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Begehrt bei Topklubs – PSV-Rakete Steven Bergwijn im Porträt

25. Februar 2019 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Er ist 21 Jahre alt, auf der offensiven Außenbahn zuhause und wird mit Topklubs wie dem FC Bayern München, Inter oder Manchester United in Verbindung gebracht. Doch warum ist Bergwijn so begehrt? Wir stellen den Niederländer vor.

Die Gerüchtelage rund um Bergwijn

Zunächst einmal ein Überblick über die aktuellen Gerüchte rund um Bergwijn: Wie bereits eingangs erwähnt sollen sowohl Inter als auch Manchester United und der FC Bayern Interesse am 21-jährigen haben. Bereits Mitte Januar berichtete der niederländische „Telegraaf“, der in der Regel als gut informiert gilt, vom Interesse von Inter und Manchester United, kurz danach legte „Voetbal International“, die wohl beste Quelle in den Niederlanden, nach und berichtete vom Interesse des Rekordmeisters aus Deutschland.

Bergwijn, der zusammen mit Hirving Lozano ein gefürchtetes Duo auf der offensiven Außenbahn bei der PSV Eindhoven bildet, darf, so lauten die übereinstimmenden Berichte, frühestens im Sommer wechseln. Die PSV erhofft sich einen neuen Transferrekord bei einem Verkauf des Spielers. Ein Wechsel wäre offenbar bei einer Ablösesumme, die sich im Bereich von 34 Millionen Euro oder mehr bewegt, denkbar. Doch was zeichnet den Spieler aus, warum interessieren sich die großen Namen für ihn? Wir klären auf!

In der Jugend von Ajax zur PSV – Sukzessive Entwicklung

Der in Amsterdam geborene Steven Bergwijn schloss sich im Jahr 2009 der Jugend von Ajax Amsterdam an, für die er 2 Jahre spielte. Ein wichtiger Schritt in seiner Karriere war der Wechsel zur PSV Eindhoven, den er im Sommer 2011 vollzog. Dort sammelte Bergwijn wichtige Erfahrungen, wurde weiter ausgebildet und schaffte 2015 schließlich den Sprung zu den Profis. Auch wenn er in der Saison 2015/16 nur selten in der 1. Mannschaft spielte und häufig in der Reservemannschaft in der 2. Liga eingesetzt wurde, waren die ersten Erfahrungen in der Profimannschaft wichtig. Er debütierte in der Champions League und in der Eredivisie, konnte sich langsam an das hohe Tempo bei den Profis gewöhnen.

(Photo by Marco BERTORELLO / AFP)

In der Folgespielzeit, also in der Saison 2016/17, gehörte er fast nur noch zur Profimannschaft. Bergwijn wurde häufig als Joker eingesetzt, der von der Bank noch einmal für frischen Wind sorgen sollte. Er spielte in der Königsklasse unter anderem gegen Bayern und Atletico, erzielte in der Eredivisie gegen Zwolle sein erstes Ligator und kam im Endeffekt auf 33 Pflichtspieleinsätze. Die Saison 2017/18 kann man durchaus als den Durchbruch von Bergwijn bezeichnen. Der Flügelspieler avancierte zum Leistungsträger und Stammspieler, hatte einen großen Anteil an der Meisterschaft der PSV.

Bergwijn spielte in 32 Ligapartien, erzielte dabei 8 Treffer und bereitete 11 weitere vor. Zusammen mit Hirving Lozano und Luuk de Jong bildete er ein eingespieltes und treffsicheres Offensivtrio, das kaum auszuschalten war. Auch in der laufenden Saison zeigt Bergwijn sehr gute Leistungen, wieder ist er ein entscheidender Faktor in der PSV-Offensive. Trainer Mark van Bommel vertraut auf seinen 21-jährigen Offensivstar, gewährt ihm die nötigen Freiheiten. 10 Tore und 13 Vorlagen in bisher 30 Pflichtspielen sprechen eine klare Sprache: Bergwijn ist noch einmal besser geworden, hat noch einen Schritt nach vorne machen können. Er ist einer der Topspieler in der Eredivisie, der sich keinesfalls vor den Offensivstars von Konkurrent Ajax verstecken muss. Nun könnte bald der nächste Schritt folgen.

Flexibler Tempodribbler für beide Seiten

Doch was zeichnet den Spieler genau aus? Einerseits ist Steven Bergwijn auf beiden Seiten flexibel einsetzbar. Er kann sowohl links spielen, in die Mitte ziehen und mit seinem starken rechten Fuß abschließen als auch auf der rechten Seite spielen, dribbeln, gefährliche Hereingaben in die Mitte bringen. Sein Antritt ist stark, seine Endgeschwindigkeit ist hoch und die offensive Eredivisie ist genau die richtige Umgebung für einen Spieler seiner Klasse, um sich weiterzuentwickeln und die Abläufe im Angriffsspiel zu automatisieren. Bergwijn dribbelt gerne, kombiniert sehr gerne und gut mit seinen Mitspielern in der Offensive, verfügt über eine gute Passquote.

