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Borussia Mönchengladbach | Die zwei Seiten des Erfolgs

13. Dezember 2018 | Spotlight | BY Kilian Thullen

Borussia Mönchengladbach ist eine der größeren Überraschungen dieser Bundesligasaison. Aktuell steht man auf dem zweiten Rang hinter Borussia Dortmund und hat bereits jetzt sechs Punkte Abstand auf die Euro-League-Plätze. Zudem haben die Fohlen die zweitmeisten Tore der Liga erzielt, was sich maßgeblich aus einigen Veränderungen im Sommer ergibt.

Die Umstellung auf 4-3-3

Im inzwischen schon traditionellen Sommer-Trainingslager der Borussia am Tegernsee, sprach Trainer Dieter Hecking über die anstehende Systemumstellung zur neuen Saison: „Das 4-3-3 wird das zentrale Thema der Saison werden.“ Und damit behielt er Recht. Die Umstellung vom 4-4-2 auf 4-3-3 tut der Mannschaft sichtlich gut. Die Borussia kann in diesem System eine weitaus größere Gefahr in der Offensive entfalten, als es letzte Saison der Fall war. Mit Neuzugängen wie Alassane Pléa und Michael Lang hat man sich zudem punktuell verstärkt und ist dabei genau auf die Schwächen des Kaders eingegangen. Der Erfolg dieser neuen Formation ist aber nicht nur auf den reinen Systemwechsel zurückzuführen, sondern auch auf einige veränderte Rollen die damit einhergehen. Das bringt jedoch nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer mit sich, die beide in diesem Artikel behandelt werden.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Gewinner

Jonas Hofmann

Der 26-jährige wurde in der Vergangenheit schon mehrere Male als Missverständnis und Fehleinkauf deklariert. In den vergangenen Spielzeiten zumeist auf der rechten Außenposition eingesetzt, agiert er in dieser Saison auf der Achterposition neben Florian Neuhaus. Der Positionswechsel von Hofmann war einer der entscheidenden Maßnahmen Heckings, da der Rechtsfuß seine Stärken im zentralen Mittelfeld deutlich besser ausspielen kann. Primär zu nennen ist dabei seine Pressingresistenz. Hofmann trifft auch stark unter Druck stehend häufig die richtigen Entscheidungen und löst viele Situationen mit einfachen Körpertäuschungen oder simplen Pässen, die das Pressingverhalten des Gegners aushebeln. Zudem entwickelte er im Laufe dieser Saison eine zuvor ungeahnte Torgefahr und konnte dementsprechend bereits sechs Tore und drei Assists erzielen. Im Zuge dieser starken Leistungen wurde der Ex-Dortmunder bereits mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht. Wenn er dieses Niveau beibehalten kann, wird Jogi Löw früher oder später nicht mehr an einer Nominierung vorbeikommen.

Thorgan Hazard

Obwohl Thorgan Hazard bereits in den vergangenen Spielzeiten starke Leistungen ablieferte, stellt seine bisherige Saison diese in den Schatten. Auch er profitiert von der Systemumstellung, da er nun nicht mehr als Außenspieler im 4-4-2 eingesetzt wird, sondern als Flügelstürmer im 4-3-3. Das eröffnet dem Belgier Räume im Zentrum, die vorher von der Doppelspitze besetzt waren. Diese nutzt Hazard häufig mit Einlaufbewegungen, die sowohl für Unordnung im Zentrum sorgen, als auch Platz auf der Außenbahn für den nachschiebenden Außenverteidiger bieten. Mit diesem Verhalten kurbelt der 25-jährige ein ums andere Mal die Offensivbemühungen der Borussia an, um dann selbst zum Abschluss zu kommen oder den besser postierten Mitspieler zu bedienen. Dass ihm das gut gelingt, zeigen die Statistiken: Hazard konnte in dieser Saison bereits acht Tore erzielen und sechs weitere vorbereiten und ist damit Vierter in der Scorerliste der Bundesliga. Auch in der hochkarätig besetzten belgischen Nationalmannschaft konnte Hazard nun Fuß fassen. Beim Spiel gegen die Schweiz (2:5) erzielte er sogar einen Doppelpack. Diese Erfolge bleiben jedoch von anderen Vereinen nicht unbeobachtet und so ist es kaum überraschend, dass Thorgan Hazard bereits mit anderen Clubs in Verbindung gebracht wird. Zuletzt wurde vor allem von einem Interesse von Borussia Dortmund und dem FC Liverpool berichtet.

