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Auf den Spuren des Vaters: Justin Kluivert im Porträt

27. November 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Patrick Kluivert war in seiner Zeit als aktiver Fußballer extrem erfolgreich. Er spielte für Ajax Amsterdam, den AC Mailand, den FC Barcelona, Newcastle United, den FC Valencia, PSV Eindhoven und OSC Lille, absolvierte 79 Länderspiele für die niederländische Nationalmannschaft und gewann die Champions League, den Weltpokal und wurde niederländischer und spanischer Meister. Zurzeit ist er Sportdirektor bei Paris Saint-Germain.

Doch seit geraumer Zeit steht vor allem Kluiverts Sohn Justin im Fokus, feierte in der vergangenen Saison sein Debüt unter Peter Bosz und kam bereits auf 20 Pflichtspiele in seinem ersten Profijahr. Zuletzt hat der 18-jährige noch einen Schritt nach vorne gemacht.

Unbekümmerter Tempodribbler

Seit 2007 spielt Justin Kluivert bei Ajax Amsterdam, hat also nahezu alle Nachwuchsmannschaften in einer der besten Jugendakademien der Welt durchlaufen. Gerade in der Eredivisie erhalten junge Spieler regelmäßig die Chance sich zu beweisen und werden ins eiskalte Wasser geworfen. Am 15. Januar 2017 absolvierte Kluivert sein erstes Spiel gegen Zwolle, als er 51 Minuten spielte. Sein erstes Ligator erzielte er im März gegen Excelsior, gegen die Go Ahead Eagles legte Kluivert im Mai noch einen Ligatreffer drauf. Zudem spielte er das Endspiel in der Europa League, sammelte hier schon früh internationale Erfahrungen.

(Photo by ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images)

Die Unbekümmertheit beeindruckte Bosz bereits in der Rückrunde der vergangenen Saison – und zeichnet den Spieler weiterhin aus. Kluivert ist ein Spieler, der sehr viel Tempo mitbringt, gerne auch aus der Tiefe des Spiels heraus mit seiner Antrittsschnelligkeit für Furore sorgt. Der U21-Nationalspieler verfügt über eine gute Technik und entwickelt sich stetig, kann auf beiden Außenbahnen eingesetzt werden und steht mit Ajax nach 13 Spieltagen auf Platz 2 in der Tabelle.

In den neuerlichen Fokus geriet der 18-jährige durch seinen Dreierpack am vergangenen Wochenende gegen Roda Kerkrade. Dem ersten Treffer ging ein Doppelpass hervor, Kluivert dribbelte in den Strafraum und schloss mit rechts klug ins lange Eck ab. Beim 2. Tor trug er den Ball aus dem linken Mittelfeld nach vorne, zog nach innen und zog mit rechts aus gut 25 Metern platziert und unhaltbar ins lange Eck ab. Auch sein 3. Tor erzielte er mit dem rechten Fuß. 2 Übersteiger, Tempo aufnehmen und ein platzierter Schuss in die Ecke. Der Dreierpack war perfekt.

Zeitnaher Wechsel: Der Berater-Faktor

Doch nicht nur aufgrund der Tatsache, dass Justin der Sohn von Patrick Kluivert ist und nicht erst seit diesem Dreierpack ist der 18-jährige ein Spieler, der von zahlreichen Klubs in Europa beobachtet wird. Einerseits muss man auf dem Talentmarkt immer schneller sein, um die besten Nachwuchsspieler frühzeitig an sich zu binden, da viele Klubs herausragend vernetzt sind und über ein gutes Scouting verfügen, andererseits gibt der Markt an Top-Flügelspielern, die noch nicht bei eben jenen Topklubs unter Vertrag stehen nicht besonders viel her.

Ein entscheidender Faktor könnte aber der Berater von Justin Kluivert sein: Mino Raiola. Jeder kennt Raiola, der einige herausragende Spieler unter seinen Fittichen hat, darunter Paul Pogba, Romelu Lukaku, Marco Verratti, Gianluigi Donnarumma und Henrikh Mkhitaryan. Raiola gilt als knallharter Verhandlungspartner, der für sich und seinen Klienten mitunter aberwitzige Summen heraushandeln kann. Er weiß ganz genau, wann er seinen Spieler ins Gespräch bringen muss und in der Tat stehen in Kürze Verhandlungen an. Denn der Vertrag von Kluivert läuft nur noch bis 2019, Ajax will langfristig verlängern. Gut denkbar, dass Raiola eine Ausstiegsklausel zur Bedingung macht oder Kluivert tatsächlich schon 2018 wechseln wird.

Nicht zu früh hochjubeln – viel zu lernen!

Wie bei vielen anderen jungen Spielern gilt auch bei Justin Kluivert die Devise, dass man ihn nicht zu früh in Sphären heben sollte, die dafür verantwortlich sind, dass zu viel Druck auf dem Spieler lastet. Aber mit einem Vater im Hintergrund, der die Mechanismen des Profifußballs kennt und einem Berater, der trotz seines Rufes durchaus in der Lage ist, junge Spieler klug abzuschirmen, scheint die Basis zumindest zu stimmen. Kluivert bringt viel mit, muss aber auch noch viel lernen. Die Umgebung bei Ajax ist zumindest zurzeit genau die richtige, denn in der Eredivisie kann er an seiner Konstanz arbeiten, spielt in einer offensiv ausgerichteten Mannschaft und hat zumindest einen Platz im Kader immer sicher.

(Photo by Andy Astfalck/Getty Images)

In den kommenden Jahren ist es dann auch der Anspruch des Spielers, dass der nächste Schritt gemacht wird. Ein Wechsel zu einem Topklub scheint in den kommenden Jahren unausweichlich zu sein, sofern der Spieler nicht komplett stagniert oder ihm keine schwere Verletzung widerfährt. Interessant wird zu sehen sein, ob Kluivert zunächst einen Zwischenschritt geht oder ob er sofort den Wechsel zu einem Spitzenklub riskiert. Hier muss natürlich auch der FC Bayern seine Augen offen haben, aber auch PSG aufgrund des Postens des Vaters, Manchester United, weil dort viele Raiola-Klienten unter Vertrag stehen oder andere, finanzstarke Klubs sind mögliche Ziele. Beobachten wird den talentierten Flügelspieler wahrscheinlich fast jeder.

 

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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