Verrückte Klauseln, Einschränkungen bei Transfers: Klubs, Spieler und Berater bereiten sich auf Brexit vor

4. Oktober 2019 | Champions League | BY Manuel Behlert

News | Der Brexit wirft seine Schatten bereits voraus und wird auch Auswirkungen auf den Profifußball haben. Laut einem umfassenden Bericht von „The Athletic“ bereiten sich auch die Profiklubs in Großbritannien auf den Austritt aus der EU vor, einige Einschränkungen sind zu erwarten.

Von Klauseln und Problemen bei Verpflichtungen

Ein Sportdirektor eines englischen Topklubs erklärte jüngst, dass ein Spielerberater in Verhandlungen eine so genannte „Jeremy-Corbyn-Klausel“ forderte. Corbyn, der Parteichef  der Labour-Partei, kündigt an, dass die Steuern für die Topverdiener des Landes erhöht werden, was natürlich auch den Fußball betrifft. 

Gegenüber „The Athletic“ teilte der angesprochene Sportdirektor mit: „Der Vorschlag des Beraters war einfach. Er wollte sichergehen, dass sein Klient unabhängig der politischen Geschehnisse immer mit dem gleichen Nettogehalt auf seinem Gehaltsscheck bezahlt wird. Dies hätte unter Umständen eine Klausel im Vertrag bedeutet, die vorschreibt, dass wir das Gehalt entsprechend erhöhen.“ 

Andere Vereine erlebten ähnliche Verhandlungen, die Spieler und Berater verlangen teilweise  auch in Euro bezahlt zu werden, um sich vor einem fallenden Pfund zu schützen. Und das nicht zu Unrecht, denn seit dem Brexit-Referendum ist der Pfund um rund 13 % gesunken. 

Die Klubs diskutieren zurzeit überdies, wie in Anbetracht der zu erwartenden Brexit-Auswirkungen der Erfolg der Premier League weiterhin sichergestellt werden kann. Innerhalb des letzten Jahres sollen einige führende Funktionäre englischer Klubs und einige Sportdirektoren eine juristisch „Notfallausbildung“ absolviert haben, um sich mit allen Szenarien vertraut zu machen. 

Ein Problem für die englischen Klubs würde die Regelung zur Verpflichtung von Spielern unter 18 Jahren darstellen. Artikel 19 der FIFA  schreibt vor, dass die Vereine keine Spieler unter 18 Jahren aus dem Ausland rekrutieren dürfen, mit Ausnahme von Spielern, die innerhalb der EU wechseln. 

Zwar existieren Schlupflöcher, so gibt es beispielsweise Besitzer von Klubs, die auch Vereine in Belgien besitzen oder im Falle von Manchester City „Ausbildungsklubs“, die derzeit bereits von Leihen profitieren. Allerdings könnte auch die „Jagd“ ausländischer Klubs auf junge englische Talente begrenzt werden, denn einige Ligen sehen eine Begrenzung der im Kader erlaubten Nicht-EU-Ausländer vor. 

Selbst die Fans könnten mit Einschränkungen rechnen, insbesondere bei Europapokalreisen in das Ausland. Denn die Reisepässe müssen, statt drei Monate wie bisher, nach dem Brexit für sechs Monate lang gültig sein. Einige Dinge müssen in naher und mittelfristiger Zukunft also geregelt werden. Von den Spielern, den Beratern, den Vereinen und sogar den Fans.

 (Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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