Florian Neuhaus

Die Verpflichtung von Florian Neuhaus war wieder einmal ein typischer Eberl-Coup. Bereits vor der Saison 17/18 wurde der 21-jährige unter Vertrag genommen und weil der Kontrakt von Neuhaus bei 1860 München zum Saisonende auslief, konnte er ablösefrei verpflichtet werden. Um Spielpraxis zu erlangen, wurde der Mittelfeldstratege jedoch sofort wieder in die 2. Liga an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen. Dort entwickelte er sich zum Stammspieler und war maßgeblich am Aufstieg der Fortuna beteiligt. Eberl machte schon während der Saison klar, dass Neuhaus im Sommer zur Borussia zurückkehren wird. Im neuen System nimmt er zumeist den Platz neben Jonas Hofmann auf der Achterposition ein und glänzt dort mit seinem Spielverständnis, sowie seinen technischen Fähigkeiten. Neuhaus führt zudem gemeinsam mit den beiden Dortmundern Jadon Sancho und Marco Reus die Liste der besten Vorlagengeber der Bundesliga mit acht Assists an.

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Verlierer

Christoph Kramer

Eine der größten Überraschungen bei Borussia Mönchengladbach in der laufenden Saison ist sicherlich die Rolle Christoph Kramers. Der 27-jährige verlor in dieser Saison erstmals in seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach seinen Stammplatz an Tobias Strobl. Trainer Dieter Hecking gibt zudem sowohl den beiden Stammkräften Hofmann und Neuhaus, als auch Denis Zakaria den Vorzug. So kommt Kramer in dieser Saison bisher auf lediglich fünf Einsätze in 14 Spielen. Zurzeit gibt es für Dieter Hecking jedoch keinen Anlass das Mittelfeld umzugestalten. Zu dominant waren die letzten Spiele und zu souverän spielt Tobias Strobl bislang. Zuletzt wurde der Ex-Nationalspieler zusätzlich noch von einem Außenbandriss am Sprunggelenk ausgebremst und fiel damit drei Wochen aus. Sollte sich an der Rolle Kramers in dieser Saison nichts mehr ändern, wird er wohl über einen Wechsel im Sommer nachdenken.

Patrick Herrmann

Geplagt von vielen schweren Verletzungen in den letzten Jahren und doch kämpfte er sich immer wieder zurück: Patrick Herrmann, der sein großes Talent wohl nie ganz ausschöpfen wird. Im Sommer gab es einige Gerüchte, dass ein Abgang des 27-jährigen bevorstehe, ehe er selbst diese mit einem Bekenntnis zu Mönchengladbach beendete. Zu Beginn der Saison, vor allem aufgrund der Verletzungen von Raffael und Stindl, kam er häufiger zum Einsatz und kann sogar einige Torbeteiligungen vorweisen. Im Verlauf der Hinrunde verlor er seinen Platz an die Rückkehrer und in den letzten Spielen werden ihm sowohl Ibrahima Traoré, als auch Fabian Johnson vorgezogen. Das resultiert darin, dass Patrick Herrmann nun bereits einige Spiele von der Tribüne aus verfolgen musste, was die Wechselgerüchte natürlich wieder anheizt. Dass der im Sommer 2019 auslaufende Vertrag verlängert wird erscheint momentan als unwahrscheinlich und so konnte man bereits jetzt von Interesse seitens des VfB Stuttgart und des FC Southampton lesen.

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Fazit

Der Systemwechsel war ein voller Erfolg. Es lässt sich nicht verhindern, dass bei einer solch umgreifenden Veränderung Spieler aussortiert werden müssen, die das neue Anforderungsprofil nicht mehr erfüllen. Zudem spielt Borussia Mönchengladbach bislang wie in einem Rausch und steht vollkommen verdient auf dem zweiten Tabellenplatz. In der Sommerpause eine Mannschaft derart umzukrempeln und ihr ein neues Gesicht zu geben, ist eine starke Leistung. Dabei noch das Händchen zu haben, den richtigen Spielern die richtigen Rollen zuzuweisen, ist eine noch stärkere Leistung. Vollkommen zurecht wurde sein Vertrag Ende November vorzeitig bis zum Sommer 2020 verlängert. Der größte Gewinner der bisherigen Saison ist: Dieter Hecking.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Kilian Thullen

Bosz, Rose & Co. im Herzen, die Bundesliga im Blick. Seinen Durst nach Gegenpressing und dynamischem Offensivspiel stillt Kilian vor allem in Deutschland. Seit 2018 bei 90PLUS.


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