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Borussia Dortmund: Mut ist der Schlüssel zum Sieg

8. November 2019 | Spotlight | BY Damian Ozako

Spotlight | 1:5, 1:4, 0:6 und 0:5: Die vergangenen Bundesliga-Auswärtsspiele in München wurden für den BVB zur Katastrophe. Spieler und Verantwortliche der Borussen wollen diesmal einen deutlich besseren Auftritt hinlegen. Wie müsste Dortmund auftreten, um drei Punkte beim Rekordmeister zu holen?

FC Bayern im Formtief

Der FC Bayern München hat sich in dieser Saison äußerst selten wirklich stark präsentiert. Folgerichtig wurde die Zusammenarbeit mit Niko Kovac beendet. Hansi Flick übernahm den Trainerposten und feierte unter der Woche in der Champions League sein Debüt als Cheftrainer gegen Piräus (2:0). Auch aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit gab es keine nennenswerten Entwicklungen im Spiel der Bayern. Ein wenig stärkeres Pressing und ein Hauch mehr Kombinationsfreude waren zu erkennen. Das Spiel war trotzdem von vielen Halbfeldflanken und Distanzschüssen geprägt. Eine Spielanlage, die typisch ist für den FC Bayern im Jahr 2019. Die Balance im Spiel stimmte oftmals auch nicht und es klafften riesige Lücken zwischen dem Mittelfeld und den Angreifern. Kurz gesagt: Auf ein schwächeres Bayern München ist der BVB in den vergangenen Jahren nicht getroffen. Die Chance auf ein Erfolgserlebnis in der Allianz Arena war selten größer.

(Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images )

Borussia Dortmund: Trendwende in Sicht?

Das Problem: Der BVB zeigte sich in den vergangenen Wochen ebenfalls nicht von seiner stärksten Seite. Den gesamten Herbst über präsentierte sich die Favre-Elf sehr anfällig, lethargisch und legte einen schwachen Auftritt nach dem anderen hin. Der Schweizer Trainer wurde in den Medien stark angezählt und es gab viel Unruhe rund um den Klub. Doch zuletzt feierte die Borussia drei Pflichtspielsiege in Serie. Gegen Mönchengladbach drehte man in einer starken Schlussphase die Partie und zog ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein. In der Bundesliga überzeugte Dortmund in der zweiten Hälfte gegen Wolfsburg und gewann mit 3:0.

Unter der Woche folgte ein Sieg, der für die Psyche der Spieler noch sehr wertvoll werden könnte: Nachdem man gegen Inter mit einem 0:2-Rückstand in die Pause ging, gab es in der zweiten Halbzeit eine wahres Feuerwerk der Borussen. Angeführt von einem extrem starken Achraf Hakimi, der zwei Tore erzielte, drehte der BVB die Partie und feierte einen wichtigen 3:2-Sieg. Die Diskussionen rund um das Thema Mentalität? Eindrucksvoll ad acta gelegt. Wie nachhaltig diese Leistung ist, wird sich morgen in München zeigen.

(Photo by Jörg Schüler/Getty Images)

Worauf Borussia Dortmund achten muss

Der BVB muss den stärksten FC Bayern erwarten, den es gibt. Denkt man wirklich, dass die Münchener extrem verunsichert auftreten werden und man die Aufgabe nicht zu 100 Prozent ernst nimmt, ist das Spiel schon quasi verloren. Der Rekordmeister ist allein schon aufgrund der individuellen Qualität immer eine Gefahr. Doch im Kollektiv hat man in den vergangenen Wochen etliche Schwächen präsentiert. Diese muss Dortmund ausnutzen. Dafür muss der BVB allerdings auch dominanter und mutiger auftreten als in den vergangenen Jahren. In den letzten vier Auswärtsspielen in München lief man bereits nach allerspätestens zehn Minuten einem Rückstand hinterher und war mehr als nur überfordert. Diesmal muss man von Anfang an höchste Konzentration an den Tag legen.

