan mit Valdez eine Doppelspitze bildete. 

Barrios beim BVB: Knoten geplatzt

Der Neuzugang aus Chile wurde zum Joker von Jürgen Klopp, aber auch in dieser Rolle blieben ihm Erfolgserlebnisse verwehrt. Dann kam die zweite Runde im DFB-Pokal. Für den BVB ging es nach Karlsruhe und Barrios durfte mal wieder von Anfang an spielen. Er zahlte das Vertrauen von Jürgen Klopp mit einem Doppelpack zurück und katapultierte sich so zurück in die Startelf der Borussen. Am achten Spieltag war es dann endlich soweit und der Stürmer erzielte in Mönchengladbach sein erstes Bundesligator. Man sah ihm beim Jubel förmlich an, wie der gesamte Druck der letzten Wochen von ihm abfiel. 

Er war damit vollständig in Dortmund angekommen und sein Potenzial rief er ab diesem Zeitpunkt konstant ab. Für den BVB war dies sehr wichtig, da der Saisonstart nicht optimal verlief. Langsam aber sicher tastete sich der BVB immer mehr an die internationalen Plätze heran. Maßgeblich daran beteiligt war Lucas Barrios, der in Mönchengladbach eine Serie von fünf Spielen mit jeweils einem erzielten Treffer startete. 

Am Ende der Saison hatte er allein in der Bundesliga 19 Tore und fünf Vorlagen auf dem Konto. Die Klopp-Elf beendete die Spielzeit 09/10 auf dem fünften Tabbellenrang und sein Verdienst am Einzug in die Gruppenphase des UEFA-Cups war riesig. 

WM 2010: Ein Traum geht in Erfüllung

Die WM 2010 in Südafrika war für Lucas Barrios eigentlich lange kein Thema. Diego Maradona hatte keine Verwendung für den Stürmer, aber in Paraguay verfolgten die Verantwortlichen der Nationalmannschaft seine Karriere ganz genau. Er entschied sich für das Geburtsland seiner Mutter und traf in den drei Freundschaftsspielen vor der WM, sodass er auch für das finale Aufgebot der Südamerikaner nominiert wurde. Dort kam er regelmäßig zum Einsatz, aber traf nicht. Der Einzug ins Viertelfinale, das gegen den späteren Weltmeister Spanien verloren ging, war dennoch ein voller Erfolg für Paraguay und auch Lucas Barrios. 

(Photo by Clive Rose/Getty Images)

Mit viel Selbstvertrauen ging es nach dem Turnier wieder nach Dortmund und er sollte da anknüpfen, wo er zuletzt in der Bundesliga aufgehört hat. Am Ende der zweiten Saison in Deutschland konnte er 16 Tore erzielen und sechs weitere Treffer auflegen. Der einzige Unterschied war, dass er diesmal von Anfang an mit dem Selbstverständnis eines Spitzenspielers agierte. Barrios war nicht mehr aus der Startelf wegzudenken. 

Barrios und Klopps BVB: Die perfekte Ergänzung

Befand sich die Nummer 18 des BVB in Topform, war es ein großes Vergnügen ihm bei der Arbeit zuschauen zu können. Seine Ballbehandlung war sehr elegant für einen Mittelstürmer. Wurde er mit dem Rücken zum gegnerischen Tor angespielt, schirmte er den Ball mit seinem Körper oft geschickt ab und hatte stets das Auge für seine nachrückenden Mitspieler. Im Strafraum stand er fast immer richtig und bewies, dass er den natürlichen Instinkt eines Torjägers besaß. Logischerweise ließ er hier und da paar Großchancen liegen, aber es verunsicherte ihn nicht sonderlich. Barrios blieb dran und lauerte auf seine nächste Gelegenheit. Was außerdem für die Verteidiger unangenehm war: Sein dynamischer Antritt. Der schnellste Stürmer war Barrios nicht unbedingt, aber auf den ersten Metern war „La Pantera“ derart explosiv, dass er sich so oftmals den nötigen Freiraum verschaffte, um auf Torejagd gehen zu können. 