Auffällig ist, dass Bergwijn zwar sehr viel versucht und auch vom Risiko lebt, aber er erkennt, wann es sinnvoll ist einen riskanten Pass zu versuchen und wann man das Spiel lieber beruhigt. In der diesjährigen Gruppenphase der Champions League bekam es Bergwijns PSV mit Inter, Tottenham und dem FC Barcelona zu tun und auch wenn die Niederländer erwartungsgemäß Gruppenletzter wurden, hatte jeder Gegner Probleme mit der Offensive, die schnell denkt, technisch versiert ist und schnell handelt.

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images,)

Doch der Spielstil von Steven Bergwijn lässt sich nicht nur durch Dribblings charakterisieren. Er lässt sich gerne auch in die Mitte fallen, versucht den Ball nach vorne zu treiben, Pässe in die Schnittstelle zu spielen. Im Konterspiel nimmt er so einen entscheidenden Part ein, seine Entscheidungsfindung ist für einen Spieler seines Alters durchaus hervorzuheben. Zudem schießt er gerne aus der Distanz, handelt oft instinktiv und intuitiv richtig, hat ein Gefühl für die Situation und weiß genau, wann es sinnvoll ist zu dribbeln und wann nicht.

Bergwijn: Spannender Spieler, der noch geschliffen werden muss

Natürlich verfügt der junge Niederländer nicht nur über Stärken, sondern auch über Schwächen. Diese liegen vor allem in der Rückwärtsbewegung. Im Pressing hinterlässt Bergwijn zwar einen guten Eindruck, nach Ballverlusten gelingt es ihm aber noch zu selten schnell wieder hinter den Ball zu kommen, was vor allem auf allerhöchstem Niveau tödlich sein kann. Auch hält er, trotz seiner sehr guten Dribblingfähigkeiten und seiner engen Ballführung, die Kugel manchmal noch zu lange und verschleppt so das Tempo. In der Eredivisie fällt dies nicht so häufig ins Gewicht, in größeren Ligen mit Gegnern auf höherem Niveau könnte das aber deutlich mehr auffallen.

Klar ist: Bergwijn verfügt über sehr gute Anlagen und ist eine verlässliche Größe bei der PSV Eindhoven geworden. Sein Vertrag endet im Sommer 2022, also dürfte spätestens 2020 die Zeit für einen Wechsel, einen neuen Schritt gekommen sein. Der potenzielle Käufer darf nicht erwarten, dass er einen fertigen Spieler verpflichtet, sondern ein großes Talent, das nun seit mehr als 1 1/2 Jahren konstant gute Leistungen zeigt und in einem homogenen Umfeld, wenn es richtig eingesetzt wird, die positive Entwicklungskurve weiter fortsetzen kann.

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Steven Bergwijn ist Teil einer neuen, jungen, hungrigen Generation an niederländischen Talenten, die das Gesicht der Nationalmannschaft in den kommenden Jahren prägen können. Ob er schon reif genug ist um sich bei einem Verein der Größenordnung Manchester United oder dem FC Bayern München durchzusetzen oder zumindest eine gute Rolle zu spielen, lässt sich schwer einschätzen, da der Qualitätsunterschied zur Eredivisie doch recht groß ist. Möglicherweise wäre für den Spieler auch ein Zwischenschritt zu einem größeren, aber noch nicht ganz großen Klub die richtige Lösung.

Prognose

Die guten Leistungen, die nun über einen längeren Zeitraum abgerufen werden und die hohe Summe, die die PSV aus Eindhoven für den Spieler veranschlagt, sprechen dafür, dass Bergwijn entweder den Schritt zu einem Topklub unternimmt oder, sofern er sich für den Zwischenschritt entscheidet, zu einem finanzstarken Klub aus der Premier League wechselt. Grundsätzlich gilt: Bergwijn hat das Zeug dazu um bei fast jedem Klub in Europa zumindest eine gute Backup-Rolle zu spielen. Einige Vereine benötigen Flügelspieler, das trifft nicht nur für die drei hier genannten Interessenten zu. Ein Wettbieten wäre für die PSV finanziell das Beste, was passieren kann. Wer den Spieler im Endeffekt verpflichtet und ob das 2019 oder 2020 der Fall sein wird, ist unklar. Der nächste Schritt in der Karriere des Spielers muss und wird aber zeitnah erfolgen. Und er bringt alles mit um diesen Schritt positiv zu gestalten.

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)


Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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