Bayern darf sich erst gar nicht das Selbstverständnis erspielen, das zuletzt fehlte. Der BVB muss sich viel Ballbesitz erarbeiten und den Gegner in mehreren Phasen des Spiels laufen lassen. Läuft man dem Rekordmeister nur hinterher wird es quasi unmöglich sein, das Spiel unter Kontrolle zu bringen. Dortmund muss Ruhe in die Partie bringen und sich Sicherheit erspielen. Hier ist vor allem Axel Witsel (30) gefragt. Zusammen mit Mats Hummels (30) muss man das Gegenpressing der Bayern geschickt aushebeln. Gelingt das nicht und man verliert ständig den Ball, ist es nur eine Frage der Zeit bis der Gegentreffer fällt. Selbst wenn Bayern wieder nur auf gut Glück etliche Halbfeldflanken in den Strafraum schlägt, wird Lewandowski (31) irgendwann schon das Tor erzielen. Also: Aktiv verteidigen und sich nicht hinten reindrücken lassen. Das würde auf keinen Fall funktionieren. Bayern früh pressen, ohne permanent in Konter zu laufen. Die Balance muss stimmen.

Was Dortmund ebenfalls vermeiden sollte, sind unnötige Standards. Der BVB hat in diesem Bereich Probleme und die Bayern sind dort sehr gefährlich. Spielerisch hat München derzeit riesige Probleme. Lässt man sie über Freistöße ins Spiel kommen, wäre dies aus Dortmunder Sicht mehr als ärgerlich.

Borussia Dortmund: Tempo der Schlüssel

Der BVB hat gegen Inter Mailand gezeigt, dass die Mannschaft dazu in der Lage ist Kombinationen im allerhöchsten Tempo auszuspielen. Die Genauigkeit, die in den letzten Wochen allzu schmerzlich vermisst wurde, ist nun wieder zum Teil da. Lässt man die (personell arg gebeutelte) Defensive des Rekordmeisters ähnlich viel laufen wie die der Nerazzurri, ist es sehr wahrscheinlich, dass man genügend Chancen bekommen wird, um Tore zu erzielen. Es ist klar, dass man den FC Bayern nicht 90 Minuten an die Wand spielen kann, aber immer wieder kommende Druckphasen sind Pflicht, um dem Gastgeber zu schaden. Thorgan Hazard (26), Achraf Hakimi (21) und Julian Brandt (23) haben in den vergangenen Spielen gute Leistungen gezeigt und waren die prägenden Akteure der Dortmunder Offensive. Hazard und Hakimi bringen das Tempo mit, um gefährliche Läufe in die Tiefe zu starten und die Ordnung der Defensive auseinanderzubringen. Diese Läufe sind elementar wichtig und haben in der Herbstkrise der Borussen extrem gefehlt. Nur so kann Dynamik im letzten Drittel entstehen. Brandt bringt das Spielverständnis und die Technik mit, um die entstandenen Lücken zu bespielen und dem Gegner so weh zu tun.

(Photo by Jörg Schüler/Getty Images)

Ein Aspekt des Spiels, das definitiv besser werden muss, sind die Konter Dortmunds. Zu oft machten Ungenauigkeiten der Favre-Elf aussichtsreiche Möglichkeiten kaputt. Gegen Bayern werden Konter sehr wichtig sein, da die Konterabsicherung des Rekordmeisters alles andere als gut ist. Hier kann man der Flick-Elf ordentlich viel Schaden zufügen. Und Gelegenheiten zum Kontern wird es definitiv geben.

Dortmund muss mutig, offensiv, aber auch clever agieren, um Punkte aus München zu entführen. Es ist eine schwierige, aber keine unmögliche Aufgabe. Es gilt eigene Unsicherheiten nicht zu sehr zum Tragen kommen zu lassen und genau diese bei den Bayern auszulösen. Der BVB wird leiden, aber so ist es nun mal in der Allianz Arena. 90 Minuten am eigenen Strafraum zu verweilen, wird Dortmund nichts bringen. Es werden zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die nicht in Topform sind. Alles ist möglich. Aber nur, wenn der BVB dementsprechend auftritt.

(Photo by Jörg Schüler/Getty Images)

Damian Ozako

Damian Ozako

Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.


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