Wie er die Bälle mit seinem Außenrist an den Keepern reihenweise vorbei legte, war eine Augenweide. Natürlich gehörte hier und da auch ein wenig Zauber zu seinem Spiel, aber allzu verspielt, wie viele andere südamerikanischen Offensivspieler, war er nicht. Er war insgesamt ein ziemlich kompletter Stürmer in Topform. Sein Kopfballspiel war ebenfalls nicht zu verachten. Und was bei den Fans im Ruhrpott besonders gut ankam: Barrios kämpfte stets bis zum Umfallen und warf sich in jeden Zweikampf. Wie viele Bälle er ins Tor stocherte und wie oft er Treffer mit großem körperlichen Aufwand erzwang, war bemerkenswert.

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Der Mittelstürmer hatte eine gesunde raue Art, ohne durch Unsportlichkeiten aufzufallen. Sein Kämpferherz passte perfekt zum BVB und Klopp schätzte ihn offensichtlich für seine mannschaftsdienlichen Bemühungen. Barrios war die perfekte Mischung aus Künstler und Malocher. Er passte zum BVB dieser Tage wie die Faust aufs Auge. Die Meisterschaft 2010/11 war die Krönung dieser Beziehung. Barrios als Vollstrecker einer jungen und hungrigen Mannschaft – nicht nur deshalb wird man ihn in Dortmund nicht vergessen. 

Verletzung und Lewandowski stoppten Barrios

Dass diese Zusammenarbeit nicht noch länger funktionierte hatte primär zwei Gründe. 2011 stürmte Barrios mit Paraguay ins Finale der Copa America. Dort erlitt er nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung einen Muskelbündelriss. So verpasste er den Saisonstart und fehlte den Borussen noch wochenlang. In seiner Abwesenheit präsentierte sich der junge Robert Lewandowski stark und eroberte den Stammplatz als einzige Sturmspitze im 4-2-3-1 der Dortmunder. In der vorherigen Saison kam er an Barrios nicht vorbei und wurde ins offensive Mittelfeld oder auf die Bank verdrängt. Nun glänzte der Pole und der noch vor wenigen Monaten gefeierte Held konnte den Weg des BVB zum Double 2012 zumeist nur von außen betrachten, anstatt aktiv mitzuwirken. 

(Photo by Friedemann Vogel/Bongarts/Getty Images)

Es gab viele Gerüchte rund um einen möglichen Abgang im Winter, aber Barrios blieb doch noch. Im Pokal gelang ihm im Viertelfinale gegen Kiel Anfang Februar sein erster Treffer der Saison. In der Bundesliga war er erst am 20. Spieltag in Nürnberg erfolgreich. Die Zeichen standen weiterhin deutlich auf Abschied. An Lewandowski gab es kein Vorbeikommen mehr. Am vorletzten Spieltag durfte Barrios in Kaiserslautern noch einmal über 90 Minuten ran und erzielte einen Dreierpack. Es sollten seine letzten Tore im Trikot des BVB sein. So richtig auf die Erfolgsspur geriet er nicht mehr. Stationen in China, Frankreich, Russland, Brasilien, Chile und Argentinien, wo er gerade seine letzten Jahre im Profifußball genießt, folgten. An seine Dortmunder Form konnte er nirgendwo mehr anknüpfen. 

Barrios und der BVB: Es bleiben schöne Erinnerungen

Lucas Barrios hatte keine herausragende Karriere und außerhalb Dortmunds wird er wohl kaum langfristig in Erinnerung geblieben sein. Aber beim BVB hat er dafür eine umso intensivere Zeit erlebt. Barrios hat den Fans von Dortmund extrem viele schöne Momente bescheren können, die sich ins Gedächtnis einbrannten: Sein Tor zum 1:0 gegen Freiburg vor der Süd am 100. Geburtstag des Ballspielvereins, der Dreierpack in Nürnberg, der Dortmund nach Europa brachte, Barrios’ Auftritt beim verrückten 4:3-Erfolg in Lviv (zwei Vorlagen, ein Tor und ein herausgeholter Elfmeter), die Führungstreffer in den Duellen gegen den FC Bayern in der Saison 2010/11, das 1:0 gegen Nürnberg, das die Tür zur Deutschen Meisterschaft öffnete und noch so vieles anderes.

In dieser Zeit war er ein extrem guter Stürmer. In Topform konnte er jedem Gegner schaden. Leider konnte er sie nicht allzu lange halten. Doch man kann ohne Zweifel behaupten, dass er in Dortmund eine der erfolgreichsten Phasen der Vereinshistorie mitgeprägt hat. Dort wird „La Pantera“ nicht vergessen.

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Damian Ozako

(Photo by Joern Pollex/Bongarts/Getty Images)

Damian Ozako

Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.


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